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Auswirkungen der Krise an Bulgariens Schwarzmeerküste

Die Zahl der Urlauber an der bulgarischen Schwarzmeerküste ist nur leicht zurückgegangen – um 5%. Die Betten sind zu 40% belegt – der Grund ist die viel zu große Zahl der Hotels und Ferienwohnungen, eine Folge des Baubooms der letzten Jahre. Dennoch erwartet die Tourismusbranche einen Rückgang der Einnahmen um 20%, weil die Preise deutlich nach unten gegangen sind. Außerdem geben die Urlauber weniger Geld aus, als bisher .In der bulgarischen Tourismusbranche ist nichts mehr so, wie letztes Jahr. Nach jahrelangem Aufschwung und steigenden Urlauberzahlen von bis zu 20 Prozent jährlich will heute niemand so recht prognostizieren, ob Hotelbesitzer und Gastwirte schwarze Zahlen am Jahresende schreiben werden. Die Reiseveranstalter erwarten definitiv eine schwache Saison. Die Buchungen in den großen Ferienorten an der bulgarischen Schwarzmeerküste gehen das ganze Jahr nur schleppend voran.
Albena, Sonnenstrand, Djuni oder der Goldstrand – das heißt normalerweise: Tausende von Touristen. Sie sprechen russisch, deutsch, englisch. Handtuch an Handtuch liegen sie in der Sonne, laufen Eis-Essend am Stand entlang oder sitzen Bier-trinkend in den vielen Strand-Bars und Restaurants. Und, normalerweise ist es auch unmöglich, noch zu Beginn der Saison hier ein Hotelzimmer zu bekommen.
Doch normal ist dieses Jahr gar nichts mehr. Wirtschaftskrise lautet das Stichwort. Die Strände und Restaurants sind zwar nicht ganz leer, aber definitiv leerer als in den letzten Jahren. Die Menschen an der Küste leben jedoch vom Tourismus, genauso wie die Reisebüros. Und die lassen sich jetzt was einfallen, zum Beispiel im Reisebüro von Wassilka Pankowska:

"Wir versuchen, mit unseren Angeboten jeden anzusprechen. Der Rückgang in den Buchungen ist klar abzusehen, obwohl wir erst im Herbst eine erste Bilanz ziehen können. Ich schätze, dass wir etwa 20 Prozent Umsatzverlust haben werden."

Weggeblieben sind in erster Linie die Urlauber aus Großbritannien, Deutschland und Russland, wo der Rückgang knapp 20 Prozent erreicht, erzählt Pankowska. Genau das sind aber die wichtigsten Märkte für die bulgarischen Feriendörfer. Oder besser gesagt, es waren die Hauptmärkte. Die Leiterin der staatlichen Tourismusagentur Anelija Kruschkowa erklärt den Grund:

"Russen und Briten haben in den letzten Jahren relativ viele Ferienwohnungen in Bulgarien gekauft. Die Statistik erfasst diese rund 40.000 Immobilieneigentümer in diesem Jahr nicht mehr als Touristen."

Das bedeutet aber nicht, dass sie den Urlaub nicht in Bulgarien verbringen. Zugleich setzte aber mit der Wirtschaftskrise ein Wandel ein und die Struktur der ausländischen Urlauber hat sich verändert. Die Pauschalurlauber kommen in diesem Sommer nicht mehr aus Großbritannien und Russland, sondern wo anders her: aus Rumänien, Tschechien und Ungarn. Und aus Bulgarien selbst, denn die Bulgaren verzichten selbst in Krisenzeiten ungern auf den Strandurlaub, und die eigene Küste ist doch so nah und billig. So kostet eine Übernachtung im Dreisternehotel umgerechnet 15 Euro, ein üppiges Abendessen – etwa 20 Euro, wie sich die Leiterin der Tourismusagentur Anelija Kruschkowa selbst überzeugen konnte.

"Die Preise sind momentan sehr attraktiv. Aber für die Hotelbesitzer sind die niedrigen Preise ein zweischneidiges Schwert, denn manche von ihnen gehen unter den Wert der angebotenen Leistung. Ich befürchte, dass manche von ihnen Liquiditätsprobleme bekommen."

Noch in den ersten Sommerwochen meldeten die Ferienanlagen an der Schwarzmeerküste einen Zuwachs der bulgarischen Urlauber von 60 Prozent. Aber selbst solche Zahlen können die Hotelinhaber und Gaststättenwirte nicht beruhigen – sie fürchten enorme Verluste wegen der Wirtschaftskrise und sehen ihre Kreditabzahlungen gefährdet. Denn die ganzen letzten Jahre brummte das Geschäft: jede auch noch so kleine Bucht an Bulgariens Schwarzmeerküste wurde in ein zugebautes "Beach Paradise" verwandelt! Auf Kredit, versteht sich. Der Bauboom rächt sich nun – unzählige Baustellen stehen heute still und schrecken die Urlauber nur noch ab. Doch der Baustopp muss kein Nachteil sein, findet die Tourismuschefin Kruschkowa.

"Viele Hotels bleiben in diesem Sommer geschlossen – einerseits gibt es in diesem Jahr weniger ausländische Touristen, andererseits wurde einfach zu viel gebaut. Diese Tendenz zeichnet sich aber nur an der Schwarzmeerküste ab. Im Inneren des Landes ist es nicht so. An der Zubetonierung der Küste ist die globale Finanzkrise nicht schuld. Das Problem werden wir auch in den nächsten Jahren mit uns schleppen, weil einfach unvernünftig viel gebaut wurde."

Viele Branchenkenner in Bulgarien glauben an die "reinigende Kraft" der Krise. Die Panikmache sei ein schlechtes Signal, sagen sie. Die Statistik gibt ihnen recht – die Vier- und Fünfsternehotels waren auch in diesem Sommer ausgebucht. Das heißt: Wer gute Qualität bietet, braucht um seine Existenz nicht fürchten.

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По публикацията работи: Vessela Vladkova


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