Anna Tomowa-Sintowa ist in Bulgarien, um zum dritten Mal ihre Meisterklasse zu führen. Die Teilnehmer sind junge Opernsänger, die meisten von ihnen studieren noch. Seit dem 20. Oktober bis heute lief der Unterricht in der Nationalen Musikakademie in Sofia sehr intensiv. Mit Hingabe und Leidenschaft hat die Sängerin mit den jungen Talenten gearbeitet und gab ihnen Hinweise für ihre Kariere. In einem Interview für Radio Bulgarien berichtete Anna Tomowa-Sintowa, dass sie schon immer ihre Inspiration von der Schönheit der Musik geschöpft hat. Nun hat sie die Gelegenheit, ihre Erfahrung weiter zu geben.
„Eine entscheidende Rolle spielte dabei eines der letzten Gespräche, die ich mit Herbert von Karajan geführt habe“, berichtet die Sängerin. „Ich habe ihm versprochen, eines Tages zu unterrichten und meine Kenntnisse an die Jugend weiter zu geben. Ich bin froh, dass die Zeit dazu gekommen ist. Nach Bulgarien kam ich direkt aus Salzburg, von der Sommerakademie, die im Rahmen des Festivals dort stattfindet. Die Teilnehmer kamen aus der ganzen Welt, insbesondere aus Indonesien. Das Interesse aus Deutschland, Italien, den USA, Kanada und Russland ist sehr groß. Ich denke, dass es heute schwieriger ist für die Nachwuchstalente, Kariere zu machen. Wir leben in anderen Zeiten, es gibt so viele neue Technologien. Der Idealismus ist Mangelware geworden, trotzdem sehe ich junge Menschen, die die Kunst lieben und sie zu ihrem Beruf gemacht haben. Bei meinen Treffen mit ihnen bin ich glücklich zu sehen, welche Fortschritte sie gemacht haben. Ich will ihnen die Richtung zeigen, sie sollen mich nicht kopieren, sondern selbst die Musik fühlen. Ich mag meine Arbeit mit den Studenten sehr.“
Ihre Kindheit verbrachte Anna Tomowa-Sintowa in der Oper in Stara Zagora, wo ihre Mutter im Chor gesungen hat. Als sie 6 Jahre alt war, begann sie mit dem Klavierunterricht, später hat sie auch mit dem Singen angefangen. Nach dem Abschluss der Musikakademie in Sofia hatte sie ihr Debüt in Salzburg in der Rolle der Abigaille in Verdis Nabucco. Die Sängerin gehörte zu den Lieblingssopranistinnen von Karajan. 17 Jahre lang bereiste sie die Weltbühnen mit ihm. Sie wurde auch Kammersängerin der Wiener Staatsoper. An ihren Studenten will sie Folgendes weitergeben:
„Die Kunst ist kein Selbstzweck“, meint sie. „Wir sollen ihr dienen, man braucht viel Selbstdisziplin und Bescheidenheit. Alle großen Sänger haben ihre eigene Nuancen und Farben, die sie von den anderen unterscheiden. Ich bin sehr dafür und arbeite daran mit den Studenten. Ich will ihnen helfen, sich Gedanken über die Musik zu machen und mehr Gefühl dafür zu entwickeln. Die Kunst braucht viel Leidenschaft, die auch von der Bühne für das Publikum spürbar sein muss.“
Die Besten Teilnehmer aus der Meisterklasse von Anna Tomowa-Sintowa werden morgen an ein Gala-Konzert im Bulgaria Saal teilnehmen.
Übersetzung: Milkana Dehler
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