In Bulgarien gibt es Hunderte Volksfeste, die auf alten Traditionen aus der Vorchristenzeit beruhen. So verflechten sich bis heute noch auch die heidnischen Traditionen mit der Sage über die Geburt Christi. Zwar wird auch im orthodoxen Bulgarien der Weihnachtsbaum geschmückt und an Weihnachten werden Geschenke ausgetauscht, doch viele Bräuche und Sitten am Fest der Geburt Christi sind althergebracht und versetzen uns Jahrhunderte zurück
Kaum jemand in Bulgarien wird heute genau sagen können, was ein "budnik" ist. Schade eigentlich, denn mit dem "budnik" hängt einer der schönsten Weihnachtsbräuche in Bulgarien zusammen. Abgeleitet wird es aus dem bulgarischen Wort für Heiligabend, "budni wetscher", und bedeutet so viel, wie "die ganze Nacht wach bleiben". Die ganze Familie blieb in der Nacht wach, um die Geburt Christi zu begrüßen. Mit "budnik" bezeichnet man aber auch den Baumstumpf, der während der ganzen Nacht vom Heiligabend auf den ersten Weihnachtstag im Kamin brennen muss, als Symbol für die Wärme im Familiennest. Es war ein Ritual für sich, den Baumstumpf auszusuchen und ins Haus zu bringen. Zu Beginn des 19. Jh. gab es noch genaue Vorschriften, welche Baumarten sich für den Baumstumpf am Heiligabend eignen. Damals wurden nur dreijährige Eichen ausgesucht, da sie im Volksglauben der Bulgaren als heilig geehrt wurden. So wurden zum Beispiel in Dörfern, wo es keine Kirche gab, die Gottesdienste unter einem alten Eichenbaum abgehalten. Junge, unverheiratete oder frisch vermählte Männer kleideten sich festlich an und gingen in den Wald, um den "budnik" auszusuchen. Nachdem die Eiche ausgesucht wurde, mussten seine Zweige so gestutzt werden, bis nur ein gerader Stumpf übrig blieb. Wenn die Männer aus dem Wald mit dem Stumpf zurückkamen, wurden sie an der Türschwelle des Hauses von den ebenfalls festlich gekleideten Hausfrauen empfangen. Anschließend stimmten die Frauen in der Familie gemeinsam ein Lied an.
Und während das Kaminfeuer eine Männersache war, hatten die Hausfrauen mit der Vorbereitung der Speisen am Heiligabend alle Hände voll zu tun. Eine der wichtigsten Aufgaben war das Backen der rituellen Weihnachtsbrote. Sie hatten verschiedene Symbolbedeutungen. Zu aller erst musste jenes Brot gebacken werden, das dem eigentlichen Fest, der Geburt des Christkindes, gewidmet ist. Dieses ovale Brot fasste man als eine Art Opfergabe an Gott auf und so wurde es auch bezeichnet: Gottesbrot oder Heiligbrot. Nachdem die Ritualbrote gebacken waren, konnte man endlich die Festtafel decken. Bis heute noch gilt, dass am Heiligabend eine ungerade Zahl an Gerichten aufgetischt werden – sieben, neun oder elf verschiedene Speisen symbolisieren die Hoffnung, dass der Tisch im kommenden Jahr weiterhin reich gedeckt sein wird. Früher war es sogar üblich, dass man am Heiligabend auf dem Boden aß. Man streute Stroh aus und darauf legte die Hausfrau ein weißes Leinentuch. Das sollte an die Geburt Christi in der Krippe erinnern, der Brauch wird aber heute wohl kaum noch eingehalten. Zum Tischschmuck gehört unbedingt ein kleines Basilikumsträußchen, das mit einem roten Faden zusammengebunden ist. Rot gilt als die Farbe des Lebens und das Basilikum soll Gesundheit bringen. Früher hing am roten Faden eine Silbermünze und inmitten des Sträußchens wurde eine kleine Kerze eingebracht, die am Heiligabend, an Weihnachten und am Neujahrstag brennen musste. Vermutlich ist das die bulgarische Variante des Adventkranzes.
Heiligabend ist der letzte Tag der 40tägigen Fastenzeit vor Weihnachten und deshalb werden nur fleischlose Gerichte aufgetischt. Die traditionellen Speisen sind daher neben dem selbstgebackenen Brot die weiße Bohnensuppe, die mit Reis, Karotten und Kräutern gefüllten Sauerkrautrouladen und Paprikaschoten. Dazu kommen Trockenobst, Wallnüsse und unbedingt Knoblauch auf den Tisch, der ja angeblich die bösen Geister vertreibt. Außerdem war es üblich, dass man an der Festtafel Platz für die verstorbenen Verwandten ließ. Der älteste Mann in der Familie brach das Brot und teilte jedem ein Stück aus, die verstorbenen Familienmitglieder mitgezählt. Das Besondere am Weihnachtsbrot ist, dass die Hausfrau beim Kneten des Brotteiges eine Silbermünze und eine kleine Knospe der Kornelkirsche darin versteckt. Wer die Silbermünze fand, den erwartete ein erfolgreiches Jahr. Für die Bulgaren viel wertvoller war aber die Knospe der Kornelkirsche, die Gesundheit bringen soll. Den ersten Bissen musste man hoch legen, damit die Kinder, die Tiere und das Getreide groß wachsen. Während des Abendessens durfte niemand aufstehen, damit auch die Hühner von den Eiern nicht aufstehen. Der erste, der am Heiligabend nieste, hatte Glück, denn er bekam das erste Lamm im neuen Jahr versprochen. Die Junggesellen und die unverheirateten Mädchen versteckten den ersten Bissen des Weihnachtsbrotes unter dem Bettkissen, denn sie glaubten, in dieser heiligen Nacht von der künftigen Braut oder dem Auserwählten zu träumen. An den Wallnüssen, am Mehl und am Feuer im Kamin deutete man, wie das nächste Jahr sein.
Bulgarien ist ein Land mit einer äußerst reichen, vielgestaltigen Folklore, die einen großen Schatz an Liedern, Märchen, Legenden, Sitten, Bräuchen, Trachten und Volksfesten einschließt. Vielerorts wird die Folklore heute nur noch von Volkskunstgruppen wachgehalten. Deshalb leben altertümliche Traditionen nur noch zu großen kirchlichen, Familien- und Volksfesten weiter. Die Verstädterung und der Alltag im modernen Zeitalter haben auch in Bulgarien dazu geführt, dass diese Traditionen nur noch passiv gepflegt werden. Die meisten dienen heute ausschließlich der Unterhaltung; immer weniger Menschen kennen ihre ursprünglichen Inhalte und Rituale. Da macht das Weihnachtsfest leider keine Ausnahme. Dabei sind die Weihnachtsburschen vom Fest der Christi Geburt nicht weg zu denken. Junge Männer – früher waren nur Junggesellen zugelassen – zogen an Weihnachten in Festtagstracht gekleidet von Tür zu Tür. Dabei spielten sie auf dem Dudelsack, und sangen Lieder. Als Dank für die überbrachten Segenswünsche erhielten sie speziell für dieses Ritual gebackene Brötchen, die sehr an Brezeln erinnern.
Das Weihnachtsfest dauerte früher drei Tage lang. Am Morgen ging man in die Kirche und anschließend versammelten sich alle auf dem Dorfplatz, wo die Ritualbrötchen der unverheirateten Mädchen ersteigert wurden. Es war eine Frage der Ehre für jeden Junggesellen, das Brötchen seiner Auserwählten zu ersteigern, egal, was es ihm kostete. In Südbulgarien war es Brauch, dass die Weihnachtsburschen am ersten Weihnachtstag einen rituellen Reigentanz tanzen. Viele Volksfeste in Bulgarien beruhen auf alten heidnischen Traditionen, und da machen selbst religiöse Feiertage, wie Weihnachten keine Ausnahme. Man glaubte, vergesse man an Weihnachten, das ausgeliehene Salz zurückzugeben, werde man Augenschmerzen bekommen. Hörte man an Weihnachten einen Rausch am Ohr, so bedeutete es, dass ein Schutzengel vorbei gekommen ist. Deshalb musste man sich drei Mal bekreuzigen und sich etwas wünschen. Nach der langen Fastenzeit aß man am Mittag, nach der Messe in der Kirche, zum ersten Mal Fleisch. Am ersten Weihnachtstag bereitete man Schweinebraten mit Sauerkraut vor. Bis heute noch kommt diese traditionelle Speise auf die Festtafel an Weihnachten, wenn wieder ein großes Familienfest gefeiert wird.
Deutsche Fassung: Vessela Vladkova
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