Es passiert häufig, dass aus einem Zeitvertreib eine Liebe fürs ganze Leben wird. Für den Flötenspieler Dimitar Marinkew ist es so. Als Schüler entdeckte er für sich die Blockflöte, das in Bulgarien ein recht seltenes Instrument ist, und sie diktierte seinen weiteren Lebenskauf. Er lernte zuerst an der Musikschule und danach an der Akademie, besuchte eine Meisterklasse der niederländischen Pädagogin Marjolijn van Roon und setzte daraufhin seine Ausbildung am Konservatorium der holländischen Stadt Enschede fort – natürlich im Fach Block- und Barockflöte.
„Ich schwamm damals ganz in eigenen Gewässern – war 23 Jahre alt und begann die Feinheiten der Kunst des Blockflötenspiels zu erlernen“, erinnert sich Dimitar Marinkew. „In der Niederlanden verbrachte ich sieben Jahre, danach ging ich nach Deutschland. Zuerst studierte ich Blockflöte, danach Barockflöte und schließlich auch Cembalo. Auch Gesang habe ich gelernt, um richtig phrasieren zu können. Beide Künste, Gesang und Instrumentalkunst, stehen in engem Zusammenhang; sie sind den gleichen Musikgesetzen unterworfen.“
„Meine große Liebe gilt der barocken Querflöte“, erzählt weiter Dimitar Marinkew. „Ich nutze sie stets, wenn es darum geht, alte Musik zu interpretieren. Seit rund drei Jahren lebe ich eher in Deutschland, wo ich in verschiedenen international besetzten Orchestern spiele und mit ihnen Konzerte gebe. Als Kammermusiker arbeite ich vor allem mit dem Kölner Kammerensemble zusammen. Seit 15 Jahren geben wir verschiedene Konzerte – im Sommer in Frankreich, im Winter in der Schweiz und zu Weihnachten in Deutschland. Mittlerweile kann ich auf mehr als 700 Soloauftritte zurückblicken. Die ständige Interpretation der gleichen Stücken führt dazu, dass man sich zunehmend mehr auf die Details konzentriert, was wiederum der Interpretation zugute kommt.“
Die Liebe zur alten Musik veranlasste Dimitar Marinkew eine Reihe von Konzerten in Bulgarien zu organisieren, die er mit seinem Kommilitonen vom Konservatorium in Amsterdam, den finnischen Cembalisten Aaro Häkkinen, gab. Das kleine Barock-Festival, das 2005 ins Leben gerufen wurde, fand in der finnischen Botschaft in Sofia einen eifrigen Unterstützer. Gerngesehene Gäste waren finnische Instrumentalisten, wie auch bulgarische Musiker und Sänger. Auch Meisterklassen wurden organisiert. Kollegen von Dimitar Marinkew setzen heute dieses Festival fort - „Die Kunst des Barocks“ ist nunmehr vom Kulturprogramm der Hauptstadt nicht mehr wegzudenken.
Es ist nicht einfach, immer auf der Höhe der Interpretationskunst zu sein, um das Publikum mit virtuosen Darbietungen erfreuen zu können. „Das kostet mit Sicherheit viel Mühe“, sagt uns Dimitar Marinkew, der auf etwas Anderes den Akzent setzt: „Es geht nicht darum, die am schwierigsten zu spielenden Stücke auszuwählen, sondern die Stücke entsprechend meisterhaft zu interpretieren und eine emotionelle Brücke zum Publikum zu schlagen“, sagt der Interpret. „Wir sind Bühnenkünstler. Nur wir auf der Bühne wissen, wie schwer einige Stücke zu spielen sind. Wichtiger als das brillantre Spiel ist, das Publikum mitzureißen.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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