Im letzten Monat der unvollständigen Amtszeit der Orescharski-Regierung wurde das Thema über die Diversifizierung der Erdgaslieferungen neu aufgegriffen und aktualisiert. Das geschah während einer Sitzung des bulgarisch-kroatischen Ausschusses für Wirtschaftskooperation in Zagreb, bei der Möglichkeiten über die Lieferung ab 2017 von kroatischem Erdgas von der nördlichen Adria nach Bulgarien erörtert wurden. Besprochen wurden auch konkrete Varianten zur Verbindung der Gasnetze Bulgariens und Kroatiens über Serbien, Ungarn und Rumänien. Da Bulgarien starkes Interesse am kroatischen Projekt für verflüssigtes Erdgas bekundet, wurde vereinbart, dieses Projekt in den kommenden Wochen in Sofia vorzustellen. Sicherlich wird das nicht vor dem Rücktritt des Kabinetts von Orescharski erfolgen, doch die in Zagreb zwischen zwei EU-Staaten geschlossenen Vereinbarungen bleiben in Kraft, zumal sie der europäischen Politik zur Diversifikation von Energiequellen, Routen und Anbietern entsprechen. Nach dem Rücktritt von Orescharski wird Staatspräsident Rossen Plewneliew eine Interimsregierung ernennen. Der bulgarische Staatschef hat bereits im Oktober 2013 in Gesprächen mit dem kroatischen Präsidenten Ivo Josipovic unmissverständliches Interesse für die kürzlich in Zagreb besprochenen Themen an den Tag gelegt. Die Regierung von Plamen Orescharski wird ihrem Nachfolger auch Energieabkommen mit Zypern hinterlassen. Mitte Juni hat Außenminister Kristian Wigenin mit seinem zypriotischen Amtskollegen JoannisKasulidis über die wichtige Rolle diskutiert, die Zypern wahrscheinlich bei der Gaslieferung an Flüssig-Gas-Terminale in Griechenland spielen wird. Die Rede ist vom künftigen Nord-Süd-Gaskorridor, bei dem über Bulgarien Gaszustellungen nach Rumänien und Mitteleuropa erfolgen könnten. Die jetzige bulgarische Regierung geht, aber die Politik zur Diversifizierung der Energielieferungen bleibt, nicht zuletzt auch deshalb, weil es in unserem Land keine bedeutende politische Kraft gibt, die sich ihr widersetzen würde.
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