Ende Sommer öffnete im Dorf Neofit Rilski an der Autobahn zwischen Sofia und unserer nördlichen Schwarzmeerküste ein ungewöhnlicher Park seine Pforten, der sich rasch zur meist besuchten Attraktion der Umgebung mauserte. Dabei handelt es sich um die Nachbildung einer Jung- und Kupfersteinzeitsiedlung, die den Alltag unserer Vorfahren veranschaulicht, die bereits in der Morgenröte der Menschheit in unseren Breiten siedelten.
Die Nachbildung der vorgeschichtlichen Siedlung, die in einer fernen und bisher nur wenig bekannten Epoche entstand, ist das Werk eines Teams aus bulgarischen Historikern, Restaurateuren und Malern. Die neugebaute Siedlung ist jedoch nur ein Teil eines breit angelegten Privatvorhabens, das die Touristen mit unserer tausendjährigen Geschichte vertraut machen soll - von der Vorgeschichte bis hin zur Eroberung Bulgariens durch die Osmanen im 13. Jahrhundert. Ebenfalls geplant ist die Nachbildung einer Stadt aus der Kupfersteinzeit nahe der Salzminen von Provadia, die Nachbildungen thrakischer Residenzen, mittelalterlicher Festungen etc. Die erste Projektphase ist nunmehr Tatsache. Den nicht versiegenden Touristenströmen nach zu urteilend, die sich ins Dorf Neofit Rilski ergießen, um in unsere ferne Vergangenheit einzutauchen, ist der Start sehr vielversprechend.
"Das Schöne bei uns ist, dass man die Dinge sieht", erklärt Iwelin Mihajlow, Geschäftsführer des Geschichtspark-Projekts und weiter: "Nachgebildet ist eine Behausung aus der Jungsteinzeit, die den Alltag seiner Bewohner im 6.-4. Jahrtausend v. Chr. veranschaulicht. Gezeigt werden Werkzeuge, Gefäße, die Schlafstellen der Bewohner sowie Felle, aus denen sie ihre Kleidung herstellten. Auch kann man die Nachbildung eines prähistorischen Webstuhls betrachten oder sich mit der Art und Weise vertraut machen, auf welche unsere Vorfahren Getreide wogen. Ebenfalls zu sehen sind ihre Jagdinstrumente sowie eine Töpferwerkstatt. Darüber hinaus haben wir einige Behausungen aus der Kupfersteinzeit nachgebildet, in denen typische Gebrauchsgegenstände zu sehen sind. Man weiß, dass in der Kupfersteinzeit in unseren Breiten die erste Zivilisation auf dem Alten Kontinent entstanden ist. Aus dieser Epoche datiert auch der Schatz aus der Warnaer Nekropole - das älteste bearbeitete Gold der Welt. Es wurde im Grab eines Priesters freigelegt. Deshalb haben wir auch eine Nachbildung des Schatzes sowie die Wachsfigur eines altertümlichen Priesters gefertigt, dem wir diese kunstvollen Schmuckstücke so angelegt haben, wie er sie zu Lebzeiten trug. Auch das s.g. Thrakische Museum ist sehr interessant. Es beherbergt Kopien einiger der emblematischsten Thraker-Schätze unserer Breiten. Ebenfalls gezeigt werden Nachbildungen von thrakischen Schwertern und Rüstungen sowie von Damenbekleidung aus dieser Epoche. Auch haben wir ein Modell des Grabmals von Alexandrowo aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. gebaut, um den Besuchern auf diese Weise die Kultur der Thraker nahe zu bringen. Vor dem Museum erhebt sich eine Bronzefigur des legendären Thraker-Herrschers Teleph, der während des Trojanischen Krieges regierte. Auch eine Thraker-Residenz ist geplant, in der die Touristen ein unvergessliches Wochenende verbringen können. Und- es soll hier typisch thrakische Gelage geben, da sich unsere Vorväter in der Antike als beste Winzer rühmten."
Und - die Touristen können auch thrakische Münzen prägen oder sich im Mahlen von Dinkelmehl nach alten Technologien versuchen, mit Pfeil und Bogen schießen oder sich in einer mittelalterlichen Rüstung fotografieren lassen.
Übersetzung: Christine ChristovFotos: Projekt Geschichtspark
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