Das Adoptionsgeheimnis soll wegfallen – das haben rund 1500 Menschen in Bulgarien in einer Unterschriftensammlung im Internet gefordert. Viel mehr sind jedoch jene in Bulgarien, die ihre biologischen Wurzeln nicht kennen. Die Gesetze in Bulgarien erschweren adoptierten Kindern den Zugang zur Information über ihre biologischen Eltern. Erforderlich ist ein Gerichtsbeschluss. „Die Zahl des genehmigten Informationszugangs ist verschwindend gering“, behauptet Swetlana. Sie selbst möchte gern erfahren, wer ihre biologischen Eltern sind und wartet bereits knapp ein Jahr auf den Gerichtsbescheid.
„Es ist für uns wichtig zu erfahren, woher wir kommen und wer wir sind“, argumentiert Swetlana ihre Forderung nach dem Wegfall des Adoptionsgeheimnisses. „Das hat auch eine ganz praktische Seite – wir möchten wissen, ob wir genetisch vorbelastet sind und eventuelle Erbkrankheiten haben oder nicht. Für mich gehört dies zu den elementarsten Menschenrechten. Außerdem besteht die Angst vor dem eventuellen Inzest – die Welt ist klein, man kann nie wissen“, sagt Swetlana.
Der Ombudsmann Konstantin Pentschew hat die Forderung der Adoptionskinder unterstützt und wandte sich an das Parlament mit einem entsprechenden Gesetzesvorstoß. Doch, das Anliegen der Adoptionskinder scheint den Parlamentariern nicht gerade am Herzen zu liegen. Welche Erfahrung haben andere europäische Länder damit gemacht?
„In vielen europäischen Ländern ist per Gesetz Sorge dafür zu tragen, dass das adoptierte Kind später die Möglichkeit hat, seine Herkunft zu ermitteln. Dazu gehören Daten zur Identität der leiblichen Eltern sowie zur familiären Krankheitsgeschichte“, sagt Swetlana. „Ab Vollendung eines bestimmten Lebensjahres haben Adoptierte das Recht, Einsicht in ihr Abstammungsbuch zu nehmen. Darüber hinaus können sie unter angemessener Anleitung einer Fachkraft Einsicht in die Adoptionsvermittlungsakte nehmen. Das ist auch unser Ziel und deshalb haben wir diese Unterschriftensammlung gestartet“, sagt Swetlana.
Da das Gesetz es in Bulgarien momentan nicht erlaubt, versuchen Adoptierte ihre Eltern selbst zu ermitteln. Swetlana gehört auch dazu – vor drei Jahren richtete sie eine Internetseite ein, wo mittlerweile über 2000 Familiengeschichten erfasst sind. Auf die Suche machen sich aber bei weitem nicht nur adoptierte Kinder, sondern auch Geschwister, die mit der Zeit erfahren haben, dass ihre Mutter ein Kind zur Adoption freigegeben hat. „Wir sind überzeugt, dass es Hunderte Mütter gibt, die die Information auf unserer Seite aufmerksam verfolgen, sich aber aus verschiedenen Gründen nicht trauen, uns anzuschreiben“, meint Swetlana.
„Wir werden von verzweifelten Menschen angeschrieben, die ihre Herkunft ermitteln wollen“, sagt Swetlana. „Dafür brauchen wir möglichst konkrete Angaben – Geburtsdatum, Geburtsort, Geburtsname und am besten auch ein Foto. Unsere Hoffnung ist, dass sich Eltern und Kinder im Netz finden. Am Anfang sah es hoffnungslos aus, aber inzwischen haben wir einige Erfolgsgeschichten“, sagt Swetlana.
Dieses Glück haben aber leider nur die wenigen. Waska Bratanowa gehört zu den wenigen Glückspilzen. Sie erfuhr erst kürzlich, dass sie adoptiert worden ist. Bei einer Blutprobe im Krankenhaus stellte sie fest, dass sich ihre Blutgruppe von der ihrer Eltern unterscheidet.
„Es war ein Schock für mich“, erinnert sich Waska Bratanowa. „Ich kann den Zustand nicht beschreiben – ich sackte ein und tiefer und wusste nicht, was mit mir geschieht. Plötzlich stellte sich heraus, dass meine geliebten Mutter und Vater nicht meine leiblichen Eltern sind. Und dann kommen die Fragen – wer, warum, wann…“
Die Antworten fand sie über die Internetseite von Swetlana. Fünf Monate nach der Veröffentlichung ihrer Geschichte bekam sie den ersten Kontakt zu ihrer leiblichen Familie. Ihre Mutter war leider inzwischen verstorben, aber sie lernte ihren älteren Bruder und ihre jüngere Schwester kennen. Nach dem ersten Schock sind sie heute so oft es geht zusammen.
Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
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