Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2025 Alle Rechte vorbehalten

40 Prozent der Bulgaren wollen den Euro nicht

"Der Hauptgrund für diese ablehnende Haltung ist die negative Erfahrung einiger EU-Länder, wie etwa unseres Nachbarlandes Griechenland, aber auch Spaniens und Portugals", kommentiert der angesehene Wirtschaftsanalyst Georgi Angelow.
Foto: Tanja Harisanowa
Umfragen haben ergeben, dass 40 Prozent der Bulgaren die Einführung des Euro ablehnen, weil sie meinen, dass dadurch die Preise in Bulgarien deutlich steigen würden. Außerdem würde sich die Euro-Einführung auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes negativ auswirken. Nur jeder Dritte wünscht sich, so bald als möglich in Euro zahlen zu können. Die bulgarische Regierung plant die Euro-Einführung frühestens 2012. Warum sind die Bulgaren so skeptisch?

"Der Hauptgrund für diese ablehnende Haltung ist die negative Erfahrung einiger EU-Länder, wie etwa unseres Nachbarlandes Griechenland, aber auch Spaniens und Portugals", kommentiert der angesehene Wirtschaftsanalyst Georgi Angelow. "In diesen Ländern haben sich die ohnehin negativen Tendenzen in der Wirtschaftsentwicklung mit der Euro-Einführung nur noch vertieft. Solche negativen Tendenzen sind das Haushaltsdefizit, die Inflation, die Innenverschuldung u.a. Darüber sind die Bulgaren informiert und können sich leicht ausmalen, was in Bulgarien passieren könnte", meint Georgi Angelow.

In den genannten Ländern wurden viele wirtschaftliche Probleme auf den Euro abgewälzt. Hinzu kommt, dass die Bulgaren bei ihren Urlaubsreisen in Griechenland oder Spanien so zu sagen aus erster Hand erfahren, wie es den Menschen dort geht, nachdem der Euro eingeführt worden ist. Ist aber ein solches Szenario auch in Bulgarien möglich? Dazu wieder der Wirtschaftsexperte Georgi Angelow:

"Bulgarien hat einen großen Vorteil, der von vielen nicht erkannt wird, und das ist die Erfahrung der südeuropäischen EU-Länder mit der Einführung des Euro", sagt Angelow. "Sowohl in Griechenland, als auch in Portugal gab es enorme Probleme mit der Veruntreuung von EU-Geldern. Die EU-Kommission hat daraus gelernt und deshalb werden die neuen Mitglieder, wie etwa Bulgarien, strenger kontrolliert. Bulgarien ist immer noch das einzige Land, wo die EU-Gelder wegen Missbrauchs eingefroren worden sind. Die Mechanismen der EU-Kommission, diese Prozesse und die Reformen in den Mitgliedsländern zu überwachen, sind heute wesentlich mehr und erfolgreicher, als zum Zeitpunkt der Aufnahme Griechenlands oder Portugals. Das gilt auch für die Einführung des Euro. Die Europäische Kommission wird keinesfalls zulassen, dass Bulgarien unvorbereitet die europäische Währung einführt", ist Georgi Angelow überzeugt.

Die größten Befürchtungen der Menschen in Bulgarien sind mit einem drastischen Preisanstieg nach der Euro-Einführung verbunden. Das gilt insbesondere für den Dienstleistungssektor.

"Die Slowakei hat den Euro im letzten Jahr eingeführt und die Preise sind unter dem EU-Durchschnitt geblieben", führt Georgi Angelow an. "2009 hatte die Slowakei keine Inflation, obwohl manche Analysen eine hohe Inflationsrate vorausgesagt hatten. Bulgarien gehört nicht zur Euro-Zone, hat aber eine höhere Inflation. Deshalb kann ich Euro und Inflation nicht unter einen Hut bringen. Ganz im Gegenteil – Länder, wie Griechenland, Italien oder Portugal hatten enorme Inflationsschwierigkeiten vor der Euro-Einführung. Das gilt auch für Osteuropa", meint Georgi Angelow.

Bis vor wenigen Jahren hatte Bulgarien eine recht hohe Inflation, die inzwischen gebändigt werden konnte. Die Ängste der einfachen Menschen in Bulgarien sind viel mehr damit verbunden, dass auf den Preisschildern zwar die gleichen Zahlen, aber die neue Währung stehen wird. Georgi Angelow kommentiert:

"Dazu kann es nicht kommen. Wir haben einen festgesetzten Wechselkurs des bulgarischen Lew zum Euro und der liegt bei knapp 2 Lew für einen Euro. Das bedeutet, dass nach der Euro-Einführung die Preise die gleichen bleiben werden, werden aber nur in einer anderen Währung angegeben sein. Ganz im Gegenteil – ich bin überzeugt, dass der Euro die bulgarische Wirtschaft stabilisieren wird, dass wir die Inflation besser in den Griff bekommen werden", sagte abschließend der Wirtschaftsexperte Georgi Angelow.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Heimische und ausländische Weinsorten konkurrieren auf Vinaria 2025

Die Internationale Ausstellung für Weinbau und Wein „Vinaria“ 2025 präsentiert auch dieses Jahr auf der Plowdiwer Weinmesse die neuesten Trends in der Weinherstellung. Während der 32. Ausgabe, die vom 18. bis 22. Februar stattfindet,..

veröffentlicht am 18.02.25 um 09:20

„Agra 2025“ verbindet Wissenschaft und Praxis

Die neuesten technologischen Lösungen, Produkte und Projekte im Bereich Landwirtschaft und Agrarindustrie werden auf der Ausstellung „Agra 2025“ in den Hallen der Internationalen Messe in Plowdiw präsentiert, berichtete die BTA. Die..

veröffentlicht am 18.02.25 um 08:30

Energieminister Stankow lädt US-Investoren in bulgarischen Energiesektor ein

Bulgarien arbeitet an der Umsetzung von Schlüsselprojekten, die das Land zum wichtigen Energiefaktor etablieren werden. Das wurde aus der Rede von Energieminister Schetscho Stankow auf dem sechsten Delphi-Forum in Washington deutlich.  Teil dieser..

veröffentlicht am 12.02.25 um 17:55