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Krise verursacht negativere Haltung der Bulgaren gegenüber Flüchtlingen

Laut 44 Prozent unserer Landleute sind die Flüchtling gezwungen ihr Land zu verlassen, wegen der Gefahr für ihr Leben und die Sicherheit ihrer Familie.
Foto: Rumjana Zwetkowa
Die bulgarische Gesellschaft hat wenig Kontakte mit den Flüchtlingen in unserem Land und kennt kaum ihre Probleme und das könnte zu negativen Vorstellungen führen. Um sich darüber Klarheit zu verschaffen wurde Ende Januar eine repräsentative Unfrage von der Agentur AFIS veranstaltet. Sie ist Teil einer Informationskampagne der bulgarischen staatlichen Agentur für die Flüchtlinge und der WEEKPRESS-Abentur, die die Kenntnisse der bulgarischen Gesellschaft über die Menschen verbessern soll, die bei uns Asyl suchen. Die Kampagne wird mit Mitteln des Europäischen Flüchtlingsfonds mitfinanziert.

Aus der Umfrage ist ersichtlich, dass die Bulgaren zwischen Flüchtlingen und anderen Immigranten bei uns unterscheiden. Laut 44 Prozent unserer Landleute besteht der Unterschied darin, dass der Flüchtling gezwungen ist, sein Land zu verlassen, wegen der Gefahr für sein Leben und die Sicherheit seiner Familie. Jeder dritte der Befragten sieht dagegen die Motive für die Migration in dem Streben in einem Land mit höheren Lebensstandard zu leben. Die Bulgaren haben außerdem eine stark übertriebene Vorstellung von der Zahl der Flüchtlinge bei uns.

„Die Flüchtlinge sind eine kleine und geschlossene Gruppe, mit relativ wenigen Kontakten und diese seltenen Kontakte mit bulgarischen Bürgern sind eine Voraussetzung für das Entstehen einer gewissen mythologisierten und imaginären Vorstellung vom Flüchtling“, erläutert der Meinungsforscher Stephan Georgiew von der Agentur AFIS. „Dieses Bild entsteht auf der Grundlage von Erzählungen anderer Menschen, Bekanten und Verwandten, von Gerüchten, Medienberichten, Spiel- und Dokumentarfilmen. Die meisten unserer Landsleute denken, dass die Flüchtlinge bei uns aus den arabischen Staaten und dem Nahen Osten kommen, was nicht weit von der Wahrheit entfernt ist. Die Umfrage konzentrierte sich auf eine Reihe von Indikatoren, die von der Einstellung der Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen auf alltäglichem Niveau zeugen. Es geht um solche Eigenschaften, wie Religiosität, Erfolgsorientierung, Achtung für die Traditionen usw. 62 Prozent der Bulgaren meinen, dass die Flüchtlinge im wesentlichen Religiöser sind als unsere Mitmenschen. Die bulgarische Bevölkerung erwartet, dass die Flüchtlinge in den meisten Fällen größere Familien haben. Diese Meinung teilen 72 Prozent der Befragten. In Bezug auf den Faktor Erfolgsorientierung gibt es keine klare Tendenz. 30 Prozent meinen, dass die Flüchtlinge stärker auf den Erfolg orientiert sind als die bulgarische Bevölkerung und 29 Prozent - sind der entgegengesetzten Meinung. Laut etwa der Hälfte der Menschen achten die Flüchtlinge eher die Traditionen, als unsere Landsleute.“

In der bulgarischen Gesellschaft gibt es die Vorstellung, dass das Finden von Arbeit, von Status und Papieren und einer Wohnung die drei Hauptprobleme der Flüchtlinge bei uns sind.

„2/3 der Menschen nehmen an, dass man jedem helfen sollte, der in Not ist, auch wenn er ein Flüchtling aus eine anderen Land ist“, sagt der Meinungsforscher. „Der entgegengesetzten Meinung sind lediglich 7 Prozent der Befragten. Das sind vor allem Männer, die Arbeit und ein niedriges Einkommen haben. Ihre Hauptschlussfolgerung lautet, dass die Flüchtlinge Wirtschaftsemigranten sind, die sich für Verfolgte ausgeben, um Asyl von unserem Staat zu bekommen. Sie sehen in ihnen eine Gefahr als Konkurrenten für die Arbeitsplätze und bei der Nutzung der Sozialfonds. Unter den Befragten ist eine gemäßigt positive Haltung gegenüber den Maßnamen auszumachen, die das Niederlassen der Flüchtlinge in unserem Land oder ihre problemlose Integration in die soziale Umgebung erleichtern sollen. 46 Prozent sind einverstanden, dass man die Kommunikationshindernisse mit solchen Menschen durchbrechen muss und sie erfolgreicher integriert werden sollten. Auch eine konkrete mögliche Maßname findet Zustimmung, nämlich das Engagement von Freiwilligen, die den Flüchtlingen helfen aus der ursprünglichen Isolation herauszukommen. Die Hauptschlussfolgerung ist, dass die Auswirkungen der Wirtschaftskrise wegen der sozialen Sicherheit der bulgarischen Bürger größere Angst erzeugen, was auch eine negativere Haltung unserer Landsleute gegenüber den Flüchtlingen verstärkt.“

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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