1927 kam der erste Gedichtband "Die Ewige und Heilige" der Granddame unserer heimischen Poesie Elisaweta Bagrjana heraus. Das Buch wird als Provokation aufgefasst und gilt als Beginn einer neuen Zeitrechnung für das weibliche Selbstwertgefühl der Bulgarin. Die Poesie von Bagrjana wurde in 30 Sprachen übersetzt. Ihr Werk fand in die angesehenste Anthologie der "Einhundert schönsten Gedichte der Welt" Eingang, welche 1979 vom namhaften französischen Dichter und Verleger Alain Bosquet veröffentlicht wurde.
Elisaweta Bagrjana zählt zu den einflussreichsten Bulgarinnen, von denen die Historikerin Dr. Zwetana Kjosewa in ihrem Buch "Die 50 einflussreichsten Frauen in der bulgarischen Geschichte" erzählt. Es berichtet über Vertreterinnen des schwachen Geschlechts aus der Zeit des Ersten und des Zweiten Bulgarischen Reiches, aus der Wiedergeburtsepoche, aus dem Dritten Bulgarischen Reich und der jüngsten Vergangenheit. Am schwersten fiel der Autorin die Auswahl von einflussreichen Damen der Gegenwart, da die Geschichte nach wie vor der strengste Juror ist, wofür mindestens 50 Jahre erforderlich sind.
"Das erste und wichtigste Auswahlkriterium betrifft die Verdienste der gegebenen Persönlichkeit, d.h. womit sie auf irgend eine Weise die Lebensweise der Bulgaren verändert hat, sei es nun in positiver oder negativer Richtung", erklärt Zwetana Kjosewa. "Das zweite Kriterium - wie lange hat dieser Einfluss angehalten. Es gibt viele kurzlebige Ereignisse, die keine Spuren in der Geschichte hinterlassen. Und das dritte Kriterium - wie viele Anhänger die entsprechende Persönlichkeit hatte. Das Leben all dieser Frauen nach diesen Kriterien analysierend, hat sich die Reihenfolge irgendwie von selbst ergeben. Ein anderer Autor hätte sie wahrscheinlich anders eingestuft. Das ist jedoch meine Ansicht, zu der ich stehe."
Für Zwetana Kjosewa ist Ekaterina Karawelowa (1860-1947) die einflussreichste Frau in der bulgarischen Geschichte. Sie ist die erste Frau im befreiten Bulgarien, die sich erkühnt, den Frauen neben ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter den Weg als Verfechterin des bulgarischen Wiedergeburtsgeistes zu ebnen. Ekaterina ist die Frau von Petko Karawelow, welcher zweimal Ministerpräsident von Bulgarien war. In seiner zweiten Amtszeit vollbringt er sein größtes politisches Werk - die Vereinigung des Fürstentums Bulgarien mit Ost-Rumelien.
"Ekaterina Karawelowa gilt längst als `Staatsfrau im Schatten`, da sie in der Praxis die Amtsgeschäfte ihres Mannes führte", erzählt Zwetana Kjosewa. "Sie kannte den Charakter ihres Mannes, begleitete ihn ständig und notierte die Anliegen der Menschen akribisch in einem Heftchen. Danach begann sie, Edikte zu erlassen, Verordnungen zu erstellen und führte praktisch die gesamten Staatsgeschäfte. Natürlich war das nur aufgrund ihrer guten Erziehung möglich. Sie beherrschte mehrere Sprachen und war in Geschichte und Kultur ausgesprochen bewandert. Selbst die Minister pflegten zu scherzen, dass sie sich mit ihren Anliegen besser gleich an die Premiersfrau wenden sollten. Ekaterina legt eine sehr mutig Haltung an den Tag. Mehrmals stellt sie sich gegen die Regierungen und den Zarenpalast. 1943 setzt sie sich mit Petitionen für die Rettung der bulgarischen Juden ein. Viele Jahre steht sie der Bulgarischen Frauenunion vor."
Unter den einflussreichsten Frauen in der bulgarischen Geschichte gibt es Herrscherinnen, aber auch bulgarische Heilige wie Zlata Maglenska und die heilige Petka sowie die Hellseherinnen Baba Wanga und Wera Kotschowska. Baba Wanga hat über eine Million Besucher empfangen - von einfachen Menschen bis hin zu angesehenen Politikern und Staatsmännern. Selbstverständlich sind auch Frauen mit Verdiensten im nationalen Befreiungskampf vertreten. Und Sportlerinnen mit herausragenden Leistungen, wie Stefka Kostadinowa, heute NOK-Chefin, und die
Trainerin unserer "Goldmädchen" in der Rhythmischen Sportgymnastik, Neschka Robewa. "Wenn Raina Kabaivanska auf die Bühne tritt, verliert alles andere an Bedeutung - Dekore, Choreografie, Musik. Sie verkörpert die Oper selbst. Diese Worte von der weltberühmten Maria Callas sind sicherlich das höchste Lob für eine Frau, die alle internationalen Opernbühnen erobert hat", schreibt Zwetana Kjosewa in ihrem Buch.
Aber auch Frauen aus Wissenschaft, Kino und Literatur haben es in ihr Buch geschafft - die ganzen Generationen von Bulgarinnen als inspirierendes Vorbild gelten. Natürlich gibt es auch zwei Staatsfrauen. Und zwar die erste Vizepräsidentin des Landes - Blaga Dimitrowa, die erste Ministerpräsidentin - Reneta Indschowa und Irina Bokowa- die erste Frau an der Spitze der UNESCO, und das in zweiter Amtszeit.
"Bokowa ist eine meiner Favoritinnen", fährt Dr. Kjosewa fort. "Eine würdige Frau mit mutigen und festen Ansichten und mit Erfolgen im Bereich, für den sie bei der UNESCO zuständig ist. In meinem Buch versuche ich aufzuzeigen, warum diese Organisation für Bulgarien und die Welt so wichtig ist. Es ist ein Riesenunterschied, ob man einen Staat leitet oder den Schutz des Weltkulturerbes.
Und das vor dem Hintergrund, dass Irina Bokowa aus einer bekannten Kommunistenfamilie stammt, was bei ihren beiden Nominierungen für diesen hohen Posten mehrfach erwähnt wurde. Das wiederum beweist, dass mit Ehrgeiz zum Erfolg führt. Für ihre Kandidatur haben sich drei bulgarische Regierungen stark gemacht. Und - jüngst hat die letzte Regierung Irina Bokowa für die Amtszeit vom 1. Januar 2017 bis 31. Dezember 2021 als Kandidatin für den Posten des UNO-Generalsekretärs aufgestellt.
Zwetana Kjosewa hat diesen unglaublichen Frauenschicksalen über 200 Seiten gewidmet. Und sie hat einen Traum: "Gebs Gott, dass in 50 Jahren ein anderer Autor über 50 Frauen aus dem 21. Jahrhundert ein ähnliches Buch widmet."
Übersetzung: Christine Christov
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