Balletttruppe „Arabesk“ – „Wege des Verlangens“ – eine Aufführung von Bojan Wodenitscharow und Mila Iskrenowa. So lautet die jüngste Annonce in den Kultursparten der Medien Bulgariens. Einige haben als Kleiderordnung hinzugefügt: „Elegante Kleidung erwünscht“. Was steckt hinter diesem Ereignis, das Teil des internationalen Festivals „Sofioter Musikwochen“ wie auch des hauptstädtischen „Salons der Künste“ ist?
Das Publikum wird es erst am kommenden Montag, den 9. Juni erfahren, das sich sicher zahlreich im Saal Nr. 9 des Nationalen Kulturpalastes in Sofia einfinden wird. Wir wollten aber im Voraus schon etwas in Erfahrung bringen und befragten den Pianisten Prof. Bojan Wodenitscharow, der die Musik für die Ballettinszenierung schrieb. Er ist übrigens nicht einzig in Bulgarien eine angesehene Persönlichkeit des Musiklebens. Seit mehr als 20 Jahren lebt und arbeitet der Musikprofessor in Belgien, wo er nicht einzig Konzerte gibt, sondern auch am „Königlichen Konservatorium Brüssel“ Klavier, historische Instrument und Improvisation unterrichtet.
„Der Vorschlag zur Gestaltung dieser Ballettinszenierung kam vom „Festival de Wallonie“, dem wohl bedeutendsten Kulturereignis in Wallonien, dem französischsprachigen Teil Belgiens“, erzählt Prof. Bojan Wodenitscharow. „Vor einiger Zeit hatten sich die Veranstalter an mich gewandt und einige meiner Stücke erbeten. Im Gespräch schlug ich ihnen die Gestaltung eines Balletts vor, zu dem ich die Musik schreibe. Dabei hatte ich nicht einmal die Choreographin Mila Iskrenowa um ihre Mitarbeit gefragt. Ich wollte aber schon seit mehr als zehn Jahren etwas mit ihr gestalten. Glücklicherweise willigte sie ein und wir begannen an der Aufführung zu arbeiten. Das Thema des diesjährigen Festivals ist die Donau – der Fluss, der symbolisch die verschiedenen Kulturen des Alten Kontinents vereint. Die Donau entspringt in Deutschland und fließt dann durch Österreich – beides Länder, in der die klassische Musik mehr als zu Hause ist. Dann durchquert der Fluss die Slowakei, Ungarn und Serbien und kommt nach Bulgarien und Rumänien. Die Musikkultur Osteuropas gehört ihrerseits zu den interessantesten Erscheinungen. Meine Idee bestand darin, in einer Aufführung die Wurzeln der jeweiligen musikalischen Identität herauszuschälen, die jeder von uns in sich trägt. Ich erinnere mich noch genau an meine Studentenzeit an der Akademie, als wir, junge Musiker, mit den Fugen Bachs und den Sonaten Mozarts lebten. Von Folklore hatten wir keine Ahnung und doch kamen uns immer die Tränen, wenn wir beispielsweise zweistimmigen Gesang aus der Schopen-Region hörten. Wir fragten uns, warum das wohl so ist. Die Inszenierung geht nicht nur dieser Frage nach sondern stellt auch eine Reise zu uns selbst dar – eine Suche nach dem eigenen „Ich“. Die Musik zur Ballettaufführung wird live von mir gespielt – das Klavier steht direkt auf der Bühne. Es erklingen u.a. einige meiner improvisierten Lieder, die wir mit der Choreographin abgesprochen haben. Aber auch Ausschnitte aus Werken der Wiener Klassiker Haydn und Mozart sind eingewoben. Es geht schließlich darum, das reiche Kulturmosaik Europas wiederzugeben. Die improvisierten Lieder sind nach bulgarischen und anderen Balkanmelodien gestaltet. Auch treten Jazz und Werke von Komponisten des 20. Jahrhunderts stark in Erscheinung. Ich hoffe, dass es ein interessante Aufführung wird. Das belgische Publikum wird sie erst Ende September im Rahmen des „Festival de Wallonie“ erleben.“
Wenig Stunden vor der Sofioter Aufführung von „Wege des Verlangens“ wird das Buch „Der Geschmack deines Körpers“ von Mila Iskrenowa dem breiten Publikum vorgestellt werden. Sie ist nicht nur Choreographin der Balletttruppe „Arabesk“, sondern auch Kritikerin, Publizistin und mutige Künstlerin mit einem deutlichen Hang zum modernen Ballett. Mittlerweile kann sie auf Dutzende Inszenierungen zurückblicken. All das hat in ihrem Buch seinen Niederschlag gefunden. Darin lesen wir u.a.:
„Die Schönheit motiviert mich – nicht nur physisch, im ästhetischen Sinn des Wortes, sondern auch geistig im ethischen Sinn... Fehlt es an Schönheit, so macht sich trübe Stimmung breit und gebiert traurige Werke.
Die Schönheit ist göttlichen Ursprungs.
Die Schönheit ist ein gehobener Begriff für Moral.
Die Schönheit ist die vollkommenste Zweckmäßigkeit.
Die Schönheit ist nicht konkret festgelegt – sie ist eine veränderliche Größe.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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