Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung sind Frauen, trotzdem sind sie nach wie vor viel weniger in der Politik vertreten, als die Männer. Das gilt auch für die EU und für Bulgarien. Die Frauen bei uns sind die aktiveren Wähler - sie führen mit 8% vor den Männern. Trotzdem sind sie in den Führungsgremien verschiedener politischen Parteien und in der Leitungsebene von Behörden unterrepräsentiert.
Das hat eine Studie der Organisation Balkan Assist ergeben, die im Rahmen eines EU-Projektes zur Förderung der Bürgerrechte in 14 EU-Staaten durchgeführt wurde, darunter in Belgien, Litauen, Rumänien, Slowenien, Ungarn, Großbritannien, Tschechien, Schweden u.a. Die Ergebnisse zeigen, dass es in der Union in dieser Hinsicht keine so großen Unterschiede gibt. Es gibt aber auch keine steigende Tendenz bei der Einstellung von mehr Frauen in führenden Positionen in der Politik und bei internationalen Behörden.
Bulgarien gehört allerdings zu den Ländern mit den meisten Frauen bei internationalen Gremien. Immerhin sind 40% der bulgarischen Europaabgeordneten Frauen, was uns über dem EU-Durchschnitt von 35% positioniert. Je niedriger man aber in der Hierarchie geht, desto weniger Frauen gibt es auch bei uns in der Politik. Im Parlament sind zum Beispiel nur 23% der Abgeordneten weiblich.
Bei den Bürgermeistern ist die Lage noch schlimmer - nur 11% dieser Posten sind von Frauen besetzt. Als Männerdomäne gelten bei uns nach wie vor die Bereiche Sicherheit, Finanzen und Wirtschaft, was die Leitungsebene betrifft. Dafür sind für Frauen Bildung und Sozialwesen reserviert. Im Gegenteil zu Europa, werden in Bulgarien in den letzten Jahren immer mehr Frauen im Infrastrukturvorhaben engagiert. Es ist Tatsache, dass auch in den kleineren Ortschaften mit bis zu 25.000 Einwohnern mehr Frauen im Bürgermeistersessel sitzen. Das ist aber regional bedingt, im Süden des Landes ist dies kaum der Fall. Dafür müssen Strategien her, die diesen Ungleichgewicht wegschaffen.
Noch gibt es in Bulgarien kein Gleichstellungsgesetz. In Frankreich zum Beispiel beträgt die Frauenquote ganze 40%. "Mit der Gleichstellung der Geschlechter wird die Welt demokratischer sein. Zumindest deswegen, weil sowohl Männer, als auch Frauen bei den Entscheidungsfindungsprozessen gleichermaßen vertreten sein werden und eine Balance bei den Gesichtspunkten erreicht wird", meint Iliana Stojtschewa vom Bulgarischen Frauenlobby. Die Bulgarinnen leisten auch den größeren Beitrag zur europäischen Politik des Landes. Interessant ist aber, dass sie im Europaparlament viel mehr von der Gleichstellung sprechen, als als Abgeordnete im Bulgarischen Parlament.
"In Bulgarien wird grundsätzlich nicht viel davon gesprochen", sagt Stojtschewa weiter. "Vor allem wird das Thema im Wahlkampf genutzt und zwar mehr im europäischen Kontext. Das ist aber ein wichtiger Punkt für uns, besonders im Führungsbereich der Politik und der staatlichen Behörden brauchen die Frauen mehr Präsenz aber auch in Bildung und in den Medien. Die Frauen sollen insgesamt mehr in allen demokratischen Prozessen miteinbezogen sein."
Bislang befand sich Bulgarien in Punkto Frauenpräsenz im Europaparlament über dem EU-Durchschnitt, in den Listen der Kandidaten für die bevorstehende Europawahl ist die Tendenz eher rückgängig, stimmt das?
"Wir befanden uns über dem Durchschnitt ganz am Anfang, als wir noch nicht EU-Mitglied waren und nur Beobachter in den europäischen Institutionen hatten", kommentiert weiter Iliana Stojtschewa. "Momentan haben wir etwas über 35% Frauen im Europaparlament, die deswegen gewählt wurden, weil sie Experten auf einem bestimmten Gebiet sind, Fremdsprachenkenntnisse haben etc. Das bedeutet, dass die Parteien ihre Hausaufgaben für die erste Europawahl 2009, an der wir teilnehmen durften, gemacht haben. Heute sieht es nicht ganz so aus. Wenn wir uns in Bulgarien nicht so intensiv mit dem Thema befassen, ist es in Europa schon lange an der Tagesordnung. Daher werden wir nun auch mehr Männer nach Europa schicken, als Frauen. Ich denke, dass hier auch die Wirtschaftskrise eine Bedeutung hat, denn viele Abgeordnete führen auch nach Amtseintritt ihre Geschäfte im Heimatland weiter."
Wofür sollen wir weiter kämpfen? "Wir sollen für eine gleichmäßige Verteilung der Posten zwischen Männer und Frauen kämpfen. Optimal wäre ein Verhältnis von 51:49, weil es doch 51% Frauen auf der Welt gibt. Das wäre die einzig demokratische Lösung", meint Iliana Stojtschewa vom Bulgarischen Frauenlobby abschließend.
Übersetzung: Milkana Dehler
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