Wie immer wartete sie wieder mit einer Überraschung auf – sie sang Partien nicht nur für Sopranstimme, sondern auch für Mezzosopran. Sie versicherte, dass sie weiterhin eine Sopranistin sei; sie habe für das Eröffnungskonzert speziell gerade solche Partien aus ihrem Repertoire ausgewählt. Die Arien stammen aus Opern wie „Die Milde des Titus“ und „Don Giovanni“ von Mozart, „Der Barbier von Sevilla“ und „Semiramis“ von Rossini, „Don Carlos“ und „Die Macht des Schicksals“ von Verdi. Dirigentin des Konzertes war die Italienerin Speranza Scappucci, die zum ersten Mal Bulgarien besuchte. Wie sie uns jedoch verriet, pflege sie schon lange Kontakte zu bulgarischen Künstlern – es sei nur ein Frage der Zeit gewesen, Bulgarien aus nächster Nähe zu erleben.
Das Neujahrsmusikfestival ist ein wahres internationales Ereignis, denn nach Sofia kommen jedes Mal hochrangige Interpreten – in diesem Jahr aus Spanien, den USA, Tschechien, Griechenland, Argentinien, Georgien, Österreich, Großbritannien, um nur einige zu nennen, die die Vielfalt unterstreichen. Unter den Gästen war das niederländische Osiris-Trio mit Ellen Corver (Klavier), Peter Brunt (Violine) und Larissa Groeneveld (Violoncello). Ihr Programm hieß „Eingebung“ und dem Publikum wurde viel davon gegeben, denn unter den vorgestellten Werken waren solche von Beethoven und Mendelssohn.
Und noch ein Akzent aus dem Programm des diesjährigen Neujahrsmusikfestivals. Am 11. und 12. Dezember präsentierten sich Sieger des internationalen Komponistenwettbewerbs in Luxemburg, der von der Bulgarin Albena Petrovic-Vratchanska organisiert wird. Die Jugendphilharmonie „Pionier“ unter der Leitung von Ljubomir Denew Sohn spielte Werke von Nachwuchskomponisten aus den USA, Frankreich, Luxemburg, Tschechien, Griechenland und Bulgarien.
Eine musikalische Zeitreise boten uns ihrerseits der bulgarische Pianist und Komponist Alexander Rajtschew Junior, das bulgarische Quarto Streichquartett und der argentinische Bandoneonspieler Matías González.
„Klassisch und romantisch“ hieß das Programm, das der Geiger Dimitar Burow und der Pianist Ludmil Angelov den Liebhabern ihrer Interpretationen boten. Die Geigerin Joanna Kamenarska und die Pianistin Irina Georgiewa stellten ihrerseits ein Programm vor, das sie mit „Die Seele Schumanns“ betitelten. Es gab aber auch recht ungewöhnliche Konzerte, wie „Akkorde des Lichts“ mit Musik des geistigen Lehrers Petar Danow und „Klassik trifft den Jazz“...
Doch das Neujahrsmusikfestival ist nicht nur für erfahrene Kenner und Musikliebhaber. Auch in diesem Jahr wurde eigens ein Kinderprogramm gestaltet. Die Reihe nennt sich „Konzerte auf Kissen“, wobei der Titel wörtlich zu nehmen ist - Klassische Musik für Kinder und Erwachsene, die alle zusammen auf Kissen sitzen. Die Distanz zwischen Künstlern und Publikum ist geschmolzen. Jeder der Konzertbesucher schnappt sich ein Kissen und setzt sich ungezwungen auf dem Boden, ganz wo er will...
Das Neujahrsmusikfestival 2015 wird aber erst im Neuen Jahr zu Ende gehen und zwar am 1. Januar mit Werken von Manuel de Falla, Georges Bizet, Léo Delibes, Camille Saint-Saëns, Nikolai Rimski-Korsakow und anderen, vereint unter dem Motto „Der Geist Spaniens“. Solisten werden die italienische Sopranistin Federica Lombardi und der Geiger Vesko Eshkenazi sein. Als Dirigent wurde der in Venezuela geborene Spanier José Luís Gómez Ríos geladen.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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