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60 % der Bulgaren haben eine positive Einstellung zu EU

Dreieinhalb Jahre nach dem EU-Beitritt unseres Landes meinen knapp 40 Prozent der Bulgaren, dass das Land Vorteile durch diese Entscheidung hat. 60 Prozent haben eine positive Einstellung zur Europäischen Gemeinschaft. Das ist aus einer Umfrage zur Einstellung der Bulgaren gegenüber den europäischen Institutionen ersichtlich, die von der Agentur „J Consulting“ im Juli durchgeführt wurde.

Der Anteil der Menschen, die sich nicht nur als Bulgaren, sondern auch als Europäer empfinden, ist auf etwa 30 Prozent gestiegen. Es sind vor allem jüngere, integrierte und gebildete Menschen. Die Europäische Union spielt in der Meinung der Bulgaren eine positive Rolle bei der Lösung von Problemen, wie Bekämpfung des Verbrechens und der Korruption, Verbraucher- und Umweltschutz. Die Mitgliedschaft Bulgariens in der europäischen Familie begünstige auch die nationale Sicherheit und stärkte die Rolle unseres Landes in der Welt. Die europäische Integration wirkt sich laut den Befragten bisher weder positiv, noch negativ auf den Lebensstandard der Menschen hier aus. Die Gesundheitsfürsorge und die Energiewirtschaft sind laut den Teilnehmer der Befragung die Bereiche, auf die sich die EU-Mitgliedschaft nicht positiv ausgewirkt habe.

Der Meinungsforscher Schiwko Georgiew erklärt diese Einstellungen zum Teil damit, dass die Europäische Union keinen so starken Druck auf unser Land bei der Reform der Gesundheitsfürsorge ausübt und es weniger EU-Fonds dafür gibt. Was die Energiewirtschaft anbelangt, bleibt sie für die Bulgaren ein Problembereich wegen des von der EU erzwungenen Schließens von zwei gründlich überholten Reaktoren des bulgarischen Atomkraftwerkes Kosloduj, meint Schiwko Georgiew. Im Gegensatz zum Vorabend unseres EU-Beitrittes erzeugt die Europäische Union heute keine zu hohen Erwartungen – ist aus der Befragung ersichtlich.

„Das Bild ist jetzt viel nüchterner. Interessant ist aber, dass es keine Zunahme des Euronegativismus gibt“, sagt Schiwko Georgiew. „Die Europäische Union wird wegen der Wirtschaftskrise von innen und von außen als schwerfällig und nicht adäquat kritisiert. Vom bulgarischen Gesichtspunkt haben wir mit der geopolitischen Entscheidung für die EU-Mitgliedschaft eines der wenigen klugen Dinge in unserer Geschichte gemacht. Es gibt keine Revision der Überzeugung, dass es die richtige Entscheidung war. Die Bulgaren verbinden mit der Europäische Union nur positive Dinge, wie hoher Lebensstandard, Demokratie, Solidarität, gegenseitige Hilfe, Frieden, Sicherheit, Freiheit. Es wird nicht mehr erwartet, dass die Europäische Union unsere Probleme lösen, und aus der Krise herausholen wird, aber sie wird als eine Art Buffer oder Schutz empfunden. Den größten persönlichen Vorzug der EU-Mitgliedschaft sehen die Menschen in der Reisefreiheit, den Möglichkeiten zu arbeiten und zu lernen. Viel weniger werden die europäischen Fonds, insbesondere in der Landwirtschaft und die europäische Kontrolle der bulgarischen Institutionen geschätzt. Der Bulgare ist sich nicht im klaren was wertvoller ist – die Karotte oder der Stock. Sie sind irgendwie beide gleich wertvoll und sie dürfen uns nicht genommen werden. Wir haben immer noch nicht den Zustand erreicht, bei dem wir auf das eine oder andere verzichten können.“

Die Befragten sind immer noch nicht gut über die bulgarischen Europa-Abgeordneten informiert, meint Schiwko Georgiew. Der Grund dafür sei ihre geringe Aktivität. 30 Prozent der Befragten kennen keine bulgarischen Europa-Abgeordneten. Am populärsten ist Nadeschda Mihajlowa von der Blauen Koalition, die früher bulgarische Außenministerin war.

„Die Menschen in Bulgarien wissen weiterhin nicht, wie das Europäische Parlament funktioniert, wie dort debattiert wird, wie sich die politischen Familien und Fraktionen an der Entscheidungsfindung beteiligen“, erläutert Schiwko Georgiew. „Es wäre gut für die bulgarischen Europa-Abgeordneten, wenn sie sich aktiv auch an den innenpolitischen Debatten beteiligen würden. Eine erfolgreiche Strategie für sie wäre, öfter in einer für die Menschen verständlicheren Sprache die europäische Politik und Debatte darzustellen. Es fällt schwer in Bulgarien, Menschen zu finden, die im Stande sind zu verstehen, mit welchen Argumenten die Debatten über auch für uns Bulgaren interessante Probleme im Europäischen Parlament geführt werden.“

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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