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Die Schwarzmeer-Geopolitik: Eine Macht- und Interessensaga

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Prof. Dinko Dinkow
Foto: BGNES

2014 hat die Stratfor Global Intelligence eine Analyse veröffentlicht, worin ihr Gründer und Direktor George Friedman das Schwarze Meer als wichtigen geopolitischen Mittelpunkt bezeichnet. „Momentan sind die Ukraine und Syrien-Irak zwei aktive Schauplätze von Militärhandlungen mit einem hohen Bedeutungspotential. In vielerlei Hinsicht scheint es keine Korrelationen zwischen ihnen zu geben. Die strategische Denkweise der USA sollte sich allerdings von ihrer Auffassung, dass das unterschiedliche Schauplätze sind, zu der Vision entwickeln, dass es sich dabei um zwei Aspekte ein und derselben Arena handelt. Auf der Landkarte ist zu sehen, dass das Schwarze Meer die geographische „Basis“ ist, die diese Kriegsherde verbindet. Es bildet die südliche Grenze der Ukraine und des europäischen Teils von Russland und des Kaukasus. Falls das von mir als Breites Schwarzmeerbecken bezeichnete Gebiet gesichert ist, wäre das ein Rahmen für uns“, meint Friedman.

Diese Idee ist bei weitem nicht zufällig. Ich bin der Ansicht, dass wir allen Grund haben, die Rolle zu überdenken, die die Schwarzmeerregion in den Prozessen der modernen Welt spielt“, sagte wiederum Prof. Dinko Dinkow von der Universität für nationale und Weltwirtschaft während der dritten Jahreskonferenz, die unter dem Motto „Der Balkan im 21. Jahrhundert – die Sicht Bulgariens“ lief.

Das Schwarze Meer rückt definitiv in den Mittelpunkt einer neuen Region, die zahlreiche internationale Problemen in sich vereint“, führte Prof. Dinkow weiter aus. „Um das Neue dabei zu begreifen, sollten wir uns vor Augen führen, dass sich die Europäische Union seit dem EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens im Jahr 2007 nun bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Uns ist vielleicht der Sinn der wenige Monate nach unserem EU-Beitritt veröffentlichten Schwarzmeersynergie entgangen. Darin heißt es unmissverständlich, dass diejenigen, die in der Schwarzmeer-Region mitmischen wollen, keinesfalls die Interessen der EU aus den Augen verlieren dürfen. Wir hätten das rechtzeitig wahrnehmen sollen. Aus den Überlegungen diverser Analysten aus den USA, darunter auch von Stratfor, geht hervor, dass das Schwarze Meer Schnittpunkt zahlreicher Interessen und zugleich auch der amerikanischen Pläne in Sachen Naher Osten, Kaukasus, Ukraine, Schwarzmeerregion und Balkanstaaten ist. Um die Prozesse in der Region und deren Perspektiven zu verstehen, sollten wir uns vergegenwärtigen, dass es hier zwei Staaten gibt, die immer selbstbewusster auftreten und den Ehrgeiz haben, eine immer wichtigere Rolle in den internationalen Beziehungen zu spielen. Die Rede ist von Russland und der Türkei. Ohne jeden Zweifel demonstriert Moskau solche Ambitionen und die Krim-Annexion sollte uns zu denken geben. Die Türkei wiederum, die momentan die 16-stärkste Wirtschaft in der Welt hat, will unter die Top-Ten aufrücken, wenn sie ihr 100jährige Jubiläum als Republik feiert. Das zeugt vom wachsenden Wunsch unseres Nachbarstaates, eine wesentliche Rolle nicht nur in der Schwarzmeerregion, sondern auch in den angrenzenden Gebieten zu spielen“, so Prof. Dinkow.

Seinen Worten zufolge könnten Garantien für die Sicherheit der Schwarzmeerregion in enger Zusammenarbeit mit allen Spielern mit Interessen in der Region erzielt werden. Risiken bergen Versuche, die Interessen eines jeden dieser aus internationaler Sicht wichtigen Spieler zu verletzen – sowohl der einflussreichen Schwarzmeeranrainerstaaten, als auch der USA oder der EU.

Es gibt da eine sehr wichtige Sache, die Gegenstand tiefgreifender Analysen werden sollte“, meint Prof. Dinkow. „Ich spreche von dem Vertrag von Montreux, dessen zentraler Verhandlungsgegenstand die Passage von Kriegsschiffen durch die Meerengen darstellt. Ich verfolge sehr aufmerksam die Lage und sehe ernsthafte Versuche, die Regeln des Meerengen-Abkommens zu verletzen. Von der Einhaltung internationalen Rechts erwachsen aber neue Perspektiven für Länder wie Bulgarien und Rumänien, die Schwarzmeeranrainer sind. Aus Sicht der einheitlichen EU-Außenpolitik sollte unsere NATO-Mitgliedschaft in eine neue Strategie jener Organisationen einfließen, denen wir angehören“, sagte abschließend Prof. Dinkow.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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