Blues, Soul, Funk, Latino – das ist nur ein Teil der bunten Palette, die das Internationale Jazz-Fest in Bansko diesmal angeboten hat. Eines der größten Musikforen in Bulgarien bietet seit Jahren eine Bühne sowohl für traditionelle, als auch für experimentierfreudige Interpreten an. Auch die diesjährige 18. Ausgabe machte keine Ausnahme.
Der Boogie-Pianist Silvan Zingg aus der Schweiz tritt normalerweise Solo auf. Nach Bansko kam er aber mit seinem Trio und wurde vom Publikum mit großem Applaus empfangen. Silvan ist der einzige europäische Musiker, der von B. B. King im Mai dieses Jahres persönlich Abschied genommen hat. 2011 hat der Pianist an das Konzert der Blueslegende beim Festival in Montreux teilgenommen.
Die bezaubernde Carmen Souza aus Cabo Verde hat ihr neues Album vorgestellt, das sie zwischen ihren Auftritten in England, Portugal und den USA aufgenommen hat. Es enthält Autorenstücke, die sie zusammen mit dem Bass-Gitarristen ihrer Band – Theo Pascal aufgenommen hat.
Die Anwesenheit von Musikern wie Shelly Berg ist eine Ehre für jedes Festival weltweit. Er spielt mit derselben Leichtigkeit sowohl Jazz, als auch Klassik und leitet die angesehene Musikakademie in Miami, USA. Zweimal wurde er bereits für Grammy nominiert.
„Ich bin Lehrer auch deswegen geworden, weil ich die Unterrichtsweise ändern wollte“, sagte Shelly Berg. „Ich animiere die angehenden Musiker dazu, zu improvisieren. Seit Beginn des 20. Jh., als die Tonaufnahmetechnik besser wurde, erwartet das Publikum perfekte Konzertauftritte. Darunter hat die Kunst der Improvisation gelitten, die Jahrhunderte lang existiert. Mein neues Album wurde zusammen mit dem Royal Philharmonic Orchstera aufgenommen. Als ich bei der Interpretation improvisiert habe, waren einige Kritiker etwas skeptisch.“
Shelly Berg teilte seine Begeisterung von den jungen bulgarischen Kollegen mit, mit denen er in Bansko zusammen aufgetreten ist. „Ich habe ihnen meine Kompositionen zugeschickt und bereits bei der ersten Probe habe ich festgestellt, dass sie sie mindestens so gut wie die Interpreten in den USA kennen.“
Jazz Eagles Big Band heißt die Band der türkischen Luftstreitkräfte, die von Murat Aksoy geleitet wird. Das beliebte Orchester kam nach Bulgarien mit der bekannten Jazz-Interpretin Yildiz Ibrahimova, die in Bulgarien geboren wurde. In den letzten Jahren arbeitet die in der Türkei lebende Sängerin stets an die Vertiefung der bulgarisch-türkischen Beziehungen im kulturellen Bereich. In Bansko stellte sie ihr gemeinsames Programm mit den „Adlern“ vor.
„Wir haben sowohl bekannte Stücke, als auch Elemente aus der türkischen Folklore in unserem Repertoire“, sagte Yildiz Ibrahimova. „Ein Teil des Programms haben wir zusammen mit der Band beim Nationalen Rundfunk in Ankara aufgenommen. Im April eröffneten wir das Internationale Jazz-Fest in der Hauptstadt. Wir waren auch in vielen Städten unterwegs.“
Etliche der Gäste sind keine Neulinge in Bansko. Darunter die britische Gruppe Incognito: „Für die Hörer des Nationalradios Bulgariens: ich bin Bluey von Incognito. Ich hoffe, dass ihr die Freude am Leben mittels Musik teilen könnt. Ich hoffe auch, dass sie für euch unterhaltend und eine interessante Reise ist“. Bluey ist zum zweiten Mal in Bansko. Er erinnert sich an vergangene Treffen: „Wenn man ständig unterwegs ist und die ganze Welt bereist, vergisst man häufig, wo man überall gewesen ist“, erzählt Bluey. „Es bleibt nur ein Hauch der Atmosphäre, ein Gefühl. Ich habe von meinem letzten Besuch hier in Erinnerung behalten, dass die Menschen hier aufmerksam sind. Ich freue mich immer wieder, interessante Persönlichkeiten kennenzulernen, wie auch dass ich das Talent besitze, mich mittels Musik mitzuteilen und damit die Herzen der Menschen erreiche. Jeden Tag verwirkliche ich meinen Kindheitstraum aufs Neue. Als ich 5 Jahre alt war, sagte ich mir: Du wirst Musik machen. Zu Hause wurde ich unterstützt und meine Großeltern rieten mir immer: Tue das, was du am innigsten willst… Ich gründete meine Gruppe mit der Vorstellung, dass sie ständig Wandlungen erfahren wird. Und deshalb heißt sie auch so. „Incognito“ ist eine Art Plattform, die jeder für seine ganz speziellen Wege nutzen kann. Und so bereiten zurzeit einige Mitglieder ihre ganz speziellen Projekte vor, die von mir unterstützt werden. Sie sind meine Familie. Neue kommen, andere gehen – wir bleiben aber ständig in Kontakt.“
In Bansko fand sich zum internationalen Jazz-Fest auch Ray Dorset ein, der als Frontmann, Sänger und Songschreiber der Band Mungo Jerry bekannt ist, mit der er zahlreiche Hits, wie „In the Summertime“ produzierte. Ray war bereits zwei Mal in Bansko; die dortige Atmosphäre, das herzliche Publikum und die Aussicht auf neue Freundschaften zogen ihn ein drittes Mal dorthin. „Im Sport geht es darum, den Besten zu ermitteln. Wer zuerst das Ziel erreicht, steht an der Spitze. Wir Musiker haben es nicht nötig, den besten zu ermitteln“, erzählt Ray Dorset. „Einige steigen ins Showbusiness mit dem einzigen Ziel ein, absolute Spitze zu werden und bekommen anscheinend das Gefühl, unsterblich zu sein. Andere wiederum denken, dass man so viel Geld machen kann. Ich meinerseits will nur das Publikum unterhalten und mache es mit Liedern, die auf den ersten Blick recht gewöhnlich erscheinen. Ich möchte, dass sich die Menschen am Leben freuen und das auch mit Musik.“
Unter den zahlreichen internationalen Teilnehmern war ferner das David Helbock Trio aus Österreich. Dieses Trio gilt, wie sein Gründer selbst als nonkonformistisch und das ist deutlich herauszuhören. Die drei Musiker sind mit Herz und Seele dabei und überzeugten das Publikum in Bansko mit ihrer innovativen und stimmungsvollen Musik. Eine unverkennbar zentrale Stellung nimmt der Pianist und Komponist David Helbock ein. 2011 gewann er übrigens den "Outstanding Artist Award" Österreichs.
Übersetzung: Milkana Dehler und Wladimir Wladimirow
Fotos: Bulfoto
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