In Bulgarien und Rumänien gehören die Kunden zu den EU-weit schlechtesten Schuldenzahlern. Das belegt die Studie 2014 "Europäische Zahlungsgewohnheiten" der EOS-Gruppe, die in zwölf europäischen Ländern vorgenommen wurde. Als Hauptgrund für die schlechte Zahlungsmoral wird die Krise genannt, aber auch die schlechten Zahlungsgewohnheiten von Geschäftsleuten und Endkunden, die geändert werden sollten. In Deutschland, Frankreich und Spanien sind die Kreditnehmer am zuverlässigsten, während die Gläubiger in Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und Griechenland, aber auch in Großbritannien einen langen Atem haben müssen. Das sagte für Radio Bulgarien Rajna Mitkowa vom Verband der Inkassounternehmen in Bulgarien. Am schlechtesten sei hierzulande die Finanzdisziplin in den Bereichen Handel und Dienstleistungen.
„Die bulgarischen und rumänischen Unternehmen sind in diesem Jahr die schlechtesten Schuldenzahler in Europa“, sagte Rajna Mitkowa. „De facto werden in Bulgarien und Rumänien 70 Prozent der Kredite rechtzeitig zurückgezahlt, 25 Prozent werden verzögert und 5 Prozent als uneintreibbar abgetan. Ganz anders ist die Lage ist Deutschland, das mit gutem Beispiel vorangeht – dort werden Schulden und Rechnungen in 83 Prozent pünktlich beglichen, in 16 Prozent der Fälle wird die Zahlung hinausgezögert und nur 2 Prozent sind schlechte Kredite. Auch in Frankreich werden 80 Prozent der Schulden rechtzeitig zurückgezahlt. Als Ganzes sind die Kreditnehmer in Westeuropa disziplinierter als in Osteuropa“, resümiert Rajna Mitkowa.
Als meistgenannte Gründe für schlechte Zahlungsmoral führen die bulgarischen Schuldner den Mangel an Cash sowie verzögerte Zahlungen von Seiten eigener Kunden an, was zu einem Teufelskreis führt. Privatkunden klagen über Arbeitslosigkeit (35 Prozent) oder zahlen ihre Schulden vorsätzlich nicht zurück (31 Prozent), berichtet Frau Mitkowa. Im Vergleich zu den restlichen Ländern in Osteuropa verlangen die bulgarischen Kreditgeber die kürzeste Rückzahlungsfrist von ihren Kunden, vor ihnen sind allein ihre polnischen Kollegen. Die längste Zahlungsfrist geben Industriefirmen ihren Kunden (40 Tage), die kürzeste – Unternehmen, die sich mit Handel befassen (34 Tage) oder diverse Dienstleistungen anbieten (37 Tage). Damit sie ihre Schulden effizienter eintreiben, engagieren bulgarische Unternehmer zunehmend mehr Inkassofirmen.
„Bedauerlicherweise assoziiert man bei uns Inkasso immer noch mit den stämmigen Jungs in Lederjacken, die in den 90er Jahren die schlechten Schuldner aufsuchten. Wir treiben die Schulden aber auf ganz normale Weise ein – wenige Tage nach einer ausstehenden Zahlung schicken wir eine SMS an den Kunden. Danach rufen wir ihn, wenn nötig auch mehrmals an, um die Gründe für die Zahlungsverzögerung zu erfahren und gemeinsam eine Lösung zu finden. Sollte das nichts bringen, suchen wir die Schuldner nach drei Monaten vor Ort auf – auf der Arbeit oder zu Hause. Falls auch das nicht zum Erfolg führt, gehen viele Kreditoren gerichtlich gegen ihre Schuldner vor. Das sind die gesetzlich vorgesehenen Schritte. Wichtig ist aber auch, wie die Mitarbeiter einer Inkassofirma an den Schuldner herangehen. Wir sind darauf bedacht, unseren Kunden Achtung entgegen zu bringen und ihre Gefühle nicht zu verletzen, denn wir haben es schließlich mit Menschen zu tun. Es kann jedem von uns passieren, seine Rechnungen nicht begleichen zu können. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Leute viel geneigter sind, ihre Schulden abzuzahlen, wenn man behutsam handelt.“
Wie hoch ist die Erfolgsquote?
„Das hängt vom jeweiligen Wirtschaftssektor ab. In der Finanzindustrie liegt die Eintreibungsquote in den ersten Verfristungsmonaten bei 100 Prozent und das allein durch SMS, Telefonate und Schreiben. Die Telekommunikationsgesellschaften wenden sich an Inkassofirmen nach einer Zahlungsverzögerung von 3 Monaten. Dort ist die Erfolgsquote ebenfalls unterschiedlich und könnte 30 Prozent binnen weniger Monate erreichen. Wie gesagt – es hängt vom Sektor ab und davon, wie lange man auf die Schuldeneintreibung gewartet hat“, sagte abschließend Rajna Mitkowa vom Verband der Inkassounternehmen in Bulgarien.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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