Christiane Karam studierte indische, afrikanische und andere alte Kulturen. Zuerst war sie klassische Pianistin, dann lernte sie Gesang und schrieb später Vokalwerke, klassische und Filmmusik. Die Musiker arbeitete mit einer Reihe bekannter Interpreten, aber besonders schätzt sie ihre Zusammenarbeit mit Bobby Mcferrin. Das Interesse an verschiedenen Folkloretraditionen kam später. Es sei laut ihr eine Art Reise zu den eigenen Wurzel, die weit verstreut sind. Christiane Karam wurde in Beirut im Libanon geboren, von wo ihr Vater kommt. Ihre Mutter ist eine Armenierin, aus einer Flüchtlingsfamilie, die aus einem Ort kam, der heute zur Türkei gehört.
„Ich bin inmitten von militärischen Konflikten aufgewachsen. Deswegen ist es für mich wichtig, die Menschen zusammen zu bringen, eine Umgebung zu schaffen, die gut für die Kommunikation ist. Die Kunst bietet dafür unschätzbare Möglichkeiten. Ich bin dankbar dafür, dass ich Musikerin bin. Ich bin überzeugt, dass die Musiker eine geheime Mission in dieser Welt haben - die Menschen zusammen zu bringen, Schönheit aus den Unterschieden zu erzeugen“, sagt Christiane Karam. Bulgarische Volksmusik hörte sie zum ersten Mal in ihrer Kindheit und verliebte sich in sie aus unerklärlichen Gründen. Ihre Lehrerin in den letzten Jahren war Binka Dobrewa vom berühmten Chor „Mysterium der bulgarischen Stimmen“. Die bekannte Sängerin aus der bulgarischen Folkloreregion Thrakien ist auch Patin des Chors „Pleteniza“, der von Christiane Karam geleitet wird.
„Ich begann vor etwa 15 Jahren diese Musik darzubieten. Zuerst sang ich in einem anderen Chor. Ich war mit verschiedenen Projekten engagiert. Allmählich begriff ich, dass diese Art Musik einen speziellen Raum braucht. Den Chor „Pleteniza“ gründeten wir vor etwa drei Jahren. Der größte Teil unseres Repertoires ist bulgarisch – Lieder des „Mysteriums der bulgarischen Stimmen“. Aus verschiedenen Folkloreregionen. Wir haben auch Beispiele anderer Traditionen – russisch, armenisch, serbisch, zigeuner, türkisch, westlich. Das ist eine reiche und schöne Musik, die uns erlaubt zu begreifen wie viele Gemeinsamkeiten die verschiedenen Kulturen haben. Die meisten Teilnehmer sind Studenten in Berklee –gegenwärtige oder frühere. Als ich vor Jahren selbst die westliche Kultur an dieser Uni studierte, stellte ich fest, dass die östlichen Musiktraditionen nicht gut vertreten sind. Schon damals organisierte ich verschiedene Veranstaltungen und lud Künstler aus dem Osten ein. Später, als ich selbst unterrichtete, veranstaltete ich ein Festival für die Musik des Nahen Ostens – das Annual Berklee Middle Eastern Festival. 2013 war das Festival dem Balkan gewidmet. Daran nahmen Studenten und Künstler aus New York teil. Bulgarien war durch Binka Dobrewa und Alexander Rajtschew vertreten. Am Ende des Festivals gab es ein wunderbares Konzert. Dieses Jahr haben wir das Festival der traditionellen armenischen Kultur gewidmet.“
Die Aktivitäten von Christiane Karam führten zur Schaffung einer speziellen Plattform für das Erzeugen, Praktizieren und Austauschen von östlicher Musik. In dem Chor gibt es gegenwärtig rund zwei Dutzend Menschen. Er tritt in Berklee auf und vertritt die Hochschule in anderen amerikanischen Städten und erhält Einladungen auch aus dem Ausland. Manchmal tritt der Chor vollständig auf. Es gibt aber auch eine kleinere, Konzertversion, nur mit Profis.
Im Pleteniza-Chor hat es ein paar bulgarische Studenten gegeben, nicht viele. Christiane Karam versucht über verschiedene Programme Stipendien für junge begabte Bulgaren zu sichern. Sie kämpft auch für die Möglichkeit für die Ausbildung von Berklee-Studenten in Bulgarien. Das war eine der Aufgaben ihres letzten Bulgarien-Besuches. Sie hat im Laufe eines Monats ihre Lieblingsorte bei uns besucht. Welche Bilder erzeugen bei Christiane Karam die bulgarischen Volkslieder?
„Ich sehe die Berge. Ich sehe das Gesicht einer sehr alten Frau, vielleicht aus dem Rhodoppen-Gebirge, braungebrannt von der Sonne. Ich sehe ihre Augen, die Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Sie hat einen langen harten Weg hinter sich. Sie singt und das Lied hilft ihr zu überleben. Das ist meine Empfindung. In Bulgarien fühle ich mich wie zuhause, ich bin verbunden mit seinem Boden. Ich war in den Gebirgen Rila und Pirin, ich reiste durch ganz Süd-Bulgarien, aber im Rhodoppen-Gebirge fühle ich mich zuhause. Ich fühle mich glücklich hier, fühle eine starke Unterstützung. Meine Kollegen sagen oft, dass sie stolz auf meine Aktivitäten auf der anderen Seite des Ozeans sind. Für mich ist es wichtig Ihre Kultur richtig darzubieten, mit allen Einzelheiten der Stimme und der Tonerzeugung. Es ist einerseits ein Privileg für mich all’ diesen Stillreichtum zu studieren und zu praktizieren. Andererseits ist es eine große Verantwortung ihn auf die authentischste Weise darzubieten.“
Übersetzung: Vladimir Daskalov
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