Überlieferungen zufolge wurden die ersten Bonsai bereits vor 2000 Jahren gezogen, und zwar in China von der Han-Dynastie. Seine weltweite Verbreitung verdankt der Minibaum jedoch dem Land der aufgehenden Sonne – Japan. In der Übersetzung aus dem Japanischen bedeutet Bonsai „in eine Schale pflanzen“. Allerdings ist die Haltung eines Bonsai kein leichtes Unterfangen. Dafür braucht es einer ganz bestimmten Technik, gärtnerischer Fähigkeiten, künstlerischer Begabung, reicher Fantasie sowie Naturliebe.
Interessant ist die Tatsache, dass sich vor allem Männer diesem Hobby verschreiben. Einer der bulgarischen Bonsai-Fans ist Swilen Dobrew aus Gorna Orjahowitza. Ihn habe das Foto eines Miniatur-Baums in einer Zeitschrift begeistert, erzählt Swilen. Heute hält er über 20 Bonsai. Zu seiner Sammlung gehören bizarre Zedern, Kiefern, Kornelkirschen, Weißbuchen, Fichten und diverse Apfelbäume im Mini-Format. Swilen hält seine Bäume ausschließlich im Freien. Wie die anderen Bäume in der freien Natur verlieren auch seine Zöglinge im Herbst ihre Blätter, blühen im Frühjahr und tragen Früchte. Wird aus jedem Baum ein Bonsai?
„Prinzipiell kann jeder Strauch und Baum als Bonsai gehalten werden“, weiht uns Swilen in die Geheimnisse der altertümlichen Kunst ein. „Bevorzugt werden jedoch wiederstandsfähige Bäume mit kleinen Blättern. Dadurch wirkt der Bonsai harmonischer. Beim Einpflanzen des Baumes in einen kleinen flachen Topf sollte man darauf achten, dass sich Stamm und Blätter in etwa die Waage halten. Früher habe ich wahllos zu einem Baum gegriffen und danach überlegt, wie ich ihn am besten gestalten kann. Das hat jedes Mal sehr viel Zeit gekostet. Heute könnte man meine Baumwahl mit Liebe auf den ersten Blick bezeichnen. Ein Baum muss mich ansprechen, mich irgendwie beeindrucken.“
Der Anfang, so Swilen, sei gar nicht so einfach gewesen. Es gab nur spärliche Informationen über die Bonsai-Kunst, in seinem Bekanntenkreis gab es niemanden, der sein Hobby teilte. Seit zwei Jahren gibt es jedoch den Bonsai-Klub Bulgarien, der rund 20 leidenschaftliche Liebhaber der altertümlichen Kunst vereint. Hier können Mitglieder Informationen austauschen und die Bonsai-Kunst popularisieren. Zudem organisiert der Klub Veranstaltungen, bei denen unter anderem namhafte europäische Experten zeigen, wie man einen Bonsai beschneidet. Viele Mitglieder haben eigene Blogs, in denen sie über die Feinheiten der Bonsai-Haltung berichten. Worin besteht die hohe Kunst der Bonsai-Haltung?
Bei jedem einzelnen Bonsai muss die Harmonie stimmen. Der Baum im Topf sollte, unabhängig von seiner Größe, einem hundertjährigen Baum in freier Natur gleichen“, erklärt Swilen. „Sehr wichtig ist zudem die Bearbeitung der Wurzeln, denn Baum und Topf müssen miteinander harmonieren. Das Gefäß, in das der Baum gepflanzt wird, sollte flach und klein sein. Sehr wichtig ist zudem die Bearbeitung der Zweige mit Draht, da Pflanzen in Richtung Sonne wachsen. Ziel ist es, einen alten Baum nachzugestalten, dessen Zweige sich beispielsweise unter der Last des Schnees biegen. Deshalb werden die Äste mit Draht umwickelt und wahlweise gebogen. Auch wenn der Draht später entfernt wird, wachsen die Zweige weiter in die gewünschte Richtung.“
Die Verwandlung eines Baumes in einen Bonsai nimmt von wenigen Stunden bis Jahre in Anspruch. In der Regel verlangt diese Hobby tägliche Pflege. Swilen bringt es Entspannung, Freude und Abwechslung.
Übersetzung: Christine Christov
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