Seit einigen Jahren zählt die Outsourcing-Industrie in Bulgarien zu den zuwachsstärksten Sparten. Allein im ersten Halbjahr 2014 legte die Branche um 16% zu. Für das laufende Jahr gehen Branchenvertreter von einem Gesamtwachstum von 25% aus. Auch die kurzfristigen Perspektiven sind positiv. Die Outsourcing-Industrie erwirtschaftet rund 3% des Bruttoinlandsprodukts Bulgariens. Branchendaten prognostizieren in spätestens drei Jahren einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro. Gegenwärtig steht ein etwas bescheidener Umsatz zu Buche. Die laut Business-Rangliste der Wirtschaftszeitung "Kapital" 15 größten Unternehmen im Sektor erwirtschafteten im Vorjahr über 240 Millionen Euro und verzeichneten damit ein Einnahmeplus von 13%. In diesen 15 Unternehmen sind rund 11.000 aller landesweit 20.000 Angestellten im Sektor beschäftigt.
Der Begriff Outsourcing stammt aus dem Englischen und bedeutet in verständlicher Sprache die Abgabe von Unternehmensaufgaben und -strukturen an externe oder interne Dienstleister- meistens Finanz- und Buchhaltungsleistungen, diverse Aufgaben im Rahmen des Humankapitalmanagements, Kundenbetreuung, Erarbeitung von Software. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um s.g. Callcenter (Telefon-Beratungszentren), die standortunabhängig und global Kunden einer gegebenen Firma betreut. Wenn beispielsweise ein spanischer Kunde des US-Giganten Hewlett Packard irgendeine Frage zu irgendwelchen Dienstleistungen oder Produkten des Unternehmens hat, könnte sich herausstellen, dass er de facto im Callcenter des Unternehmens in Sofia anruft. Davon gibt es in Bulgarien Dutzende Beispiele - und zwar nicht nur in der Hauptstadt Sofia, sondern auch in Plowdiw, Weliko Tarnowo und Warna.
Zu den globalen Outsourcing-Unternehmen in Bulgarien gehören u.a. Concentrix Corporation, IBM, TeleTech, Coca Cola, Adecco und Dutzende weitere weniger oder mehr bekannte Firmen. In einer Reihe von internationalen Outsourcing-Studien nimmt Bulgarien einen der vorderen Plätze ein. In der Rangliste des renommierten Beratungsunternehmens A.T. Kearney liegt unser Land weltweit auf dem neunten Platz und ist damit der einzige Staat Europas in den Top10. Auch in Mittel- und Osteuropa zählt Bulgarien zu den führenden Outsourcing-Standorten mit dem größten Investitionspotential. Neben Belgrad und Bukarest sowie den großen polnischen Regionalzentren zählen Sofia und Warna zu den größten "Akteuren" am Regionalmarkt und sind geeignete Standorte für neue Outsourcing-Zentren, vermerkt seinerseits das renommierte Beratungsunternehmen Colliers International.
Die Gründe, warum die großen Outsourcing-Firmen für den Ausbau ihrer Unternehmungen und Hochtechnologiedienstleistungen Bulgarien bevorzugen, sind unterschiedlich - angefangen von superschnellem Internet über preisgünstige moderne Büroräume, geeignetes Personal und niedrige Arbeitskosten bis in zur EU-Mitgliedschaft unseres Landes. Als weiteren Grund nennen Investoren die sprachlichen Fähigkeiten der bulgarischen Mitarbeiter. Von Bulgarien aus werden Dienstleistungen für Außenkunden in Dutzenden Sprachen gedeckt.
In den kommenden zehn Jahren hat Outsourcing in Bulgarien ein enormes Entwicklungspotential. Wenn es uns gelingt, unser Land in das richtige Licht zu rücken, könnten wir die Zweifel um Mythen wie - Bulgarien ermangelt es an Fachleuten und an einem guten Investitionsklima - zerstreuen, präzisiert das Wirtschaftsministerium. Auch bestätigen das die Zahlen, laut welchen derzeit in der Region unter einem Drittel der führenden internationalen Unternehmen in der Branche präsent sind und künftig weitere Investoren gewonnen werden sollen.
Übersetzung: Christine Christov
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