Immer weniger Menschen haben noch Zweifel an der globalen Erwärmung, denn immer mehr Tatsachen von extremen Wettererscheinungen bestätigen ihre Realität. Dieser Winter war außerordentlich hart in vielen Regionen der USA und in Großbritannien. Gleichzeitig war es 2013 sehr heiß in Australien, wo auf den Wetterkarten neben der roten Farbe auch Violet eingeführt wurde, das für Temperaturen über 50 Grad Celsius steht. Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie war 2013 das sechstwärmste Jahr in den letzten 160 Jahren, seit das Wetter aufgezeichnet wird. Großbritannien erlebte seit dem Jahr 2000 die sieben wärmsten und die vier feuchtesten Jahre in anderthalb Jahrhunderten. Ungewöhnliche Erscheinungen sind auch in Bulgarien zu beobachten. Wir haben gegenwärtig einen ungewöhnlich warmen Winter mit vielen Temperaturrekorden. Wer könnte sich vor 10 Jahren vorstellen, dass es in den bei uns kältesten Monaten Januar und Februar zu Temperaturen über 20 Grad Celsius kommen kann? Und gleichzeitig sind England und Japan mit Eis bedeckt.
Der Klimawandel macht sich aber auch in der wirtschaftlichen Praxis bemerkbar, erklärt der Klima-Experte von WWF-Bulgarien Georgi Stefanow. "Die Versicherungsgesellschaften haben weltweit ihre Sätze für Schäden durch Naturkatastrophen um ein mehrfaches erhöht - Überschwemmungen, Dürren, Brände usw. In den USA gibt es ganze Regionen, in denen die Versicherungsgesellschaften ihre Dienste verweigern. Das sind Gebiete entlang der Küste des Golf von Mexiko, die im letzten Jahrzehnt mehrfach von vernichtenden Tornados heimgesucht wurden. Ich selbst lebte in Florida während der stärksten Hurrikans in den Jahren 2003-2005. Kurz vor meiner Rückkehr konnte ich am eigenen Leib die Folgen des Orkans Katherina erleben. Es war wirklich dramatisch."
Als ein südliches Land gehört Bulgarien zu den am meisten vom Klimawandel bedrohten Ländern. "Bei uns ist bereits ein ernsthafter Rückgang der Niederschläge zu beobachten - im Winter und im Sommer. Darunter leiden vor allem die Landwirte, aber auch alle Wirtschaftsbranchen, die Wasser nutzen, auch der Wintertourismus. Eine andere Frage ist, ob es für Bulgarien, einem südlichen Land, richtig ist, den Wintertourismus zu entwickeln, denn er wird einfach nicht mehr rentabel sein. Nachhaltigere Urlaubsformen wären profitabler. Aber leider fehlen immer noch ernsthafte Analysen und Einschätzungen in dieser Frage."
Das Problem wird laut Georgi Stefanow immer noch nicht in seiner Ernsthaftigkeit begriffen. Es gibt zwei mögliche Reaktionen. Die erste ist die Prävention, d.h., Maßnamen zur Verringerung des Treibhauseffekts durch Begrenzung der Kohlenstoffesmissionen. Ein verspäteter Schritt in dieser Richtung in Bulgarien ist das kürzlich verabschiedete Klimagesetz. Aber die Entwicklung einer nationalen Strategie zur Anpassung aller Bereiche des Lebens an den Klimawandel durch eine behördenübergreifende Arbeitsgruppe tritt seit zwei Jahren auf der Stelle. "Bulgarien muss eine Strategie entwickeln, die Maßnamen zur Anpassung aller Bereiche der Wirtschaft, das Management der Gewässer, Forsten, die sparsame Nutzung der Naturressourcen und adäquate Landwirtschaft enthält", sagt Georgi Stefanow. "Wenn es nicht genug Niederschläge gibt, können wir zum Beispiel Mais nicht mehr anbauen, dann müssen wir uns vorbereiten, zur Baumwolle überzugehen, die weniger Wasser braucht", gibt er ein konkretes Beispiel.
Die Artenvielfalt wird das erste Opfer des Klimawandels werden. "Das ist leider der am wenigsten diskutierte Aspekt des Problems", sagt der WWF-Fachmann. "Die höchsten Risiken gibt es für die Artenvielfalt, aber die Stimme der wilden Natur ist leider am schlechtesten zu hören. 90 % der gegenwärtigen Artenvielfalt, die auch so schon schrumpft, wird vom Klimawandel bedroht. Die biologischen Arten werden ihre Populationen drastisch verringern oder direkt verschwinden, falls diese Tendenz des Klimawandels andauert."
Änderungen in der Artenstruktur können bereits beobachtet werden. Es dringen Pflanzen und Tiere ein, die für südlichere geographische Zonen typisch sind. Einige, die uns eigen sind, machen sich auf dem Weg nach Norden. "Damit unsere grünen Wälder und Berge nicht trocken wie in Griechenland werden, müssen wir handeln und die Treibhausgasmissionen reduzieren. Durch unsere persönliche Haltung gegenüber diesem Problem kann jeder von uns an der Rettung des Planeten teilnehmen. In dieser Sache gibt es keine großen und kleinen Staaten", erklärte Georgi Stefanow abschließend.
Übersetzung: Vladimir Daskalov
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