Alles begann 1976, als John Lansdown aus Großbritannien gerade mal 20 Jahre alt war. Er träumte von Bulgarien als einem kleinen, wunderschönen, sonnigen Land, wo er eines Tages zu Hause sein wird. Er stellte sich damals alles in Details vor – die alten Häuser mit Steindächern, die schmackhaften Obst und Gemüse im eigenen garten. Davon träumte John ganze 30 Jahre lang, bis sein Traum eines Tages Wirklichkeit wurde. Der Engländer besuchte Plowdiw und betrat das Geburtshaus und Museum des berühmten Plowdiwer Malers Zlatjo Bojadschiew. Und auf einmal erkannte John in Bojadschiews Bildern seine Träume – die gleichen alten Häuser und sonnigen Landschaften. Wie kam es aber überhaupt dazu, dass der Brite von Bulgarien träumte?
„Als ich noch ein Kind war, wollte mein Vater unbedingt in einem Skiort arbeiten. Man bot ihm eine Stelle in Bulgarien an, er entschied sich aber für die Schweiz“, erinnert sich John Lansdown heute. „Irgendwie blieb ich aber an Bulgarien hängen und phantasierte gern, wie denn unser Leben in Bulgarien hätte werden können. Ich sah mir viele Dokumentarfilme über Bulgarien und über die Folklore an. Und dann sah ich Zlatjo Bojadschiews Bilder, die genau wie meine Träume aussehen“, schwärmt John.
Sein Nachname Lansdown ist ein Künstlername, es ist der Familienname seiner Mutter, mit welchem er seine eigene Bilder unterzeichnet. Denn Wahl-Bulgare ist nämlich auch Maler, hat sich der Landschaftsmalerei gewidmet und ist von der unangetasteten Natur Bulgarien angetan. In seinen Bildern erwachen die Details in der magischen Harmonie der Natur wieder auf. John hat die Rhodopen und das Balkangebirge zig Mal bewandert und kennt sie wie seine Westentasche. Ans Herz gewachsen ist ihm aber das schmucke Dorf Warba im Sredna-Gora-Gebirge, im Fuße des mächtigen Balkanzuges.
„Ich komme aus Nordengland, wo es eigentlich auch Berge gibt“, erzählt weiter John Lansdown. „Die Berge in Bulgarien sind aber ganz anders, majestätisch. Ich liebe alte Sachen, ich liebe über alles den alten Stil in den mittelalterlichen Häusern. Dieses Flair geht bei uns in England leider verloren, und hier lebt es weiter“, schwärmt John.
Und obwohl er in den Bergen lebt, zieht ihn Plowdiw magisch an. Deshalb ist der Wahl-Bulgare oft in den engen Gassen der Plowdiwer Altstadt zu sehen. Er hat inzwischen einen Freundeskreis und verbringt mit ihnen Stunden, vertieft in Gesprächen über Kunst und Malerei. Und die Altstadt ist in vielen seiner romantischen Bildern zu sehen.
„Dieses Flair hatte auch England, ist aber mit der Zeit verloren gegangen“, trauert John. „Ich male die städtische Landschaft absichtlich klassisch, und nicht impressionistisch. Ich wünsche mir, dass in meinen Bildern die Seele der Bulgaren erkennbar ist, ihre Musik und ihr Gemüt. Sie haben mit dem Pragmatismus in England nichts zu tun, und das ist gut so“, sagt John Lansdown.
Die Malerei ist nicht die einzige Leidenschaft von John Lansdown. Er stellt auch altertümliche Musikinstrumente nach. Und versucht sich auch als Bildhauer und Grafiker. Seit 2011 ist er Mitglied des Künstlerverbandes von Plowdiw. Als nächstes will der Engländer Portraits der großen bulgarischen Revolutionäre Levski und Botew malen.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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