Der weltweite Kampf gegen die Verbreitung von Covid-19 hat nicht nur den Alltag der Menschen verändert, sondern auch Feiertage und Rituale, darunter auch das Fest der Auferstehung Christi.
Die Katholiken begangen bereits Ostern zu Hause vor dem Fernseher; die Messe von Papst Franziskus im Petersdom in Rom wurde live übertragen. Ihm zur Seite standen einzig einige wenige Geistliche.
Trotz des Ausnahmezustands, der in Bulgarien vorerst bis zum 13. Mai dauern wird, stehen die Kirchen des Landes für Besucher offen – sowohl während der gesamten Karwoche, als auch zum anstehenden orthodoxen Ostern. Die Gottesdienste werden jedoch bei Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen zelebriert, um Menschenansammlungen zu vermeiden.
Eine Umfrage von Radio Bulgarien ergab, dass Ostern für die Menschen hierzulande trotz aller Einschränkungen ein fröhliches Fest für die Seelen und Familien der Bulgaren ist, auch wenn es in diesem Jahr etwas bescheidener ausfallen wird.
„Selbst in den Kirchen wird es anders als gewohnt aussehen, in die sich sicher weniger Menschen als sonst einfinden werden“, meint der Journalist Borislaw Radoslawow.
„Es ist nichts Schlechtes, wenn man dennoch zur Kirche geht, um eine Kerze zu entzünden und sich vor den Ikonen zu verneigen – natürlich bei Einhaltung aller Sicherheitsregeln. Jeder kann selbst für sich entscheiden, ob er nicht vielleicht doch zu Hause bleibt und am Hausaltar sein Gebet spricht, wie es empfohlen wird.“
Laut Radoslawow übt die Covid-19-Epidemie trotz aller negativen Seiten auch eine positive Wirkung auf die Menschen aus:
„Ich habe bemerkt, dass die Menschen zunehmend mehr über Gott, Glauben und Demut sprechen. Es wäre gut, wenn wir uns auch nach Ende der Epidemie weiterhin solche Gedanken machen würden.“
Veränderungen, die die Krise mit sich gebracht hat, sieht auch die Unternehmerin Michaela Stojkowa:
„Ich bin davon überzeugt, dass uns die derzeitige Lage viele positive Dinge bringt. Wir sind geeinter, konzentrieren uns auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben und auf das, was uns keiner nehmen kann – die Unterstützung der Familie und seitens Freunden sowie der Glaube an das Gute.“
Was das Fest selbst betrifft, trägt es Michaela, die vom Glauben her evangelisch ist, mit Fassung, dass sie Ostern zu Hause bleiben und nicht zum Gottesdienst in die Kirche gehen wird. Sie wird „virtuell“ mit dabei sein, zumal die Liturgien der evangelischen Kirchen in Bulgarien seit Beginn des Ausnahmezustands online übertragen werden.
„Unabhängig von der ganzen Situation werde ich Ostern wie immer begehen“, sagt ihrerseits Antoinetta Jotowa. „Ich werde mich natürlich an die Appelle halten und nicht zur Kirche gehen, aber mit einigen Bekannten werde ich dennoch zusammenkommen, um Eier zu färben und den Osterkuchen zu backen und das wird's dann auch schon gewesen sein.“
Ihre Haltung zum Glauben und Gott bleibt unverändert, hofft aber, dass die Ungläubigen und jene, die die Existenz Gottes anfechten, es sich anders überlegen und ihre Sicht ändern.
Die Sondermaßnahmen und die Unsicherheit, die Begleiterscheinungen des diesjährigen Osterfests sind, verursachen bei einigen Mitbürgern Unbehagen:
„Ich bin ein Mensch, der sich an die Traditionen hält“, gesteht die Übersetzerin Diana Dimitrowa. „Zu Ostern versammelt sich die gesamte Familie und wir gehen gemeinsam zur Kirche. Das wird mir nun mit Sicherheit fehlen, ich will aber daraus kein Drama machen, denn wir müssen uns ganz einfach auf die jetzige Lage einstellen.“
Die vergangenen drei Jahre begingen Diana und ihr Mann das Osterfest zusammen mit deren Tochter, die in Deutschland lebt und arbeitet. In diesem Jahr wird das nicht möglich sein, denn die Reisefreiheit ist eingeschränkt und die Familie wird sich mit Online-Treffen begnügen müssen. Damit werden sich auch Tausende andere Bulgaren abfinden und das Auferstehungsfest mit ihren Nächsten auf elektronischem Wege begehen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: BTA, Luisa Lasarowa
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