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Ende der illegalen Abholzung in Sicht?

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Foto: BulFoto

Eine im September veröffentlichte Analyse des WWF Bulgarien hat versucht, das weit verbreitete Gefühl der massenweisen illegalen Abholzung der bulgarischen Wälder in Zahlen auszudrücken. Und die Zahlen sind besorgniserregend. Die illegale Abholzung erreicht demnach ein Viertel der gesetzlichen Holzgewinnung im Jahr, die rund 7 Millionen Kubikmeter beträgt. Die Verluste für die Staatskasse belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro. Einer anderen Analyse der Umweltschutzorganisation „Blauer Planet“ zufolge, die sich Luftaufnahmen bediente, ist der Schaden noch größer. Mehr dazu in einem Beitrag von Maria Dimitrowa-Pichot.

Man traut seinen Augen kaum – die Übergangsregierung Blisnaschki hatte auf die alarmierenden Zahlen der Naturschützer reagiert und im Sommer ein Maßnahmenpaket geschnürt, das nun die reguläre Regierung Borissow umsetzen will. Sie beziehen sich in erster Linie auf die Kontrolle. So sollen 173 mobile Kontrollteams künftig die Wälder überwachen und eventuelle Korruptionsnetze zerschlagen. Das kontrollierte Abholzen soll nur anhand eines elektronischen Gutscheins möglich sein. Bis spätestens Mitte nächsten Jahres wird ein elektronisches Register eingeführt, so dass jede Tätigkeit im Wald aus der Distanz beobachtet werden kann. So zumindest die Absichten der neuen Landwirtschaftsministerin Dessislawa Tanewa. Wie kommt das bei den Naturschützern an? Dazu Nelly Dontschewa vom WWF Bulgarien:

„Wir begrüßen diese Maßnahmen, aber wir fordern auch mehr“, sagt Nelly Dontschewa, die das Forstprogramm des WWF in Bulgarien leitet. „Die elektronischen Gutscheine können nur an großenBaumstämmen angebracht werden. Problematisch in Bulgarien ist aber auch die illegale Abholzung von kleinen Bäumen, die für Brennholz verwendet werden. Für diese Gesetzesverstöße muss sich die Regierung auch etwas einfallen lassen“, fordert Dontschewa.

Ein ebenfalls großes Problem für Bulgarien ist die Rodung von Wäldern, die im Privatbesitz sind. Deshalb fordern die Naturschützer, dass die Forstwirtschaften eine landesweite Inventur durchführen, um festzustellen, wie es denn um die Waldbestände in Bulgarien steht. Solche aktuelle Angaben liegen seit Jahren nicht mehr vor und das verzerrt das Bild, meint Nelly Dontschewa. Darüber hinaus fordern die Umweltschützer, dass diese Inventur nicht nur von Forstwirten durchgeführt wird, sondern sie von Biologen unterstützt werden. So kann man gleichzeitig auch die Waldbestände nach Qualität einstufen und einschätzen, wo Naturschutzmaßnahmen dringend erforderlich sind. Bulgarien gehört immer noch zu den wenigen europäischen Ländern mit jahrhundertealten Waldbeständen, die zudem Habitate von seltenen Pflanzen- und Tierarten sind. Das ist aber nicht alles, wie Nelly Dontschewa betont.

„Bulgarien ist verpflichtet, als EU-Mitgliedsland die Holzhandelsverordnung des Europäischen Parlaments und des Rates einzuhalten“, sagt Nelly Dontschewa. „Die Verordnung trat am 3. März 2013 in allen EU-Mitgliedstaaten in Kraft. Danach ist es verboten, Holz und Holzerzeugnisse aus illegalem Einschlag auf dem Binnenmarkt in Verkehr zu bringen. Außerdem enthält die Verordnung die Pflichten der Marktteilnehmer. Daher ist die schärfere Kontrolle dringend notwendig. Wir setzen auf Prof. Georgi Kostow, der nun stellvertretender Landwirtschaftsminister und einer der angesehenen Forstwirte in Bulgarien ist. Gegen die illegale Abholzung der bulgarischen Wälder vorzugehen, wird keine leichte Aufgabe sein, aber sie ist eine dringend notwendige“, sagte abschließend Nelly Dontschewa von WWF Bulgarien.

Übersetzung: Vessela Vladkova



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