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Rentenversicherungssystem steht erneut vor Herausforderungen

Im Jahre 2025 werden ein Fünftel aller Bürger Bulgariens älter als 65 Jahre sein
Foto: BGNES
Im Jahre 2000 wurde das Rentenversicherungssystem in Bulgarien einer grundlegenden Reform unterzogen. Heute, zehn Jahre danach, erweist sich, dass erneut Veränderungen notwendig sind, denn inzwischen hat sich in der Krankenkasse ein Defizit von umgerechnet 300 Millionen Euro angehäuft. Über die Ursachen und die einzuleitenden Maßnahmen fand in Sofia eine Diskussionsrunde statt, organisiert vom Zentrum für Wirtschaftsentwicklung und dem Balkaninstitut für Arbeit und Sozialpolitik.

Sozialminister Totjo Mladenow war unter den Teilnehmern. Er sieht folgende Mängel: „Einer der größten Fehler im Rentenversicherungssystem liegt meines Erachtens im Ausbleiben einer Kontrolle der Reformergebnisse. Auch das Reformmodell selbst wurde in gewissen Weise verdreht“, sagt Minister Mladenow und führte weitere Mängel im Rentenversicherungssystem an: „In den Jahren wurden die Versicherungsbeiträge verringert, der Vorruhestand wurde zunehmend toleriert, die Behindertenrenten stiegen sprunghaft und es kam zu einem Ungleichgewicht im System, was für Spannungen sorgte.“

Heute ist es so, dass die Renten nur zu 40 Prozent durch die Versicherungsbeiträge gedeckt werden; die restlichen 60 Prozent kommen aus dem Staatshaushalt. Die Absicht, die Rentenversicherungsbeiträge weiter zu senken, nur um gute Wirtschaftsbedingungen für Investoren zu schaffen, wird dem System weiter schwer zusetzen, waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Die derzeitige Lage erfordere, dass die Menschen verlängert auf dem Arbeitsmarkt sind. Das bedeutet Einschränkung der Vergabe von Frührenten und strenge Kontrolle der bei der Gewährung von Behindertenrenten. Sozialminister Mladenow machte auch auf eine andere Tatsache aufmerksam: Nach Angaben des Rentenversicherungsinstituts besitzen 200.000 Rentner nebenbei auch Arbeitsverträge. Angesichts der Tatsache, dass gerade sehr viele junge Menschen arbeitslos sind, sei diese Praktik nicht gerechtfertigt. Mladenow schlug vor, das die berufstätigen Rentner vor die Entscheidung gestellt werden müssen: entweder sie hören auf zu arbeiten und beziehen ihre Rente, oder sie gehen einer Arbeit nach und ihre Rente wird ausgesetzt. Eine entsprechende legislative Regelung dieses Sachverhalts werde sicher nicht so einfach ausfallen und Nuancen zulassen, versicherte gleichzeitig der Sozialminister.

An der Diskussion in Sofia beteiligte sich auch Florian Fichtl von der Weltbank. Er warnte, dass dringend Reformen im Rentenversicherungssystem nötig seien, zumal die bulgarische Bevölkerung weiter schrumpft.

„Die Prognosen sprechen davon, dass Bulgarien im Zeitraum 2000 bis 2025 um anderthalb Millionen Menschen schrumpfen wird. Das bedeutet, dass im Jahre 2025 ein Fünftel aller Bürger älter als 65 Jahre sein werden. Damit wird Bulgarien das Land mit dem größten Anteil an älterer Bevölkerung in der Europäischen Union sein. Unweigerlich wird weniger in die Rentenfonds einfließen, weil die arbeitende Bevölkerung abnehmen wird“, sagt Fichtl.

Der Weltbankvertreter schlug vor, das die Frührenten eher eine große Ausnahme sind. Gleichzeitig damit sollten die Versicherungsbeiträge erhöht werden. Aber auch das werde nicht ausreichen, um ein gut funktionierendes Rentenversicherungssystem aufrechtzuerhalten. Die künftigen Reformen sollten zudem die makrowirtschaftliche Stabilität Bulgariens nicht gefährden, gleichzeitig aber auch die Lage der Rentner in Bulgarien verbessern, die zu den ärmsten in der EU zählen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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