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Bulgarien will Jugendarbeitslosigkeit senken

Der Anteil der bulgarischen Jugendlichen ohne Bildung und Qualifikation im Alter zwischen 15 und 24, die kaum eine Arbeit finden können, beträgt 21,8 %.
Foto: BGNES
Laut der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen mit Sitz in Dublin, hat Bulgarien den höchsten Anteil von Jugendlichen ohne Bildung, Qualifikation und folglich Arbeit. Die Stiftung macht vergleichende Analysen unter den 27 EU-Staaten zu Fragen des Arbeitsmarktes und der Arbeits- und Lebensbedingungen. An ihrer Arbeit sind Vertreter der Arbeitgeber, der Gewerkschaften und der Exekutive der EU-Länder beteiligt.

Aus der Studie geht hervor, dass der Anteil der bulgarischen Jugendlichen ohne Bildung und Qualifikation im Alter zwischen 15 und 24, die kaum eine Arbeit finden können, 21,8 % beträgt. Eine große Jugendarbeitslosigkeit haben auch Italien und Irland. Am besten ist es damit in Luxemburg bestellt, wo der Anteil der ungebildeten jungen Arbeitslosen nur 5 % ausmacht.

Es ist eine Tatsache, dass ein großer Teil der arbeitslosen Jugendlichen bei uns aus der Gemeinschaft der Roma stammt. Sie sind ungebildet, weil sie früh von der Schule abgehen. So haben sie keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie nicht rechtzeitig eine berufliche Qualifikation bekommen. Und viele von ihnen bemühen sich nicht darum. Zur Steigerung der Jugendarbeitslosigkeit trägt ohne Zweifel auch die Weltfinanz- und Wirtschaftskrise bei. Dieses ernste Problem gibt es nicht nur in Bulgarien. Das Mitglied der Europäischen Kommission, das für Beschäftigung, Soziales und Integration zuständig ist, László Andor weist darauf hin, dass die jungen Menschen in Europa vor ernsten Herausforderungen stehen. Falls wir keine unverzüglichen energische Maßnamen in der Europäischen Union als ganzes und in jedem einzelnen Land ergreifen, "riskieren wir diese Generation zu verlieren, wofür wir einen hohen wirtschaftlichen und sozialen Preis bezahlen werden," sagt er.

Durch die Novellierung der Gesetzgebung sowie das Finanzieren der Qualifikation und Anpassung an den Arbeitsmarkt der jungen Leute aus den europäischen Programmen, versucht der Staat diese Frage, wenn auch teilweise zu lösen. Dimitar Brankow gehört dem Verwaltungsrat der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen an und ist stellvertretender Vorsitzender der Bulgarischen Wirtschaftskammer. Das Hauptproblem dabei ist ihm zufolge nicht allein die Qualität des bulgarischen Bildungssystems, sondern auch der Zustand der Vorschulbildung. Sie ist die Grundlage für das große Kontingent von jungen Arbeitslosen, Analphabeten, unqualifizierten jungen Leuten, vor allem aus der Gemeinschaft der Roma. "Man kann offensichtlich ein Kind in der ersten Klasse nicht effektiv ausbilden, wenn es die bulgarische Sprache nicht gut beherrscht.", sagt Dimitar Brankow. Das Alter zwischen 4 und 6 Jahren ist laut einer Reihe von Studien von entscheidender Bedeutung für das erlernen von sprachlichen Kenntnissen und Fertigkeiten.

"Es gibt natürlich viele andere Faktoren, die jetzt, in Zeiten der Krise diese hohe Jugendarbeitslosigkeit bestimmen, aber die Hauptfaktoren stehen mit der Bildung in Zusammenhang. Sie hängen, zweitens, mit den Besonderheiten unseres Rentensystems zusammen. Wir haben eine sehr große Zahl von jungen Rentnern, die auch Lohn oder Gehalt beziehen, d.h., sie sind auf dem Arbeitsmarkt. Diese Frührentner haben früher bei der Armee oder der Polizei gearbeitet, waren Bergleute oder hatten andere risikoreiche Berufe. Sie behalten ihren Arbeitsplatz nach ihrer Pensionierung und das führt zu einer höheren Jugendarbeitslosigkeit" – so lautet die Meinung der Arbeitgebervertreters.

Die Lösung des Problems liegt laut Dimitar Brankow in einer liberaleren Arbeitsgesetzgebung, die den jungen Menschen helfen solle. Z.B. durch Teilzeitarbeit und weitere Beschäftigungsarten, die ihnen soziale und Rentenrechte garantieren. Während sie an den Hochschulen studieren, müssen die jungen Menschen die Möglichkeit haben durch verschiedene flexible Beschäftigungsarten zu arbeiten und sozial versichert zu sein, ohne die gegenwärtige riesige Bürokratie, meint er. Eine Priorität des Nationalen Beschäftigungsaktionsplanes für 2012 ist die Verminderung der Arbeitslosigkeit der Jugendlichen bis 29 Jahre. Es soll sich um Maßnamen, Programme und Tätigkeiten zur Förderung der Qualifikation der jungen Arbeitslosen handeln. Dazu gehören insbesondere eine Ausbildung zum Erwerb von praktischen Arbeitsfähigkeiten, Sammeln von Berufserfahrung, Ausbildung am Arbeitsplatz usw. Die Arbeitgeber sollen stimuliert werden junge Menschen einzustellen, bei denen der Lohn und die Versicherungen für einen bestimmten Zeitraum vom Staat übernommen werden. Aber das einzige sichere Mittel für die Überwindung der Arbeitslosigkeit sind ein Wirtschaftsaufschwung und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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