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Bulgarien im Internationalen Jahr der Biovielfalt

Foto: www.cbd.int/2010
Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2010 zum Internationalen Jahr der Biovielfalt erklärt. Federführend ist die UNESCO, die sich im Rahmen des Programms „Mensch und Biosphäre“ diesem für das Überleben der Erde so lebenswichtigen Problem zuwendet. Die weltweite Kampagne steht unter dem Motto „Biovielfalt bedeutet Leben, die Biovielfalt ist unser Leben“. Bis 2010 wollte die Weltgemeinschaft den Verlust der Biovielfalt stoppen. Das Ziel war zu hoch gesteckt. Aus diesem Grund startete nun eine breit angelegte Kampagne, die auf dieses Problem aufmerksam machen und eine neue Zukunftsstrategie aufzeigen soll. Das neue Strategiepapier soll im September diesen Jahres auf der 65. Tagung der UN-Vollversammlung verabschiedet werden. Zur gleichen Zeit ist ein Gipfeltreffen zum Thema Biovielfalt geplant.

Bulgarien ist europaweit eines der drei Länder mit der größten Biovielfalt. In den bulgarischen Gebirgen gibt es nach wie vor naturbelassene Wälder, in denen Äxte und Motorsägen verboten sind und in denen sich Bären, Wölfe und Füchse tummeln, die in vielen Teilen Europas nur noch in Märchenbüchern anzutreffen sind. Rund ein Drittel des Landes ist Teil des Europäischen Naturschutz-Netzes „NATURA 2000“. Jedoch lauert der bulgarischen Bilderbuchnatur Gefahr – von gierigen Baulöwen, die vor nichts Halt machen. Aus diesem Grund wollen sich das Umweltministerium und Naturschützer aktiv in die weltweite Kampagne zum Schutz der Biovielfalt einbringen.

13 Prozent der in Bulgarien wachsenden höheren Pflanzen sind Endemiten, d.h. sie sind ausschließlich bei uns und auf dem Balkan anzutreffen. Gleiches gilt für 19 Tierarten. Die stellvertretende Umweltministerin Ewdokja Manewa führt einige weitere beeindruckende Tatsachen an.

„In Bulgarien gibt es 3.900 höhere Pflanzenarten, 4.900 verschiedene Pilze, 1.606 Arten von wirbellosen Tieren und 20.900 verschiedene Insekten. Bei uns sind 100 Säugetierarten und 218 Fischarten anzutreffen. Von weltweit 35 Fledermausarten wurden in Bulgarien 33 gesichtet. Beunruhigend ist die Tatsache, dass sich 106 höhere Pflanzenarten in der Roten Liste der gefährdeten Flora wiederfinden. Der Naturreichtum hat zudem wirtschaftliche Bedeutung“, beton Vizeministerin Manewa weiter. „ Auf den heimischen Wiesen und Wäldern sind 250 Heilkräuter anzutreffen. Bulgarien gehört zu den größten Kräuterexporteuren Europas. Von den 200 hiesigen Pilzarten werden zehn in der Industrie verwendet. Unser Land ist einer der größten Pilzexporteure, besonders für Steinpilze.“

Von enormer Bedeutung für den Erhalt der außerordentlich reichen Flora und Fauna ist eine adäquate Gesetzgebung für Schutzgebiete. In Bulgarien gibt es drei Nationalparks – in den Gebirgen Rila und Pirin sowie im Balkangebirge. Zudem gibt es 11 Naturparks, 16 Biosphärenreservate, zahlreiche Schutzgebiete und natürliche Sehenswürdigkeiten. Gegenwärtig erarbeitet werden die Verordnungen für die Verwaltung der Natura2000-Schutzgebiete. Landesweit sind diesem Netzwerk 342 Schutzgebiete angeschlossen. Im vergangenen Jahr wurde die Aufnahme von einheimischen Territorien in das Netzwerk hinausgezögert, denn von der Vorgängerregierung waren dafür nur unzureichend Mittel eingeplant worden. Dieses „Versäumnis“ hat die neue Regierung für das laufende Haushaltsjahr korrigiert.

„In diesem Jahr sollen die 24 Schutzgebiete für Wildvögel ausgerufen werden“, erklärt Umweltministerin Nona Karadschowa. „Geplant ist zudem die Aufnahme von weiteren Schutzgebieten gemäß der Habitat-Richtlinie. Bis Jahresende sollen dem Netz weitere 80 Schutzgebiete angeschlossen werden. Im Jahr 2010 startet zudem die kartografische Erfassung aller natürlichen Habitate. Ab Juli können zum Operationellen Umweltprogramm die ersten Projekte zur Verwaltung von Vogelschutzgebieten eingereicht werden. In der Zwischenzeit werden die seit langen im Ministerium hinterlegten Pläne zur Verwaltung der Naturparks Strandscha, Sinite Kamani, Persina, Goldstrand und Schumener Hochebene bearbeitet.“

Das neue Team des Umweltministeriums stellt eine striktere Kontrolle der Naturschutz-Gesetzgebung in Aussicht, vor allem gegen profitgierige Investoren, den Bau von überflüssigen Hotels sowie den in letzter Zeit verstärkten Bau von Wasserkraftwerken, Solaranlagen und Windparks. Zudem hat sich das Ministerium die ehrgeizige Aufgabe gestellt, beim Schutz der Biovielfalt mit der Wirtschaft zu kooperieren.

„Das Hauptproblem ist das Investitionsinteresse an Standorten in der herrlichen Natur des Landes“, argumentiert Vize-Ministerin Manewa. „Wir sind uns dessen bewusst, dass wir nur mit Verboten nicht viel erreichen. Wir müssen die Wirtschaft für unsere Ziele gewinnen. Deshalb ist im Internationalen Jahr der Biovielfalt eines unserer Hauptanliegen, die Wirtschaft als Partner zu gewinnen.“

In diesem Jahr soll zudem das Schutzgebietsverzeichnisses des Landes aktualisiert und in Bulgarisch und Englisch veröffentlicht werden. Ferner wird sich das Ministerium an der Herausgabe der aktualisierten Roten Liste geschützter und bedrohter Arten in Bulgarien beteiligen. 1984 waren landesweit 763 Pflanzenarten vom Aussterben bedroht, heute beträgt diese Zahl 553. Dabei muss präzisiert werden, wie viele dieser mehr als 200 Arten ausgestorben und wie viele Arten sich erholt haben.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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