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EU-Fachleute empfehlen Bulgarien keine Steuererhöhungen

Foto: Archiv
Das bulgarische Steuersystem ist im wesentlichen gut und braucht keine zusätzlichen Reformen. Das folgt aus einer umfangreichen Studie der Steuersysteme in der Europäischen Union. Die Probleme bei uns sind eher vom schwachen Eintreiben der Steuern verursacht. Auf diesem Gebiet sollte die Kontrolle verstärkt und der Steuerbetrug reduziert werden. Denn sie stärken die Schattenwirtschaft und Bulgarien ist das EU-Land mit dem größten Anteil der Schattenwirtschaft.

Das Modell des bulgarischen Steuersystems ist laut den Fachleuten aus Brüssel gut und es sei nicht notwendig, die Steuern zu erhöhen. Das gelte für die Mehrwertsteuer und die Unternehmenssteuer, sowie für die Umwelt- und Immobiliensteuern. Bulgarien habe auf diesem Gebiet einen Vorteil, weil die Immobilien auf der Grundlage des Steuerwertes besteuert werden und man nicht den realen Umfang der Geschäfte berücksichtigt. Man solle nach Meinung der Fachleute aus Brüssel die Mehrwertsteuer auf Waren und Dienstleistungen, wie Medikamente, Nahrungsmittel oder Bücher nicht senken, um die Steuereinnahmen nicht zu reduzieren. In Bulgarien gibt es dabei nur eine Ausnahme – für die Fremdenverkehrsdienstleistungen. Das Vorhandensein nur einer Ausnahme sei der Grund dafür, dass die Mehrwertsteuer in Bulgarien erfolgreich eingetrieben wird – 70 Prozent. Der EU-Durchschnitt dagegen liegt bei 50 Prozent

Zu den Überlegungen zur Revision des einheitlichen 10-Prozent-Steuersatzes auf die Einkünfte in Bulgarien sagten die Experten, dass das zu den Rechten eines jeden Landes gehört. Die europäische Analyse zeige, dass Bulgarien das einzige Land in der Gemeinschaft ist, in dem Arme und Reiche in gleicher Weise besteuert werden. Dagegen zahlen die Menschen mit höheren Einkommen in der Europäischen Union um 19 Prozent höhere Steuern. D.h., dass die alten EU-Mitgliedsländer einen viel größeren Wert auf die Solidarität legen. Die bulgarischen Kommentatoren sind sich verständlicherweise darin nicht einig. Einige von ihnen behaupten, dass dadurch die Schattenwirtschaft früher reduziert wurde und mehr ausländische Investoren kamen. Die anderen betonen, dass die progressive Besteuerung die Last der Armen reduzieren würde.

Die Studie der Europäischen Kommission zeigt, dass der Anteil der Schattenwirtschaft in Bulgarien bei 32 Prozent liegt – im europäischen Durchschnitt dagegen – bei 15 Prozent. Die europäischen Fachleute empfehlen unserem Land Maßnahmen zu ergreifen, um die Steuern besser einzutreiben. Die gleiche Empfehlung ging an Belgien, Italien, Portugal, Spanien, Malta, Rumänien, Ungarn, Polen, Zypern, Slowenien und Griechenland. Zur Bekämpfung der Schattenwirtschaft sind verschiedene Maßnahmen möglich. Z.B. können die Steuerbehörden nicht nur auf die Einnahmen, sondern auch auf die Ausgaben der Steuerpflichtigen achten. Das elektronische Bezahlen ist einer der Wege, die Schattenwirtschaft zu reduzieren.

Bulgarien ist 2013 laut EUROSTAT das EU-Land mit den niedrigsten Steuern. Die Einkommenssteuer in Skandinavien liegt bei 55 Prozent und in Bulgarien - bei 10 Prozent. Die Mehrwertsteuer hierzulande ist 20 Prozent und der EU-Durchschnitt – über 21 Prozent. Andererseits sind die Steuereinnahmen als Anteil des Bruttoinlandsprodukt in Bulgarien eine der niedrigsten in der Europäischen Union. Die Bulgarische Wirtschaftskammer weist mit Sorge darauf hin, dass die Einnahmen unseres Landes in den letzten vier Jahren ständig gesunken sind.

Die bulgarischen Unternehmen sind der gleichen Meinung wie die EU-Fachleute. Erhöht nicht die Steuern! - rufen Industrielle, Unternehmer und Finanzfachleute auf. Denn die Steuererhöhung würde sich fatal auf die Unternehmen auswirken, die bereits in einer schweren Lage sind. Das Steuersystem arbeite gegenwärtig gut und seine Änderung könnte zum Rückgang der Haushaltseinnahmen führen. Denn jetzt würden mehr Leute ihre Steuern erklären und dadurch gäbe es mehr Geld im Staatshaushalt.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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