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Die Medienlandschaft 2012 und der Kampf zwischen neuen und traditionellen Medien

Die grundsätzlich jüngere Generation setzt vielmehr auf Onlinemedien.
Foto: Archiv
Politische Abhängigkeit und Mangel an Meinungsvielfalt zeichnen die bulgarische Medienlandschaft 2012 aus. Das behauptet zumindest der Jahresbericht der Stiftung „Mediendemokratie“ gemeinsam mit dem Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sofia. Weitere Merkmale des vergangenen Jahres sind demnach das schrumpfende Vertrauen in die traditionellen Medien zu Gunsten von Internet. Die politische Abhängigkeit drücke sich im Inhalt der Berichterstattung aus, heißt es in der Studie. Es bestehen Tabu-Themen, inoffizielle Namenslisten von Personen, die als unantastbar gelten, usw. Außerdem bieten die Medien keine Diskussionsmöglichkeit zwischen Politikern und Bürgern. Ein weiteres Problem, das der Jahresbericht über die Medienlandschaft in Bulgarien einkreist, ist die Konzentration auf dem Medienmarkt in einigen wenigen Händen. Dort stehen sich de facto zwei große Mediengruppierungen entgegen.

Diese und andere Engpässe scheinen auch in der EU Sorgen zu wecken. So reiste im September die EU-Kommissarin für die digitale Agenda Neelie Kroes nach Sofia. Als zuständige für Brüssels Medienpolitik richtete sie ein Schreiben an Ministerpräsident Borissow mit expliziten Fragen über die aktuelle Lage der Medienlandschaft in Bulgarien. Getan hat sich seitdem nichts. Sorge um die Pluralität in der hiesigen Presse zeigten auch eine Reihe von Botschaftern, darunter der USA und Deutschlands.

Doch, bei weitem nicht alles ist in grauschwarzen Tönen zu malen, betonte der Vorsitzende der Stiftung „Mediendemokratie“ Orlin Spassow bei der Vorstellung des Jahresberichts 2012. So zeichnete sich das vergangene Jahr mit dem Druck aus, den Nichtregierungsorganisationen und die Bürger auf die Politik ausüben können.

2012 haben wir zum ersten Mal erlebt, dass die Bürgergesellschaft und die sozialen Netzwerke eine nicht zu unterschätzende Macht haben“, sagt Orlin Spassow. „Zahlreiche Proteste wurden organisiert und viele der Forderungen auf den Kundgebungen wurden bei der Regierung durchgesetzt. An den Protestzügen beteiligten sich überwiegend junge Menschen und für uns wird es immer klarer, dass sie den traditionellen Medien nicht mehr vertrauen. Daher behaupten wir in unserer Studie, dass die große Auseinandersetzung des vergangenen Jahres zwischen den alten und den neuen Medien stattgefunden hat“, sagt der Medienforscher Orlin Spassow.

Diese Auseinandersetzung teilte auch die Gesellschaft in zwei Gruppen – die einen informieren sich weiterhin von den alten, traditionellen Medien, d.h. Radio, Fernsehen und Presse. Und die grundsätzlich jüngere Generation setzt vielmehr auf Onlinemedien. Mehr noch – diese Menschen sind oft selbst Online-Autoren, sie verfassen Inhalte, sind Blogger oder twittern. Diese Entwicklung wäre ohne das Internet natürlich nicht möglich – zwei Drittel der Bulgaren haben inzwischen Internetzugang, 80% der Jugendlichen surfen von zu Hause aus und über 2 Millionen Bulgaren sind bei Facebook.

Der Jahresbericht der Stiftung „Mediendemokratie“ und der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt jedoch auch, dass das sinkende Vertrauen in die traditionellen Medien nicht einzig auf das Online-Angebot zurückzuführen ist. Die alten Medien vermitteln meist die gleichen Inhalte, während im Internet die Vielfalt in der Berichterstattung immens groß ist. Gefragt ist immer mehr eine kritische Haltung der Journalisten, was in den traditionellen Medien seltener vorkommt, als im Internet. So ergab z.B. die Untersuchung von 58.000 Publikationen, dass Regierungschef Borissow nach wie vor der meist zitierte Politiker des Landes ist. Dicht auf seinen Fersen ist Innenminister Zwetanow. Die Presse ist geneigt, die Opposition zu kritisieren, und nicht die Regierung. „Solche umgedrehte Proportionen sind für die Demokratie in Bulgarien gefährlich“, warnte der Co-Autor des Jahresberichts über die bulgarische Medienlandschaft Orlin Spassow.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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