Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Dritter Weihnachtsfeiertag - Tag des ersten christlichen Märtyrers

© Foto: Archiv

Am dritten Weihnachtsfeiertag ehrt die christlich-orthodoxe Kirche den heiligen Stephanus, der als erster christlicher Märtyrer gilt. Laut dem Neuen Testament ist er ein Diakon der Jerusalemer Urgemeinde gewesen. Getreu den Geboten Christi, sorgten sich die Urchristen aufopferungsvoll um ihre Nächsten. Als aber die Zahl der Christen in Jerusalem beträchtlich anstieg, wurden auch die armen Gemeindemitglieder immer mehr, darunter Witwen und Waisen, die betreut werden mussten. Die Apostel sahen sich außer Stande, diese Aufgabe zu erfüllen, ohne ihre Mission in Lehre und Predigt zu vernachlässigen.

„Daraufhin wählte man sieben Diakone, unter denen Stephanus an erster Stelle erwähnt wird, weshalb man ihn auch Erzdiakon nennt“, erzählt der Theologe Prof. Iwan Schelew. „Wegen seiner Tätigkeit unter den Judenchristen wurde er vor den Hohen Rat der Juden in Jerusalem gestellt, der zu jener Zeit die höchste religiöse und politische Behörde des Judentums darstellte. Anstatt sich jedoch zu verteidigen, bekannte sich Stephanus offen zu Jesus Christus und seine Lehre, was die Ratsmitglieder dermaßen aufbrachte, dass sie ihn auf der Stelle packten und vor der Stadt steinigten. Damit gilt Stephanus als der erste Märtyrer oder auch Erzmärtyrer.“

„Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ habe Stephanus bei seiner Steinigung gesagt. Wegen seines starken und aufrichtigen Glaubens wurde er für viele Christen ein Vorbild, die einer ersten großen Welle grausamer Verfolgungen ausgesetzt wurden. Mit dem heiligen Staphanus beginnt jedoch nicht einzig die Geschichte des christlichen Märtyrertums, sondern auch des Aufbaus der Kirchenhierarchie.

„Diakon bedeutet in Übersetzung aus dem Altgriechischen Helfer oder Diener“, erzählt weiter Prof. Schelew. „Ihnen kam vor allem die Aufgabe zu, die Gläubigen zu den gemeinsamen Mahlzeiten zu begleiten. Mit diesen Speisungen stand sicher die Eucharistie in Verbindung, es mussten aber auch die Armen versorgt werden und vor allem die Witwen. Den Frauen war in jener Epoche untersagt, für Geld zu arbeiten. Die Witwen waren also auf sich allein gestellt. Falls sie keine Aufnahme bei Verwandten fanden, landeten sie auf der Straße. Einzig die christliche Gemeinschaft begann sich um sie zu kümmern. Der heilige Stephanus ist mit seiner hingebungsvollen Tätigkeit und seinem standhaften Glauben in die Kirchengeschichte eingegangen. Nach seiner Rede vor dem Obersten Rat der Juden habe er ausgerufen: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen“.

Der heilige Stephanus wird von der römisch-katholischen Kirche, den lutherischen Kirchen und der anglikanischen Kirche am 26. Dezember geehrt, gerät jedoch in den Hintergrund, wenn sein Festtag auf einen Sonntag fällt, denn dann wird einzig das Fest der Heiligen Familie begangen. Die orthodoxen Kirchen ehren ihn am dritten Weihnachtsfeiertag – nach julianischem Kalender am 9. Januar und nach gregorianischem Kalender am 27. Dezember.

© Foto: Archiv


In Bulgarien steht der heilige Stephanus hoch in Ehren und ihm sind etliche Kirchen Geweiht, darunter die berühmte „Eiserne Kirche“ der bulgarischen Christengemeinde in Istanbul.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Darina Grigorowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Wir feiern den Heiligen Andreas den Erstberufenen, der als Schutzpatron der Protobulgaren gilt

Am 30. November ehrt die Bulgarische Orthodoxe Kirche den Heiligen Apostel Andreas. Er war der Bruder des Heiligen Petrus, des ersten Apostels, und wird der Erstberufene genannt, weil er der erste der Apostel war, der in die Nachfolge des..

veröffentlicht am 30.11.24 um 10:45

Der Elija-Brunnen in Nikopol ist mit zarten Liebesversen bedeckt

Nikopol wird wegen seiner tausendjährigen Geschichte „Stadt der Jahrhunderte“ genannt. Die Stadt wurde bereits 169 n. Chr. während der Herrschaft des römischen Kaisers Marcus Aurelius besiedelt. Später benannte der byzantinische Kaiser Nikephoros II...

veröffentlicht am 24.11.24 um 11:05

Patriarchenkathedrale „Hl. Alexander Newski“ feiert ihr 100-jähriges Bestehen

Die Kathedrale wurde „als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber dem russischen Volk für die Befreiung Bulgariens vom osmanischen Joch im Jahr 1878“ erbaut. In diesem Jahr jährt sich ihre Einweihung zum 100. Mal. Wer ist der Heilige Alexander..

veröffentlicht am 23.11.24 um 10:10