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Krise wirkt sich auch auf den Medienmarkt aus

„Die gekürzten Etats der beiden öffentlich-rechtlichen Sender in Bulgarien sind eine Gefahr für die Berichterstattung“, sagte Allan Jones von der European Broadcasting Union (l.) während des Rundtischgesprächs in Sofia, organisiert vom Bulgarischen Nationalen Rundfunk.
Foto: Archiv
Das achte Jahr in Folge stellen die Medienbeobachter fest, dass die Pressefreiheit in der ganzen Welt, einschließlich in der Europäischen Union, nachlässt. Im Bericht der Nichtregierungsorganisation Freedom House für das vergangene Jahr nimmt Bulgarien Platz 76 ein, neben Indien. Untersucht wurden 196 Länder der Welt. Die Wirtschaftskrise hat die Lage auf dem Medienmarkt nur noch verschlechtert, stellten auch die Teilnehmer an einem Rundtischgespräch in Sofia, organisiert vom Bulgarischen Nationalen Rundfunk.

Die bulgarischen Zeitungsverlage haben die Auswirkungen der Wirtschaftskrise als erste und sehr deutlich zu spüren bekommen. Der Anzeigenmarkt ist stark eingeschränkt, was unweigerlich zu großen finanziellen Schwierigkeiten in den Verlagshäusern führte. Traditionsreiche Blätter, die jahrelang stabile Auflagen vorweisen konnten, kämpfen heute ums Überleben.

Nicht viel besser sieht es in der Radio- und Fernsehlandschaft aus. Die Werbespots sind sichtlich weniger und kürzer geworden, viele Sender sind so knapp bei Kasse, dass die ersten Kürzungen angekündigt werden. Die Angst um den Arbeitsplatz ist der größte Feind der Pressefreiheit. In Krisenzeiten regiert die Schere im Kopf. In Bulgarien gibt es eine zusätzliche Besonderheit – es mangelt an Transparenz, insbesondere auf dem Zeitungsmarkt. Die Verleger und Inhaber der privaten Medien in Bulgarien halten sich seit 20 Jahren zurück und es ist weitgehend unbekannt, wer hinter Zeitungen, Radiostationen und TV-Sendern in Bulgarien steht. Unklar ist auch, wer die Medien finanziert. Davon ausgenommen sind die öffentlich-rechtlichen Medien in Bulgarien – der Bulgarische Nationale Rundfunk und das Bulgarische Nationale Fernsehen, die ausschließlich über den Staatshaushalt und eigene Werbeeinnahmen finanziert werden. So gesehen sind sie auch die einzigen in Bulgarien, die eine glaubwürdige und objektive Berichterstattung garantieren können. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass beide öffentlich-rechtlichen Medien in der Hörer- und Zuschauergunst weit vorn liegen. Zugleich aber haben der Nationale Rundfunk und das Nationale Fernsehen mit stark gekürzten Etats zu kämpfen. Allan Jones von der European Broadcasting Union EBU kommentierte:

„Die gekürzten Etats der beiden öffentlich-rechtlichen Sender sind eine Gefahr für die Berichterstattung“, sagt Allan Jones. „Die ausreichende Finanzierung dieser in Bulgarien führenden Medien ist eine Garantie für die Qualität der Berichterstattung. In dieser ungünstigen Lage befinden sich jedoch fast alle öffentlich-rechtlichen Sender in Europa, denn die Krise hat alle getroffen. Das wichtigste Kapital der Medien sind die guten Journalisten. Ihre Rechte müssen auf jeden Fall gesichert werden. Daher ist unsere Aufgabe, als EBU die Regierungen zu überzeugen, dass das Vertrauen in diese Medien gefestigt werden muss. Es ist aus wirtschaftlicher und politischer Sicht sehr wichtig, objektive und uneingeschränkte Berichterstattung zu haben“, sagt Allan Jones von der EBU.

Die Vertreter der EBU besuchten Bulgarien im Rahmen ihrer Rundreise durch die neuen EU-Mitgliedsländer. Ziel war, Erfahrungen auszutauschen und die guten Praktiken aus den entwickelten und erfahrenen Medien in den s.g. alten EU-Ländern zu exportieren. Ende September sollen die Ergebnisse dieser Rundreise auf einer Konferenz zusammengefasst werden, die ebenfalls in Sofia stattfinden wird.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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