Die Erklärung über strategische Partnerschaft zwischen Bulgarien und Rumänien vom 15. März 2023 überwindet in gewisser Weise den Rückstand aus der Vergangenheit, was die Entwicklung des enormen Potenzials in verschiedenen Bereichen angeht, das zwischen unseren beiden Ländern besteht. Das sagte der bulgarische Botschafter in Bukarest Radko Wlajkow. Er sprach mit Wladimir Mitew von der rumänischen Redaktion von „Radio Bulgarien“ über die qualitativ neue Phase, in die die bilateralen Beziehungen eingetreten sind sowie über aktuelle Fragen im Zusammenhang mit den traditionellen bulgarischen Gemeinschaften in Rumänien.
Laut Botschafter Rajkow zeugt die Erklärung von der gestiegenen Verantwortung unserer beiden Länder in der Schwarzmeerregion, auch im Kontext des Krieges in der Ukraine. Und sie zielt auf die Überwindung der Hindernisse für den Schengen-Beitritt Bulgariens und Rumäniens ab.
„Bekanntlich erfüllen sowohl Bulgarien als auch Rumänien seit mehr als 11 Jahren die technischen Kriterien für die Schengen-Mitgliedschaft. Beide Länder teilen ein gewisses Unverständnis und Enttäuschung über die Tatsache, dass zusätzlich zu den technischen Kriterien auch politische Kriterien angewandt werden, die unseren Schengen-Beitritt bisher verzögert haben. Wichtig für mich ist aber auch der von den Präsidenten geäußerte und in der Erklärung enthaltene Wunsch, dass Bulgarien und Rumänien ihre Aufnahme in den Schengenraum weiterhin gemeinsam verfechten. Das ist ein sehr wichtiger Bereich unserer Zusammenarbeit mit kurzfristigem Charakter vor dem Hintergrund der strategischen Dimension der Unterzeichnung von zwei Abkommen, die bereits fertig ausgearbeitet sind. Das erste Abkommen bezieht sich auf das Projekt „Fast Danube“, das eine ganzjährige Schifffahrt auf der Donau ermöglichen soll und das zweite sieht den Bau einer neuen Eisenbahnbrücke im Raum Ruse-Giurgiu vor. Wir erwarten, dass beide Dokumente in den nächsten Monaten unterzeichnet werden und wirklich einen neuen Impuls für die bilaterale Zusammenarbeit geben und unsere gemeinsame Philosophie untermauern, dass die Donau uns nicht trennen sollte“, betonte Botschafter Radko Wlajkow.
In Bezug auf die Ukraine wird nicht nur klare Unterstützung für dieses Land bekundet, sondern auch die Absicht, die Verteidigungs- und Sicherheitskooperation zwischen Bulgarien und Rumänien zu stärken.
„In der Erklärung wird das gemeinsame Verständnis Bulgariens und Rumäniens zum Krieg in der Ukraine hervorgehoben. Beide Länder verurteilen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und stufen ihn als eine der schwersten Verletzungen des Völkerrechts ein. Bulgarien und Rumänien werden die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen weiterhin nachdrücklich und uneingeschränkt unterstützen. Die Erklärung enthält auch eine Klarstellung bezüglich der Hoheitsgewässer und das Recht auf Selbstverteidigung“, präzisierte Botschafter Wlajkow.
Es stehen auch Zusammenarbeit und Konsultationen im Zusammenhang mit dem Beitritt Bulgariens und Rumäniens zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bevor.
„Bulgarien reiht sich unter die Länder, denen Rumänien in seinen Beziehungen größte Bedeutung beimisst. Zu dieser Gruppe zählen die Vereinigten Staaten, Frankreich, Spanien, Italien, Polen, Ungarn, die Türkei, Japan usw. Die Auflistung dieser Länder zeigt, dass Bulgarien einen sehr würdigen Platz in den Zukunftsabsichten Rumäniens einnimmt“, betonte Botschafter Wlajkow.
Dem bulgarischen Diplomaten zufolge haben sich unsere beiden Länder in den letzten Jahren wiederentdeckt, wovon auch die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen zeugt:
„Wir sind mit dem Entwicklungsstand dieser Beziehungen sehr zufrieden. Der bilaterale Handel nimmt stetig zu. Im vergangenen Jahr lag das Handelsvolumen laut verschiedenen Statistiken bei über 8 bis 8,5 Milliarden Euro. Rumänien ist definitiv der zweitgrößte Außenhandelspartner Bulgariens, während Bulgarien unter den Außenhandelspartnern Rumäniens an dritter bis vierter Stelle rangiert. Diese ausgezeichneten wirtschaftlichen Ergebnisse wurden vor dem Hintergrund der problematischen Verkehrsverbindungen zwischen unseren beiden Ländern erzielt, denn es gibt nur zwei Brücken und zwei Grenzübergänge zu Land“, erklärte Radko Wlajkow. „Mein Ziel als Botschafter ist es, mit dem Team der Botschaft in Bukarest zusammenzuarbeiten, um mehr direkte Kontakte herzustellen, um die zwischenmenschlichen Beziehungen zu fördern“.
Bei der letzten Volkszählung in Rumänien im Jahr 2021 erklärten sich 6.000 Menschen als Bulgaren. Die rumänischen Bürger, die ihre bulgarische Identität, Sprache und Kultur bewahrt haben, verdienen laut Botschafter Wljakow Bewunderung und großen Respekt.
Radko Wlajkow betonte die Notwendigkeit, Kurse zum Erlernen der bulgarischen Sprache in Rumänien zu organisieren, wo derzeit gewisse Schwierigkeiten bestehen.
„Das Erlernen der bulgarischen Sprache ist nicht nur eine Notwendigkeit für die Minderheit, um die Verbindung zu Bulgarien aufrechtzuerhalten. Das Erlernen der bulgarischen Sprache könnte für einige Rumänen ein Beruf sein. In diesem Zusammenhang bemühen wir uns auch um die Einrichtung bulgarischer Lehrstühle an verschiedenen Universitäten“, so Botschafter Radko Wlajkow abschließend.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: mfa.bg, BTA
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