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Arabist Wladimir Tschukow verheißt langwierigen Libyen-Krieg

Foto: БГНЕС
Der Krieg in Libyen wird schwierig und lang. Das prognostizierte der Arabist Wladimir Tschukow in einem Interview für Radio Bulgarien. Seiner Meinung nach seien die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft auf das Gaddafi-Regime, das sein eigenes Volk umbringt, verspätet.

„Die jüngste Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrates hätte früher verabschiedet werden müssen, da sie vor allem auf den Schutz der friedlichen Bürger in Libyen vor Gewalt ausgerichtet ist“, meint Professor Tschukow. „Libyen hat sich in eine Arena von Bürgerkrieg verwandelt. Gemeint ist die militärische Auseinandersetzung zwischen denjenigen, die Veränderungen wollen und regimetreuen Kräften. Wenn diese Resolution 10-15 Tage früher verabschiedet worden wäre, was von verschiedenen Seiten gefordert wurde, hätte es möglicherweise nicht so viele Opfer gegeben. Jeden Tag werden Menschen getötet. Eine veröffentlichte Statistik verweißt auf 5.000 Opfer aus der Opposition. Im Vergleich mit Tunesien und Ägypten liegen die Opferzahlen in Libyen um das dutzendfache höher. Die Koalitionspartner haben ihre Einsätze in Umsetzung der Resolution des UN-Sicherheitsrates begonnen. Das Regime gibt jedoch nicht auf und vermutlich werden die Einsätze andauern, mit offenem Ausgang, wie sich die Militärexperten ausdrücken, d.h. man weiß nicht, wie lange.“

Wenige Tage nach Beginn des militärischen Einsatzes der internationalen Koalitionskräfte gegen das Gaddafi-Regime sind sich die Mitgliedsstaaten der Atlantischen Gemeinschaft immer noch nicht einig darüber, wer das offizielle Kommando über den internationalen Militäreinsatz in Libyen übernehmen soll. Bulgarien vertritt den Standpunkt, dass diese Rolle von der NATO übernommen werden müsse. In einem Interview für den Bulgarischen nationalen Rundfunk erklärte Außenminister Nikolaj Mladenow, Bulgarien sei in Bezug auf jegliche militärische Intervention von Beginn an sehr vorsichtig gewesen, da das Leben vieler bulgarischen Bürger mit Libyen verbunden sei und eine Beteiligung an militärischen Einsätzen unvorhersehbare Folgen für sie haben könnte.

Der Arabist Wladimir Tschukow ist überzeugt, dass unser Land Libyen als auch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Opposition und des s.g. Übergangsrates besser kennt als die westlichen Partner. Die achtjährige bittere Erfahrung in den Beziehungen mit der Dschamahirija, um die bulgarischen Mediziner freizubekommen, die zu Unrecht der vorsätzlichen Infizierung libyscher Kinder mit dem Aids-Virus beschuldigt worden waren, sei nicht zu leugnen, so der Kenner der arabischen Welt.

„Ich nehme an, dass wir bezüglich des Aufbaus von Beziehungen zu verschiedenen Kräften, die gegenwärtig die politische Bühne Libyens bestimmen, unsere Schlussfolgerungen gezogen haben. Was die Operation “Odyssee Morgengrauen” betrifft, muss Bulgarien einen klaren Standpunkt vertreten, der unsere nationalen Interessen mit der Zugehörigkeit zur internationalen Gemeinschaft vereint“, so Professor Tschukow weiter. Offiziell unterstützt unser Land den Einsatz der internationalen Kräfte. Allerdings würde sich Bulgarien bei Bedarf mit Marinekräften und humanitärer Hilfe beteiligen.

„Meiner Meinung nach entspricht das den reellen Möglichkeiten Bulgariens“, kommentiert Professor Tschukow. „Die Operation ist vor allem ein militärischer Lufteinsatz zur Durchsetzung der Flugverbotszone über Libyen. Dort können wir uns meiner Meinung nach nicht nützlich machen und es ist gut, dass man das begriffen hat. Gleichzeitig müssen wir den humanitären Aspekt betonen, da Bulgarien in diesem Bereich, wenn auch begrenzte, dennoch einige Erfahrungen hat. Und zweitens sollten wir die Ressourcen unserer EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa nutzen, die in den ersten Tage buchstäblich Teil der Vorhut war.“

Es gibt wohl kaum jemanden, der eine Prognose über den weiteren Verlauf der Ereignisse in der Dschamahirija abgeben kann. Immerhin hegt Prof. Tschukow folgende Erwartungen:

„Der Ausgang des Krieges ist offen“, betont Prof. Tschukow. „Klar ist, dass Gaddafi sich nicht ergeben wird. Solange er in Libyen ist, so lange er am Leben ist, werden die Krise und die militärischen Einsätze andauern. Der Staat, den er geschaffen hat, ist sehr autoritär, d.h. er ist in Oberst Muammar Gaddafi und teilweise in seinen Söhnen verkörpert, die seinen reellen Generäle sind. Zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt bin ich der Ansicht, das der Partisanenkrieg andauern wird. Offenbar werden wir Zeugen der Rückgabe der von Gaddafi eingenommenen Städte an die Aufständigen werden, was jedoch viele Anstrengungen und Opfer fordern wird. Ich persönlich zweifle an der Kampffähigkeit der Opposition, da ein Großteil dieser Menschen zwar willig ist, jedoch keinerlei Erfahrungen hat. Erfahrung ist in der Kriegsführung sehr wichtig, ganz zu schweigen von körperlicher Vorbereitung und militärischer Ausbildung. All das wird die Krise und den Krieg in die Länge ziehen.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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