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Zahl der Opfer vom Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung wächst

Vom Wunsch nach besserem Leben und dem Mythos vom „Wohlstand im Ausland“ geführt, verlassen viele Bulgaren unser Land auf der Suche nach Möglichkeiten zum Broterwerb in anderen europäischen Staaten. Gerade diese Menschen werden jedoch zur leichten Beute von Menschenhändlern. Nach Angaben der bulgarischen Polizei werden jährlich 10.000 Menschen Opfer des Menschenschmuggels und die hiesige Mafia verdient gut eine Million Euro jährlich aus diesem Geschäft. Es geht dabei hauptsächlich um Mädchen und junge Frauen zum Zweck der sexuellen Ausbeutung.

Es gibt aber nicht wenige Fälle, wenn arbeitende Menschen ausgebeutet werden. Die Risiken liegen hauptsächlich in Branchen mit weniger qualifizierter Arbeit. In Ländern, wie Spanien und Italien, wo sich nach offiziellen Angaben rund 200.000 unserer Landsleute aufhalten, sind es die Risikobranchen Landwirtschaft, Bauwesen und Fremdenverkehr. Sehr oft werden bulgarische Frauen ausgebeutet, die zum Babysitten und Pflege von alten und kranken Menschen ins Ausland gereist sind. Um die Arbeitsausbeutung der Menschen zu begrenzen hat die Nationale Kommission zur Bekämpfung des Menschenschmuggels beim Ministerrat eine Informationskampagne gestartet, um diese Form der modernen Sklaverei zu unterbinden. Die Kampagne ist Teil eines internationalen Projekts „Verringerung der Zahl der Opfer des Menschenschmuggels in Bulgarien und Rumänien, die in Italien und Spanien ausgebeutet werden“, das von der Europäischen Kommission finanziert wird. Spezielle Audio- und Videoklips wurden ausgearbeitet, die in bulgarischen und rumänischen Medien ausgestrahlt werden sollen. Es wurden auch Broschuren und Plakate gemacht, die unter den Menschen verteilt werden sollen, die in Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit in den beiden Ländern leben und die leicht Opfer solcher Ausbeutung werden könnten. In fünf bulgarischen Städten, in denen es Kommissionen zur Bekämpfung des Menschenschmuggels gibt, soll eine „Wand der falschen Versprechen“ errichtet werden, die beim Ausklang des Projektes rituell zerstört werden soll. Über die Bemühungen der mit der Bekämpfung des Menschenschmuggels beauftragten Institutionen sagte der stellvertretende Minister für Arbeit und Sozialpolitik und Mitglied der Nationalen Kommission zur Bekämpfung des Menschenschmuggels Krassimir Popow folgendes:

„Das Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik entwickelt die sogenannten Dienste für Arbeits- und Sozialfragen. Einen solchen Dienst haben wir in Spanien. Wir haben dort einen Vertreter, der unsere Mitbürger, die in einer Risikosituation oder unsicher bei der Suche nach einer Beschäftigung sind konsultiert und informiert. Es wurde ein Koordinationsmechanismus aufgebaut, der diese Probleme lösen soll. Leider erfahren wir in den meisten Fällen von ihnen erst, wenn unsere Mitbürger in unser Land zurückgekehrt sind. Unsere diplomatischen Dienste oder Arbeitsattaches informieren uns bei einem kleinen Prozent der Fälle über Menschenschmuggel, um rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Was das Gebiet unseres Landes betrifft, ist die Hauptarbeitsinspektion beim Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik die Behörde, die für die Einhaltung der Arbeitsgesetzgebung zuständig ist. Ein Teil ihrer Aufgaben ist die Aufsicht über die Firmen, die bei der Arbeitssuche unserer Landsleute im Ausland vermitteln. Leider gibt es in letzter Zeit mehr Fälle, bei denen wir Zweifel haben, dass solche Arbeitsvermittlerfilmen am Menschenschmuggel beteiligt sind. Einige identifizierte solche Fälle wurden an die Polizei und Staatsanwaltschaft weitergeleitet.“

Die Informationskampagne wird nicht nur in Bulgarien und Rumänien, sondern auch in Spanien und Italien durchgeführt, als Bestimmungsländer des Menschenschmuggels. Sie soll sowohl auf die bulgarische und rumänische Gemeinschaft in diesen zwei Ländern, als auch auf örtliche Bevölkerung ausgerichtet sein. Auch sie soll über das Problem informiert werden und darüber, was mit den Opfern von Arbeitsausbeutung passiert.

„Von entscheidender Bedeutung für die Lösung der Probleme unserer Mitbürger ist die sehr gute Koordination zwischen uns und den anderen EU-Ländern“, sagte Krassimir Popow. „D.h., dass bei jedem Signal, das wir z.B. in der Hauptarbeitsinspektion erhalten oder auf dem Gebiet unseres Landes entdeckt haben, wir sofort die kompetenten Organe hier und im entsprechenden EU-Land informieren, damit sofort die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden. Unsere Nachbarn und überhaupt alle EU-Länder sind interessiert maximal die Möglichkeiten der Arbeitsausbeutung und jeder irregulären Beschäftigung zu verringern. Denn das bedeutet geringere Sozial- und Krankenversicherungsbeiträge und mehr Risiken für ihre Gesellschaft als ganzes. So sind wir ganz einer Meinung und arbeiten mit den anderen Ländern für die Lösung dieser Art von Problemen.“

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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