Leon Souroujon wurde in der kleinen nordostbulgarischen Stadt Nowi Pasar geboren. Er lernte Geige zusammen mit seinem Bruder. Aber Leon machte so große Fortschritte, dass die Familie seine Ausbildung in der Hauptstadt Sofia beim bekannten tschechischen Musiker Hans Koch fortzusetzen beschloss. Er kehrte jedoch bald nach Prag zurück und der 14jährige Leon Souroujon ging mit ihm und setzte seine Ausbildung bei ihm fort. Er absolvierte das Prager Konservatorium und begann seine Konzerttätigkeit in Bulgarien als Konzertmeister der Sofioter Oper.
Sein Wunsch nach Vervollkommnung führte ihn nach Paris zum großen Geiger, Pianisten und Komponisten George Enescu. Das vielfältige kulturelle Leben von Paris eröffnete neue Horizonte für den jungen Leon Souroujon. Er schloss seine Ausbildung an der angesehen Hochschule École normale supérieure ab und kehrte nach Sofia zurück.
Der Zweite Weltkrieg veränderte das Leben des begabten und erfolgreichen Musikers. 1943 wurde er in ein jüdisches Arbeitslager im Dorf Beli Izwor geschickt. Die Geige war Freude und Trost für ihn in dieser sehr schweren Zeit. Er teilte in einem Interview mit, dass er beim Passieren der Züge mit Juden aus den Gebieten an der Ägäis und in Mazedonien zu den Wagons ging und Schuberts Ave Maria und die Humoreske von Dvorak mit Herz und Seele spielte. Viele Verwandte und Freunde von ihm kamen in den deutschen Todeslagern ums Leben. Aber einige kamen zum Glück auf Schindlers Liste und überlebten.
Die Tragödien der Kriegsjahre wichen allmählich dem neuen Leben. Leon Souroujon wurde nach dem Krieg seit 1949 Professor für Violine an der Musikakademie in Sofia und von 1959 bis 1962 war er auch Dekan der Instrumentenfakultät. Zu seinen berühmten Schülern gehören Wesselin Paraschkewow, Dora Iwanowa, Angel Stankow, Josif Radionow u.a. 1947 wurde er beim George-Enescu-Wettbewerb in Paris ausgezeichnet. Er gab zusammen mit seiner Frau Katja Kasandschiewa – Pianistin und ebenso Professorin an der Musikakademie – Konzerte im Inn- und Ausland. In seinem Repertoire waren Konzerte und Kammerwerke von Bach, Tschaikowski, Paganini, Brahms, Wladigeroff. Besonders geschätzt wurde seine Interpretation der Spanischen Symphonie des Franzosen Edouard Lalo.
An Leon Souroujon erinnert man sich als an einen ruhigen, stillen und sehr umgänglichen Menschen, immer adrett in einem Anzug, freundlich und lächelnd. Er spielte mit Stil und viel Gefühl. Leon Souroujon hatte Konzerte auch in Frankreich, Tschechien, Polen, Kuba und Russland. Er konzertierte auch in Israel, wo seine Schwester Sultana Souroujon, eine bekannte und sehr begabte Malerin, lebte.
Leon Souroujon trat 1980 dem Opernorchester von Antwerpen in Belgien bei. Er unterrichtete auch an der Musikakademie in Brüssel, wo er bis zu seinem Tod 2007 lebte. Sein Neffe Albert transferierte seine sterblichen Überreste nach Sofia, wie sein letzter Wille war. Leon Souroujon hat seine eigene Seite in der Musikgeschichte von Bulgarien und ist einer der begabten Interpreten der bulgarischen Kunst.
Übersetzung: Vladimir Daskalov
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