Im Vorjahr ist die Zahl der Insolvenzen in Bulgarien um knapp 40 Prozent gestiegen. Und auch die Zahl der Firmen mit Zahlungsschwierigkeiten ist seit Jahresbeginn um 230 Prozent nach oben geschnellt. Die Passiva der fünf größten insolventen Unternehmen belaufen sich auf 210 Mio. Euro. Ein Novum am bulgarischen Markt sind die Insolvenzen von Treibstoffhändlern, wogegen sich die Unternehmen in der Immobiliensparte stabilisiert haben. Die einzigen Branchen ohne Probleme sind Pharmazie, Informationstechnologien und Telekommunikationen. Die Angaben stammen aus dem Coface-Bericht über Mittel- und Osteuropa.
Die Studie erfasst 13 Staaten, wobei sich beim Anstieg der Insolvenzen Tschechien mit 32 Prozent und den meisten pleitegegangenen Baubranchen-Firmen unmittelbar nach Bulgarien einreiht. In Kroatien haben lediglich fünf Prozent der Unternehmen Konkurs angemeldet. Selbst wenn sich die Eurozone erholt, kommt das erst später bei uns an, kommentieren die Firmen. Dafür braucht es jedoch ein transparentes und überschaubares Geschäftsumfeld.
Die Daten der bulgarischen Statistik sind derzeit alles andere als optimistisch. Man rechnet mit einem Wirtschaftswachstum unter EU-Durchschnitt. Auch die politische und wirtschaftliche Lage im Lande ist recht unsicher. Obwohl die Regierung ihre Wachstumsprognose auf 2,1 Prozent nach oben korrigiert hat, geht Coface von einem niedrigeren BIP-Anstieg aus.
Traditionell verzeichnet die Groß- und Einzelhandelsbranche die meisten Firmenpleiten. Obwohl der Treibstoffhandel eigentlich als krisenfest gilt, haben auch hier die ersten Firmen Insolvenz angemeldet. Der Hauptanteil der insolventen Firmen ist im Lebensmittel- und Baustoffhandel ansässig. In den s.g. Risikobranchen sind die meisten zahlungsunfähigen Unternehmen in der Landwirtschaft angesiedelt. Betroffen sind vor allem Getreidehersteller. Stark rückläufig ist der Zahl der Firmenpleiten in der Immobiliensparte, die in den Vorjahren die Rangliste anführte. Das zeigt, dass die zufälligen Akteure bereits vom Markt entfallen sind.
Insolvenzfreie Branchen, in denen es zudem permanent nach oben geht, sind die Pharmazie, die Informationstechnologien und die Telekommunikationen. Der Hit am bulgarischen Markt ist das Outsourcing. Immer mehr Firmen widmen sich dieser Wirtschaftstätigkeit. Zu den sicheren Branchen zählen die Strom-, Gas- und Wassererzeuger, d.h. falls der Staat die Regulierungsregeln beibehält.
Vor dem Hintergrund der restlichen Staaten Südosteuropas verheißt Coface für unsere Volkswirtschaft ein leichtes Wachstum. Diese Prognose basiert auf einer schwachen Binnennachfrage, auf gedämpfter Kreditvergabe und sinkenden Exporten. Eine Erholung wird frühestens gegen Jahresende erwartet und zwar nur unter der Voraussetzung, dass Bulgarien den Abruf von EU-Mitteln aktiviert.
Übersetzung: Christine Christov
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