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Jugendwelle Sofia: Die Träume eines Abiturienten

Radoslaw Karamitrow träumt davon, nach seinem Studium in Frankreich als Manager zu arbeiten und internationale Kulturereignisse zu organisieren.
Foto: Privat
Mit dem Herannahen der zweiten Maihälfte füllt sich die Luft zunehmend mit einer Atmosphäre von Fröhlichkeit. Die Tage und Nächte aller Abiturienten, die vor kurzem ihrer Schule ade gesagt haben, verwandeln sich in endlose Feiertage. In den Straßen erschallt der Klang von Autohupen. Die Wagen selbst sind mit bunten Luftballons geschmückt, aus den Fenstern winken ausgelassen frischgebackene Abiturienten. Die Reaktionen der Leute auf der Straße sind so unterschiedlich, wie das Outfit der jungen Damen, die auf dem Weg zu ihrem Abi-Ball sind. Die einen freuen sich mit ihnen und erinnern sich wehmütig ihrer eigenen großen Nacht, die schon geraume Zeit zurückliegt. Andere regen sich über den Lärm und die Fröhlichkeit auf, als wenn sie nie jung gewesen wären. Allerdings gibt es wohl kaum etwas, was die gute Laune der Abiturienten in Erwartung auf die lang ersehnte Nacht trüben könnte. Laut Radoslaw Karamitrow, der in diesem Jahr das Landesgymnasium für alte Sprachen und Kultur „Konstantin Kyrill Philosoph“ in Sofia abgeschlossen hat, müsse die Ballnacht von der Reife des Menschen und dessen Eintritt in das wahre Leben geprägt sein.

„Unabhängig davon, ob man danach studiert oder arbeitet, ist das der Augenblick, von dem an man allein zurechtkommen muss“, ist Radoslaw überzeugt. „D.h. man muss von nun an reifer sein. Die Ballnacht ist für die meisten die Nacht, in der einem die Welt zu Füßen liegt und alles erlaubt ist. Ich meine damit nicht, dass es schlecht ist, sich eine Nacht als König oder Königin zu fühlen, weil dieses Gefühl möglicherweise nie wiederkommt. Manche lassen sich die Ballnacht jedoch übermäßig viel kosten. Der Trend geht dahin, dass betuchtere Eltern ihre Kindern zum Abitur nicht gerade sinnvoll beschenken. Anstatt ihrem Kind eine Reise zu spendieren, kaufen sie ihm irgendein sündhaft teures Kleidungsstück. Letztendlich zieht man Designerstücke erst dann mit Genugtuung an, wenn man sie sich selbst leisten kann.“

Vor fünf Jahren entschied sich Radoslaw für das Landesgymnasium für alte Sprachen und Kulturen, auch wenn er mit seinen Noten an allen namhaften Sofioter Gymnasien aufgenommen worden wäre. Heute ist er davon überzeugt, dass das die richtige Entscheidung war. Das Gymnasium hat ihm fundiertes Wissen in außerordentlich interessanten Bereichen vermittelt. Von den alten Sprachen erlernte Radoslaw Lateinisch, Altgriechisch und Altbulgarisch, was seiner Meinung nach eine gute Grundlage für das Erlernen aller westlichen Sprachen sei.

„Gegenwärtig komme ich problemlos mit Italienisch, Französisch und Englisch klar“, zählt Radoslaw die Fremdsprachen auf, die er beherrscht. „In spätestens einem Jahr werde ich auch Spanisch können. All das gibt mir eine reiche Allgemeinkultur. In meiner weiteren beruflichen Entwicklung werden mir die Sprachen sehr von Vorteil sein. An unserer Schule wird auch dem Fach Geschichte sehr große Aufmerksamkeit geschenkt. Ich bin jedoch ein recht moderner Mensch, den die Geschichte nicht so sehr beeindruckt. Allerdings stimmt es, dass sie einem ein sehr reiches Allgemeinwissen vermittelt. Beispielsweise war ich vor kurzem mit Freunden in Istanbul. Leider konnten wir keinen Stadtführer finden und so übernahm ich einige Tage diese Rolle. Anhand des in der Schule vermittelten Unterrichtsstoffs und des von mir Gelesenen konnte ich über die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt erzählen.“

Auch wenn Radoslaw mit seinen Eltern und Mitschülern zahlreiche europäische Länder bereist hat, ist er kein besonders großer Reisefan. Er bevorzugt bekannte Lieblingsplätze. Er mag es, wenn ihn seine Freunde zu Hause besuchen, wo er mit seiner jüngeren Schwester wohnt. Im Herbst geht Radoslaw nach Paris. Dort wird er Informations- und Kommunikationswissenschaften studieren. Seine Unterlagen hat er bereits eingereicht und wartet nun auf Antwort von der Pariser Hochschule. Er träumt davon, nach seinem Studium in Frankreich als Manager zu arbeiten und internationale Kulturereignisse zu organisieren. Alles Dinge, die ihn interessieren und wofür er seiner Meinung nach Talent hat. Erste Erfahrungen hat er bereits bei einer Sofioter Internetseite für Mode gesammelt.

In seiner Freizeit arbeitet der Abiturient oft im Privatunternehmen seiner Mutter mit. Ihn interessiert alles rund um Kunst und Schönheit. Seiner Meinung hat Radoslaw viele Ideen, die er später verwirklichen will. Dieser Sommer ist jedoch bereits ausgeplant. Er wird einen einmonatigen Sprachkurs in Italien absolvieren, um sein Italienisch zu vervollkommnen. Und er findet es gut, dass die jungen Menschen mit dem EU-Beitritt Bulgariens einen einfacheren Zugang zu Lehrprogrammen haben, mit denen man sein Wissen in verschiedenen Bereichen erweitern und vertiefen kann.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Lina Iwanowa


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