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„Man muss starke Wurzeln haben, um zu blühen“ – die Jazzsängerin Wlada Tomowa und ihre musikalischen Abenteuer

Foto: Privat

Die Musik, insbesondere der Jazz führte Wlada Tomowa in das bekannte „Berklee College of Music“ in Boston. Dort, fern der Heimat entdeckte sie für sich die bulgarische Folklore wieder. Sie begann Aufnahmen des „Mysteriums der bulgarischen Stimmen“ zu hören, von den Volksliedsängerinnen Janka Rupkina und Kremena Stantschewa zu lernen und Kollegen und Freunden ihre Sicht über unsere Folklore vorzustellen. „Ich glaube, dass die Wurzeln die Grundlage des Wesens des Menschen bilden und darauf muss man aufbauen.“ Diese Worte von Wlada Tomowa haben ihren realen Ausdruck – die „Balkanmärchen“. Ihr Album wurde im September im Geschäft Dükan Meloman in Sofia vorgestellt und nicht allein als CD.

„Ich bin mit den Platten der Lieblingsinterpreten meines Vaters aufgewachsen, deswegen erfreute mich die Möglichkeit mein Album auf Vinyl zu haben. In ihm sind auch die zwei Stücke enthalten, die es in der originalen CD nicht gibt. Es sind keine Balkanstücke, aber mit meinem Arrangement klingen sie so. Das eine ist nach einem Thema von Sting („They Dance Alone“) und das andere - „Fado Mãe”, nach einem Thema von Dulce Pontes – eines der Stars des portugiesischen Fado. Die Sammlung „Balkanmärchen“ besteht aus Liedern, die jahrelang gesammelt wurden. Ich habe sie lange mit einem Ensemble in Boston bearbeitet und dann in New York, wo ich sie aufgenommen habe. Eines der ersten, die ich zu singen begonnen habe, war über Dimjaninka, die ihr Pferd am Zügel führt. Sie schaut sich ihr Spiegelbild im Wasser an und findet an ihm Gefallen. Das ist mein Lieblingslied. Ins Album wurden auch das griechische Lied „Augustos“, das kurdische Volkslied „Leili“ sowie die russische Zigeunerromanze „Nawetschernjaja“ aufgenommen. Deswegen nannte ich sie „Balkanmärchen“.

СнимкаIch lebe fern der Heimat und finde verwandte Seelen aus verschiedenen Teilen des Balkans. Wir fühlen uns wie Brüder und begrüßen uns mit einem Nachbarschaftsgruß. Neben den Liedern habe ich auch typische Instrumente aus diesen Ländern aufgenommen. Ich freue mich, dass immer, wenn ich sie vortrage, wunderbare und warme Reaktionen des Publikums erhalte. Unsere Rhythmen ziehen die Menschen an und laden sie auf. Nicht zufällig gibt es in den USA ein großes Interesse für unsere Folklore.“

In meinen Gesangs- und Instrumentalensembles gibt es außer mir keine weiteren Bulgaren“, erzählt Wlada Tomowa weiter. „Einige sind aus Amerika, andere – aus Israel, der Schweiz, Griechenland. Sie bringen ihre Dynamik, musikalische Erfahrung und Empfindsamkeit ein. Wir machen gemeinsam Ethnomusik, mit einem spezifischen „Aroma“. Ich liebe die authentische Folklore. Es ist sehr wichtig sie zu bewahren, aber es ist auch schön herauszufinden, wo sie sich mit der Musik anderer Völker vermengt und aus ihr Elemente entlehnt.“

Vollständig auf dem bulgarischen Volkslied ist meine Arbeit mit dem weiblichen Folklorechor „Jasni Glasowe“ konzentriert. Ich bin glücklich, dass ich gegenwärtig 15 wunderbare Sängerinnen habe, fünf sind aus Bulgarien und die übrigen – aus Amerika, Polen, Russland und Australien. Es ist eine wunderbare Gruppe und ich hoffe, nächstes Jahr am nationalen Festival für bulgarische Volkskunst in Kopriwschtiza teilzunehmen. 2014 verbrachte ich zwei Monate in der Heimat und verliebte mich erneut in die Schwarzmeerstadt Sosopol. Dort war ich in meinen Teenagerjahren in der Gesellschaft von verschiedenen Schauspielern, Malern und Musikern. Jetzt nahm ich am Konzert des Theodosij Spasow Jazz Quintetts bei den Apolonia-Kulturveranstaltungen teil und tankte neue Kraft. Ich mache ein Album mit meinen Kompositionen fertig. Es wird Gast-Musiker geben. Zur Teilnahme an einem der Lieder, dass Bulgarien gewidmet ist, werde ich Theodosij Spasow einladen. Aber die meisten davon sind in englischer Sprache und haben keine Berührungspunkte mit der bulgarischen Folklore. Das war eine Überraschung auch für mich.“

Wlada Tomowa ist gefühlsbetont auf der Bühne und im Leben. „Jeder Tag bring das bewegende Geschenk der Überraschung, der Nähe, der Entdeckung“, sagt sie und stellt uns eine weitere Ecke ihrer musikalischen Welt vor. Das ist das erste gemeinsame Projekt von Wlada Tomowa mit ihrem Mann, dem amerikanischen Komponisten und Gitarristen Chris Rael. Bei den akustischen Übungen war auch ihr kleiner Sohn dabei, der sich in das Schlagzeug verliebt und mit vier Jahren die Lieder aus dem Album „Lasarska rosa“ kennt und singt.

СнимкаLasarska rosa“ ist ein schönes Album“, berichtet Wlada Tomowa. „Darin sind Sefarader Lieder enthalten – die Musik der spanischen Juden, die sich entlang des Mittelmeeres und auf dem Balkan angesiedelt haben. Sie wurde für das Ensemble aus Instrumenten aus verschiedenen Teilen der Welt bearbeitet. Die Idee und die Arrangements stammen von meinem Mann Chris. Auf dem Cover ist das Bild einer Rose aus einem Strauß, den er mir geschenkt hat. Ich habe sie in eine Vase gesteckt und sie scheint auferstanden zu sein – sie schlug Wurzeln, ich habe sie eingepflanzt, sie wuchs, blühte auf und das mit drei Blüten auf einmal… Leider wusste ich nicht, dass ich die Blüten abschneiden muss, weil die Wurzeln einer so jungen Pflanze noch nicht stark genug sind. Es ist ein gutes Beispiel für einen Menschen – man muss zuerst starke Wurzeln haben und dann kann man in die Höhe fliegen und blühen. Die zwei Albums „Balkanmärchen“ und „Lasarska rosa“ sind in diesem Sinne eine Rückkehr zu den Wurzeln und Bestätigung. So fühle ich mich bereit für neue Blüten. Ich wünsche allen Hörern von Radio Bulgarien sich frei zu fühlen, zu träumen und zu fliegen in jeder möglichen Weise!

Übersetzung: Vladimir Daskalov



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