Im Nationalen archäologischen Museum wurde die neueste Ausstellung mit den interessantesten Funden der vergangenen Grabungssaison eröffnet. Es ist übrigens die 10. Exposition dieser Art und die Hauptstädter und Besucher Sofias sind auch diesmal von der Vielfalt an Artefakten überrascht, auf die die Archäologen gestoßen sind. Diesmal steht die Ausstellung unter dem Motto „Gold“.
Wir sprachen mit dem Direktor des Archäologischen Instituts der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, Dr. Ljudmil Wagalinski, der uns mehr über die gezeigten Exponate sagte:
„Es ist sicher reiner Zufall, aber gerade zu unserer Jubiläumsausstellung können wir etliche Goldgegenstände zeigen, die die Archäologen im vergangenen Jahr entdeckt haben – sie sind etwa 350 an der Zahl, von denen wir vorerst 18 dem breiten Publikum vorstellen“, erzählt der Chefarchäologe. „Diese Goldgegenstände stammen aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte – angefangen bei der Urgeschichte, über die Antike bis zum Mittelalter. Ich selbst bin sehr überrascht, denn bei planmäßigen Ausgrabungen, wie auch bei Rettungsgrabungen kommen selten so viele Goldgegenstände ans Tageslicht. Wir hatten aber Glück und nun können wir dem Publikum so einiges bieten, das für gewöhnlich besonders vom Gold angezogen wird.“
Bei der Eröffnung der Ausstellung dankte Dr. Wagalinski seinen Kollegen aus dem ganzen Land für die Mitarbeit bei der Gestaltung der Exposition. 13 regionale Museen haben Exponate beigesteuert, die in den vorjährigen Ausgrabungsarbeiten ans Tageslicht gekommen sind und in den nachfolgenden Monaten sorgsam konserviert und restauriert wurden. Die Funde stammen aus rund 50 Ausgrabungsstätten, verstreut im ganzen Land. Archäologisch erforscht wurden sowohl Dörfer, dessen Namen die Zeit getilgt hat, als auch wichtige Kulturzentren, wie das antike Apollonia (das heutige Sosopol), die mittelalterliche bulgarische Reichshauptstadt Pliska und die heutige Hauptstadt Sofia, deren Geschichte sich in der Vergangenheit verliert.
Wie Dr. Wagalinski andeutete, trennen die 18 Goldgegenstände zuweilen Jahrtausende voneinander. Die ältesten stammen aus dem späten Paläolithikum, d.h. vor etwa 40.000 Jahren und die „neuesten“ aus dem Mittelalter. Laut dem Kurator der Ausstellung Kamen Bojadschiew würde die Exposition nicht nur einen Akzent auf das Gold setzen, sondern auch auf wertvolle Artefakte aus der Urgeschichte. So wird der bisher älteste in Europa bekannte Goldgegenstand vorgestellt. Und noch ein sensationeller Fund des letzten Grabungssommers, der gezeigt wird: einer der ältesten Silbergegenstände Europas, der in der Rhodopen-Höhle „Haramijska Dupka“ nahe der Stadt Dewin entdeckt wurde. Die Ausstellung ist also tatsächlich „goldig“, nicht nur was den Reichtum an Edelmetall, sondern auch den historischen und Kulturwert anbelangt.
Der Direktor des Archäologischen Instituts Dr. Wagalinski nutzte die Gelegenheit und informierte, das im April dieses Jahres der berühmte urbulgarische Goldschatz von Nagyszentmiklós, der im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt wird, nach Bulgarien kommen wird. Dieser Schatz wird zum ersten Mal im Original außerhalb Wiens und Budapests gezeigt werden. Das Nationale archäologische Museum in Sofia wird diese Ausstellung mit gleichaltrigen Exponaten aus der Zeit des Ersten Bulgarenreich ergänzen. In Antwort auf die Geste des Kunsthistorischen Museums Wien wird Bulgarien dort eine Ausstellung über die frühe Goldgewinnung und Metallurgie auf heute bulgarischem Boden arrangieren. Sie wird die kulturgeschichtliche Entwicklung aus dem Blickwinkel der Metallverhüttung und -Bearbeitung verdeutlichen. Die meisten Funde stammen aus dem historischen Bergwerk bei „Ada Tepe“ in den Rhodopen. „Dort wurde bereits in der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus Gold gewonnen, d.h. in der Epoche unmittelbar vor dem Trojanischen Krieg“, präzisierte Dr. Wagalinski, Direktor des Archäologischen Instituts der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Weneta Pawlowa und Nationales archäologisches Museum
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