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Über Fledermäuse, Schokolade und Tequila

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Krauskopfpelikan
Foto: wikipedia.org

Obwohl wir in unserem hektischen Alltag die Vögel um uns herum nur selten bemerken, ziehen die riesigen Vögelzüge im Frühjahr und Herbst unsere träumerischen Blicke auf sich. Auch in diesem Herbst beobachteten viele Naturliebhaber am ersten Oktoberwochenende die Zugvögel. Organisiert wird dieses Event traditionell von den Partnern von BirdLife International in Europa und Zentralasien. Die meisten Veranstaltungen - 150 an der Zahl - wurden in den Niederlanden organisiert. Die meisten Teilnehmer - 5.334 - versammelten sich in diesem Jahr in der Schweiz. Die meisten Vögel, genauer gesagt 1.052.681 Exemplare, wurden in den Niederlanden beobachtet. Auch in elf bulgarischen Städten fanden Vogelbeobachtungen statt.

"Gezählt wurden knapp 2.000 Vögel 70 verschiedener Arten", verweist Teodora Petrowa von der Bulgarischen Vogelschutzgesellschaft. "Landesweit die meisten Exemplare registrierten meine Kollegen von der Lachmöwe, dem Kormoran und der Dohle. Zurzeit fliegen die Vögel nach dem Süden, weswegen man sehr interessante Exemplare beobachten kann. In den Vorjahren konnten wir mehr Vögel beobachten. Vielleicht, weil es bereits recht kühl ist und viele offenbar früher ihre Reise in den Süden angetreten haben. Doch nicht die Vogelzahlen sind wichtig, sondern das, was wir den Leuten über das Naturschauspiel des Vogelzugs und die Probleme erzählen können, mit denen die Vögel in der Gegenwart im Zuge der intensiven menschlichen Tätigkeit konfrontiert werden, die zuweilen natürliche Lebensräume vernichtet. Und wie wir den Leuten erklären, wie sie mit nur wenigen Mitteln und bescheidener Beteiligung die Dinge in der Tat ändern können. Beispielsweise in dem sie  im Winter ein Vogelhäuschen aufstellen und den Vögeln in ihrer Umgebung damit helfen zu überleben."

Da unser Land europaweit zu den Ländern mit der größten Vogelvielfalt zählt, gab es unter den in diesem Jahr beobachteten Vögeln natürlich auch sehr seltene Exemplare. In Bulgarien sind knapp 430 Vogelarten anzutreffen, darunter viele seltene oder europa- und sogar weltweit vom Aussterben bedrohte Arten.

"Unter den in diesem Jahr beobachteten bedrohten Arten waren der Krauskopfpelikan, die Moorente, der Seeadler und der Löffelreiher. Besonders den Bewohnern der Schwarzmeerstädte boten sich beeindruckende Bilder. Ein Teil der Initiativen fand im Naturschutzgebiet Poda bei Burgas statt, dem Top-Standort in Europa, was die Vogeldichte betrifft. Dort boten sich den Naturfans ausgesprochen interessante Beobachtungen."

Foto: wikipedia.org

Auch wenden wir im Herbst einer anderen gefiederten Art den Blick zu, und zwar den weitaus geheimnisvolleren Fledermäusen. 1990 erstmals in Frankreich und Polen begangen, findet die Europäische Nacht der Fledermäuse heute in über 30 Staaten Europas statt, darunter in Bulgarien. Dabei handelt es sich nicht nur um eine einzige Nacht, sondern um eine Reihe von Fledermausnächten im September und Oktober. Im Rahmen der Initiative soll der Vorhang um die einzigartige Lebensweise und die große Bedeutung der unansehnlichen und  unpopulären Prototypen von Batman gelüftet werden.

Bulgarien verzeichnet die größte Fledermausvielfalt in Europa. Hier sind 35 der insgesamt 37 in Europa gelisteten Arten anzutreffen. Die Dewetaki-Höhle wiederum beherbergt mit rund 40.000 Exemplaren die drittgrößte Fledermauskolonie Europas.

Wir Bulgaren selbst wüssten jedoch nur wenig von den in der Dunkelheit lebenden fliegenden Mäusen, meint Nia Toschkowa vom Zentrum für Forschung und Fledermausschutz des Nationalen Naturkundemuseums der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Aus diesem Grund seien auch die meisten Veranstaltungen in Verbindung mit der Europäischen Nacht der Fledermäuse auf die Kinder ausgerichtet. Gemeinsam mit ihnen basteln die Wissenschaftler Fledermaus-Origami, bemalen ihre Gesichter mit Fledermausmotiven oder backen Batman-Kuchen. Da sie nicht zu den "Kuscheltieren" zählen, gehören die Fledermäuse auch nicht zu den Lieblingstieren der Kids. "Wenn wir ihnen jedoch Nahaufnahmen zeigen, sehen sie, dass auch diese Tierchen flaumig und sympathisch sind und ändern sofort ihre Einstellung", erzählt Nia und verweist auf die vielen interessanten Fakten um diese Tierchen:

"Die Fledermäuse ernähren sich von Riesenmengen Insekten und regulieren damit beispielsweise den Schädlingsbestand in der Landwirtschaft. Ganz zu schweigen davon, dass sie uns vor Mücken schützen. Nur wenig bekannt ist beispielsweise die Tatsache, dass einige Fledermäuse Pflanzen bestäuben. Die Kakaopflanze wird von Fledermäusen bestäubt, d.h. ihnen verdanken wir den Genuss von Schokolade. Und Tequila-Fans sollten wissen, dass die blaue Agave, aus der dieser Trank gewonnen wird, ebenfalls von Fledermäusen bestäubt wird."

Über die grauen "fliegenden Mäuse", die oft des Vampirtums bezichtigt werden, gibt es viele Vorurteile. Aber - nur drei der weltweit existierenden 1.300 Arten ernähren sich von Blut. "Solche Vampirfledermäuse kommen in Bulgarien nicht vor. Doch auch die drei fraglichen Arten sind nicht schauerlich, da sie lediglich von Großhornvieh einige Tropfen Blut saugen", präzisiert Nia Toschkowa.

Übersetzung: Christine Christov



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