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Wirtschaftsfragen im Gespräch mit Berlusconi

Morgen kommt der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi zu einem offiziellen Besuch nach Bulgarien. Die Visite war auf dem Sondergipfel der Union im September in Brüssel vereinbart worden. Was erwartet man von dem anstehenden Besuch?

Vor einem Monat unterhielten sich Silvio Berlusconi und sein bulgarischer Amtskollege Bojko Borissow über den Beitritt Bulgariens zur Eurozone, die Zukunft der Kernenergienutzung und die Zustellung von Erdgas. Offensichtlich werden diese Themen in Sofia wieder aufgegriffen werden, sohl im Gespräch unter vier Augen, als auch in der Sitzung der Delegationen beider Länder.

Die Visite Berlusconis wird ganz unter dem Zeichen des 130jährigen Jubiläums seit der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen Bulgarien und Italien stehen. Aus diesem Anlass werden beide Spitzenpolitiker eine philatelistische Sonderausgabe freigeben. Auf einer Zeremonie in der italienischen Botschaft in Sofia werden dann Orden ausgetauscht: Borissow erhält den Verdienstorden der Republik Italien, während Berlusconi von Staatspräsident Georgi Parwanow den Orden „Stara Planina“ mit Band verliehen bekommt.

Der Besuch des italienischen Ministerpräsidenten erfolgt im Kontext der Wirtschaftspartnerschaft, die für Bulgarien strategisch ist. Unabhängig der globalen Krise wird Italien in Bezug auf den Warenaustausch mit Bulgarien an zweiter Stelle rangieren.

Auch wenn es nicht an die große Glocke gehängt wird, bewegt Berlusconi vor allem die Frage nach der Position Bulgariens zum Projekt „Südstrom“. Italien ist mit dem Ölmulti ENI mit dabei und unterhält partnerschaftliche Beziehungen zum russischen Gasgiganten „Gazprom“. Über diese Pipeline sollen jährlich 63 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland über Griechenland, Bulgarien und Serbien bis nach Italien gepumpt werden. Der Gast wird nun in Erfahrung bringen wollen, ob die neue Regierung in Sofia eventuell nicht versuchen wird, aus dem Projekt mehr für Bulgarien herauszuschlagen.

Ein anderes Wirtschaftsthema wird die Ausdehnung des italienischen Energieversorgers ENEL in Bulgarien sein. Seit einigen Jahren beteiligt sich das Großunternehmen an der Modernisierung des Wärmekraftwerkes „Maritza Ost 3“. Hinsichtlich eines anderen bulgarischen Großprojektes, nämlich der Baud es zweiten bulgarischen Kernkraftwerkes bei Belene, werden italienische Unternehmen wenig Interesse zeigen, weil sie im eigenen Land genug Arbeit haben – in Italien erlebt die Kernenergienutzung wieder einen Aufschwung. Dafür will ENEL aber eine wichtige Rolle in der Entwicklung der erneuerbaren Energieträger in Bulgarien spielen. Unlängst wurde das erste Windkraftwerk in der Nähe von Kawarna an der Schwarzmeerküste in Betrieb genommen.

Berlusconi stattet Bulgarien in einer innenpolitisch und für ihn persönlich schwierigen Periode einen Besuch ab. Seit einiger Zeit toben die verschiedensten Skandale, die an der Moral des italienischen Ministerpräsidenten zweifeln lassen. Das italienische Kassationsgericht hat unlängst die Immunität Berlusconis als Premier aufgehoben und er wird nun auch wegen Interessenkonflikt vors Gericht zitiert werden.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Atanas Zenow


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