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Vor- und Nachteile der Nichteinführung des Euros für Bulgarien

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"Bulgarien zählt zu den wenigen EU-Staaten mit stabiler Finanzlage, die ihre Beitrittspläne zur Eurozone für unbestimmte Zeit aufgeschoben haben." So heißt es in einem unserem Land gewidmeten Artikel der US-Tageszeitung Wallstreet Journal. Premier Bojko Borissow und Finanzminister Simeon Djankow verweisen im Interview für die Tageszeitung darauf, dass der Eurozonenbeitritt, das erklärte Strategieziel mehrer Vorgängerregierungen, aufgrund der verschlechterten Wirtschaftslage und der steigenden Unsicherheit hinsichtlich der EU-Perspektiven aufgeschoben wurde. Auch hat sich die öffentliche Meinung in Bulgarien zu Beginn des dritten Jahres anhaltender Rotstiftpolitik gewandelt. Bulgarien verfolgt eine vorsichtige Haushaltspolitik, deren Euro-Enthusiasmus abgekühlt ist, schreibt Wallstreet Journal und verweist in diesem Zusammenhang auf Lettland und Litauen.

"Unsere Einstellung und die öffentliche Meinung hat sich geändert. Gegenwärtig ist für mich der Eurozonenbeitritt ausschließlich mit Kosten verbunden", verweist Finanzminister Simeon Djankow. "Die Gesellschaft will zu Recht wissen, wem wir im Falle eines Beitritts unter die Arme greifen müssen! Für uns ist dieser Schritt zu riskant. Außerdem ist ungewiss, welche Regeln in ein bis zwei Jahren zu erwarten sind", präzisiert der bulgarische Finanzminister im Interview mit der Tageszeitung.

Ministerpräsident Bojko Borissow hingegen spricht seine Befürchtungen über die sich zuspitzenden Diskrepanzen in der Eurozone an. "Ich bin mir sicher, dass wir nun Zeugen einer sich vertiefenden Teilung in Europa werden, da viele Regierungen nicht bereit sind, die schwierigen Entscheidungen zu tragen, die ihnen bevorstehen. Europa gleicht einem verwöhnten Kind, dass nicht zum Zahnarzt gehen will, um seine ruinierten Zähne behandeln zu lassen, auch wenn dieser Eingriff unumgänglich ist", verweist der bulgarische Regierungschef.

Warum hat die bulgarische Regierung den Eurozonenbeitritt des Landes aufgeschoben, wollen wir vom Volkswirt Latschesar Bogdanow von Industry Watch wissen.

"Meiner Ansicht nach ist dies ein politischer Schritt, der zeigen soll, dass Bulgarien im Gegensatz zu anderen Staaten, die am Tropf der Troika oder anderer Rettungspläne hängen, keiner Direkthilfen bedarf - meint Latschesar Bogdanow. - Ein weiterer Grund ist die Wertsteigerung unsers künftigen Beitritts. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Mitgliedschaft in der Eurozone gegenwärtig enorme finanzielle Verpflichtungen zur Rettung der Länder in Notlage mit sich bringt. Es ist absurd, dass Bulgarien, welches zu den ärmsten EU-Ländern zählt, Gelder des bulgarischen Steuerzahlers aufbringt, der mit einem Monatsgehalt von beispielsweise 400-500 Euro leben muss, um Ländern unter die Arme zu greifen, in denen die Monatsgehälter um das Drei- bis Vierfache höher liegen, wie beispielsweise Spanien oder Griechenland. D.h. hierbei handelt es sich um eine Geste, die zeigen soll, dass Bulgarien für seine aktive Vorbereitung Gegenleistungen erwartet. Bulgarien hat sich zu keinem Zeitpunkt vom Eurozonenbeitritt losgesagt. Hier handelt es sich eher um einen politischen Fingerzeig, dass die bulgarische Regierung das Recht auf eine eigene Meinung hat."

Welche Vorteile würde der Eurozonenbeitritt dem Land bringen?

"Dieser wäre dem Land von enormen Nutzen, wenn die Eurozone in ihrer Urform als Raum mit Fiskalregeln und makrowirtschaftlicher Disziplin regenerieren würde, so wie es Ende der 1990-er Jahre der Fall war - meint Latschesar Bogdanow von Industry Watch. - Dann würde Bulgarien von dieser Stabilität profitieren, d.h. erleichterten Finanzierungszugang, eine größere Sicherheit des Finanzsystems, niedrigere Zinssätze, niedrigere Inflation. Das wäre eine natürliche Fortsetzung unserer Wahl, den Lew an die Deutsche Mark zu koppeln. Diese Währungsunion hat uns zu Stabilität verholfen und ein künftiger Eurozonenbeitritt, unter der Vorraussetzung, dass diese stabil bleibt, wäre für Bulgarien in der Tat von Vorteil."

Welche Nachteile erwartet Bulgarien, wenn es nicht der Eurozone beitritt?

"Meiner Ansicht nach wird Bulgarien langfristig gesehen der Eurozone beitreten, d.h. wenn diese nicht einer gigantischen Metamorphose unterliegt und letztendlich zerfällt - kommentiert der Wirtschaftsexperte. - Wir sind diese Verpflichtung eingegangen und werden früher oder später der Eurozone beitreten. Nachteile für das Land würden sich aus einer Stabilisierung der Eurozone und der Nichtmitgliedschaft Bulgariens ergeben. Dann würden wir das Potential höheren Vertrauens und geringerer Finanzierungskosten verlieren, das in der Regel mit einer stabilen Währung verbunden ist. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Eurozone nicht zerfällt und zu ihren Urzielen zurückfindet, d.h. eine stabile und einheitliche Währung gewährleistet, die anstatt auf Inflation, Gelddruck und Rettung von bankrotten Staaten auf Preisstabilität ausgerichtet ist."

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Archiv
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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