Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Brüssel unterstützt Bulgarien gegen South-Stream-Erpressung

БНР Новини
Foto: EPA/BGNES

Noch bis vor kurzem gab man auf höchster Brüsseler Ebene zu verstehen, dass das Interesse am Projekt „South Stream“ gering sei und man seiner Verwirklichung sogar eher abgeneigt gegenüberstehe. Als Russlands Staatschef Wladimir Putin unerwartet den Stopp des Vorhabens ankündigte und dafür Bulgarien die Schuld in die Schuhe schob, wurde man sich in Brüssel bewusst, dass der Leidtragende der geopolitischen Kontroverse mit Moskau im Endeffekt Bulgarien ist – das ärmste Land der Europäischen Union.

Im South-Stream-Projekt, das russisches Erdgas am Zankapfel Ukraine vorbei nach Bulgarien und von da nach Mittel- und Westeuropa bringen sollte, sah man in Bulgarien nicht unbegründet ein Huhn, das goldene Eier legt. Allein die Transitgebühren für die Beförderung liegen in Millionenhöhe. Der zum zweiten Mal gewählte Premierminister Bulgariens Bojko Borissow sah sich genötigt, als erstes nach Brüssel zu reisen, um die Dinge mit den europäischen Partner klar zu stellen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker persönlich beschwichtigte Borissow und betonte, dass Bulgarien nicht allein sei – die Europäische Union lehne den Erpressungsversuch Russlands ab, stelle sich voll hinter Bulgarien und werde konkrete Schritte in Unterstützung der Entwicklung des Landes unternehmen, um eine Erhöhung des Lebensstandards der Bürger zu bewirken. Das waren recht großzügige Versprechen, die aber keineswegs unangebracht sind, da Bulgarien beim South-Stream-Projekt stets die Einhaltung der europäischen Auflagen und konkret des Dritten Energiepakets gefordert hatte. Bulgarien muss für seine Loyalität gegenüber Brüssel und seine Standfestigkeit irgendwie entschädigt werden! In Brüssel selbst ist man der Ansicht, dass nicht alles verloren sei und das Projekt dennoch verwirklicht werden könne. Doch das hänge wiederum von Moskau ab, das sich Erpressungsversuche verkneifen sollte und sich an die europäische Gesetzgebung halten muss, die auch auf bulgarischen Boden gültig ist.

Die moralische Unterstützung für Bulgarien und die zugesagten höheren Finanzhilfen klangen sehr gut in den Ohren der bulgarischen Delegation, zumal die Tat auf dem Fuß folgte: in wenigen Tagen sollen die eingefrorenen Mittel der operationellen Programme für Umwelt und Regionalentwicklung wieder fließen. Auch sagte man von höchster Ebene eine tatkräftige Unterstützung für den Beitritt Bulgariens zum Schengener Raum zu. Außer EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zeigten sich EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der Präsident des Europäischen Rates Donald Tusk überzeugt, dass Bulgarien voll dazu bereit sei. Auch solle die Kontrolle in Justiz und Inneres in wenigen Jahren entfallen.

Und so haben Bojko Borissow und die ihn begleitende Delegation guten Grund zufrieden über die Gespräche in Brüssel zu sein.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow




Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Wahl eines Parlamentspräsidenten zum sechsten Mal gescheitert

Die bulgarischen Abgeordneten haben in der Praxis bewiesen, dass man kein anderes Ergebnis erwarten kann, wenn man immer wieder das Gleiche tut. Heute versammelten sie sich im Plenarsaal zu einem sechsten Versuch, einen Parlamentspräsidenten zu..

veröffentlicht am 27.11.24 um 16:09

Die Schaffung eines Mehrmandatswahlkreises „Ausland“ wird Manipulationen mit den Stimmen unserer Landsleute im Ausland verhindern

Fast einen Monat nach den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 27. Oktober kann die 51. Volksversammlung immer noch nicht ihre Arbeit aufnehmen, weil die Abgeordneten keinen Parlamentspräsidenten wählen können. Die politische Pattsituation..

veröffentlicht am 20.11.24 um 14:30

Die Lage nachden Wahlen: In Erwartung einer Regierung trotz noch größerer Zersplitterung des Parlaments

Eine weitere vorgezogene Wahl liegt nun hinter uns, aber abgesehen von der leicht gestiegenen Wahlbeteiligung im Vergleich zur Abstimmung im Juni dieses Jahres ist es immer noch schwierig, die politischen Konfigurationen vorherzusagen, die eine Chance..

veröffentlicht am 28.10.24 um 13:31