Heute nehmen wir von Đoko Rosić Abschied. Er gehörte zu den beliebten Filmschauspielern in Bulgarien, der mit seinen Glanzrollen in vielen Filmen in Erinnerung bleiben wird. Und nicht nur das! Rosić versprühte Optimismus und hat sich stets für Bulgarien eingesetzt.
Das Schicksal wollte es und Đoko Rosić verstarb wenige Tage vor seinem 82. Geburtstag an einem Krebsleiden. In 30 Filmen starb er – die letzte Szene, die reale, erlebte keine Wiederholung... Er war ein ungewöhnlicher Mensch. Sein Leben verlief ungewöhnlich, das bereits mit seinem Geburtsdatum, den 29. Februar begann. Sein Name verrät es – von der Abstammung ist Rosić Serbe, der jedoch Bulgarien mehr als viele Bulgaren liebte. Aus politischen Gründen emigrierte er 19-jährig nach Bulgarien. Die bulgarische Staatsbürgerschaft erhielt er aber erst im Jahre 2002, nach rund 50 Jahren eines ständigen Aufenthaltes im Land.
Seine ersten Schritte im Kino machte er als Journalist am Bulgarischen Nationalen Rundfunk. In einem Interview erinnerte er sich: „Ich war neunzehneinhalb Jahre alt, als ich zum Radio kam“, erzählt Đoko Rosić. „Damals studierte ich Wirtschaft und begann gleichzeitig am Radio zu arbeiten. Vormittags studierte ich und am Nachmittag war ich in der Redaktion. Lange Zeit war ich als Übersetzer und Sprecher im Auslandsprogramm tätig. Danach habe ich in der Zentralredaktion Beiträge für alle Sprachredaktionen geschrieben. Das Auslandsprogramm war voller begabter Menschen, denn dort konnten nur jene arbeiten, die perfekt auch andere Sprachen beherrschen und das waren vornämlich Intellektuelle. Daher gab es auch etliche Dissidenten darunter. Wenn man aus heutiger Sicht zurückschaut, so haben wir Propaganda für eine Partei und ein Regime gemacht – ich schäme mich aber keiner Zeile, die ich damals geschrieben haben.“
Für Đoko Rosić sind die Jahre am Rundfunk einige der schönsten in seinem Leben. Das Ende dieser Zeit hinterließ in ihm aber einen bitteren Nachgeschmack: „Im Herbst 1968 wurde nach den Ereignissen in der damaligen Tschechoslowakei eine Säuberungsaktion am bulgarischen Rundfunk durchgeführt“, erinnert sich der Filmschauspieler. „Ich war damals jugoslawischer Staatsbürger und es kam die Verordnung heraus, dass keine Ausländer am Rundfunk beschäftigt sein können, obwohl gerade im Auslandsfunk viele Ausländer arbeiteten. Ich dachte, dass es mich nicht betreffen werde, denn ich war ein vorbildlicher Journalist. 1960 oder 61 hatte ich den Preis des Radios für den besten Beitrag des Jahres erhalten. Ich hatte mich geirrt – man entließ mich. Drei Monate nach meiner Entlassung schmiss man auch meine Frau, Liljana Lasarowa, hinaus, die in der Musikredaktion des Auslandsfunks arbeitete. Ihre „Schuld“ bestand darin, dass sie mit mir verheiratet war.“
Bereits während seiner Arbeit am Bulgarischen Nationalen Rundfunk beteiligte sich Đoko Rosić an sieben Filmen. Zuerst hatte er abgelehnt, doch nach Anraten des damaligen Rundfunkintendanten Mischo Nikolow nahm er an. Er ging in unbezahlten Urlaub und konnte sich so als Laienschauspieler betätigen. Und das wiederholte sich jedes Mal, wenn man ihn für eine Filmrolle engagierte. Dieser Zustand hätte sicher Jahrzehnte angedauert, denn Đoko Rosić liebte seine Arbeit am Rundfunk und dachte nicht daran, sie aufzugeben. Nach seiner Entlassung kam aber alles anders.
Vier Jahre lang konnte er nur Gelegenheitsarbeiten annehmen, denn sein Name war auf der sogenannten „Schwarzen Liste“. Schließlich fand er doch noch eine Anstellung und zwar als Schauspieler am damaligen Studio für Spielfilme. In einem halben Jahrhundert schlüpfte Đoko Rosić in über 110 Filmrollen, nicht nur im heimischen Kino, sondern auch in einer Reihe ungarsicher Produktionen. Er stieg zu einem der beliebtesten und geachtetsten Filmschauspieler Bulgariens auf. Hohe Auszeichnungen blieben nicht aus – darunter die Orden „Kyrill und Method“ Erster Stufe und „Goldenes Jahrhundert“, die ihm für seine großen Verdienste für die heimische Leinwandkunst verliehen wurden. Vor vier Jahren erhielt er wiederum in Budapest einen Sonderpreis für seinen Beitrag zur Entwicklung des ungarischen Kinos. Nicht nur die bulgarischen Kinofreunde werden ihn vermissen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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