Boris Christow wurde am 18. Mai 1914 in der südbulgarischen Stadt Plowdiw geboren. Seine Vorfahren väterlicherseits stammen jedoch aus der heuten Republik Makedonien. Später siedelten sie nach Bulgarien über, das nach annähernd 500 Jahren Türkenherrschaft seine staatliche Selbständigkeit erlangt hatte.
Die musikalischen Begabungen des jungen Boris blieben nicht verborgen und er begann schon früh mit seinem Vater im Chor der Alexander-Newski-Kathedrale zu singen. An eine musikalische Laufbahn dachte jedoch noch niemand. Seine Beschäftigungen mit der Musik brachen jedoch nicht ab und Boris schrieb sich im international anerkannten „Gusla-Chor“ ein, dessen Solist er bald wurde.
Während einer Vorstellung anlässlich des bulgarischen Nationalfeiertages, der auch der bulgarische König Boris III. beiwohnte, wurde dieser auf die herrliche Bassstimme Christows aufmerksam und ermöglichte ihm mit einem Stipendium eine professionelle Gesangsausbildung in Italien.
1943 kehrte Christow für kurze Zeit nach Bulgarien zurück, bevor er nach Salzburg an das „Mozarteum“ wechselte, um sein deutsches Repertoire zu vervollständigen. Nach Ende des 2. Weltkrieges setzte Christow seine Studien in Italien fort und gab sein erstes selbständiges Konzert. Es folgten beeindruckende Auftritte, bei denen er frenetisch gefeiert wurde.
Die bedeutendsten Opernhäuser der Welt öffnen ihm ihre Tore. Er wurde als würdiger Nachfolger des berühmten russischen Bassbaritons Fjodor Schaljapin angesehen. Mit vielen Partien erlangte er internationale Anerkennung und gab umjubelte Vorstellungen: so beispielsweise als Mephisto (sowohl in Gounods „Faust“, als auch in Boitos „Mephisto“). Christow glänzte als Fürst Galitzki sowie als Khan Kontchak in Borodins „Fürst Igor“, mit der Titelrolle in Jules Massenets „Don Quichotte“, als Oberpriester Ramphis in Verdis „Aida“ oder als Goldschmied Pogner in Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ – um nur einige zu nennen.
Mitte der 60er Jahre schien ein Gehirntumor die Karriere des Bassisten Boris Christow und vielleicht auch sein Leben ein endgültiges Ende bereiten zu wollen. Mit gewaltiger Energie überwandt Christow die Folgen der Operation. Ende der 70er Jahre schien er seine Karriere endgültig beenden zu wollen, aber einige Jahre später überraschte er die Opernwelt mit dem Comeback einer erstaunlich intakten Stimme.
Der legendäre Bassist Boris Christow, der mit Franca de Rensis, Tochter seines Mentors, dem Musikkritiker und Autor Raffaelo de Rensis, verheiratet war, starb am 28. Juni 1993 im Alter von 74 Jahren in Rom. Seine sterbliche Hülle wurde nach Sofia überführt, wo dem legendären Sänger in der „Alexander-Newski-Kathedrale“ ein Staatsbegräbnis zuteil wurde.
Der 100. Jahrestag seit der Geburt von Boris Christow wird mit verschiedenen Initiativen begangen. Eigens wurde ein nationales Komitee gegründet, dessen Vorsitz der Parlamentspräsident Michail Mikow übernahm. Die Veranstaltungen werden von staatlichen, wie auch Bürgerorganisationen und Medien organisiert.
„Die nationalen Ehrungen sollen diesmal mehrschichtig sein und den Rahmen der herkömmlichen Initiativen dieser Art sprengen“, sagt Momtschil Georgiew vom Initiativkomitee. „Natürlich werden auch die traditionellen Veranstaltungen laufen, wie der Wettbewerb für junge Opernsänger auf den Namen von Boris Christow. Der Höhepunkt wird am 18. Mai, dem Geburtstag des Sängers, sein. Die Sofioter Oper bereitet ein Festkonzert vor – solche wird es an diesem Tag auch in vielen anderen Städten Bulgariens geben. Um die Ehrungen auszuweiten, haben wir uns an die Künstler und Opernhäuser weltweit gewandt, die ihrerseits mit Freude die Initiative aufgegriffen haben. Ferner bieten wir mehr als 100 Festivals in der Welt Filme, Ausstellungen und anderes Material über Boris Christow an, die sie in ihre Begleitveranstaltungen aufnehmen werden.“
Am Ende seines Lebens stiftete Boris Christow sein Haus im Zentrum Sofias dem bulgarischen Staat, der es in ein Zentrum zur Unterstützung junger Opernsänger verwandelte. Dort finden regelmäßig Ausstellungen und Konzerte statt. Geleitet wir das Zentrum von der Musikwissenschaftlerin und Journalistin Elena Dragostinowa.
„Wir nehmen den Jahrestag zum Anlass und setzen auf die Botschaften einen Akzent, die uns der bedeutende Sänger mit seinem Schaffen hinterlassen hat“, sagt Elena Dragostinowa. „Bereits vor zwei Jahren haben wir zusammen mit dem Kulturministerium der UNESCO vorgeschlagen, Boris Christow in die Liste der Persönlichkeiten des Jahres 2014 aufzunehmen. Die weltweiten Ehrungen begannen im Internationalen Haus der Musik in Moskau. Ihnen schloss sich auch das Museum Fjodor Schaljapins an, in dem Boris Christow sein Idol sah.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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