Er spielt Volksmusik, Jazz, World Music, Flamenco, musiziert genauso aber auch mit Symphonie- und Kammerorchestern zusammen. Am Vorabend des 24. Mai, dem Tag des slawischen Schrifttums und der bulgarischen Kultur, unterhielten wir uns mit ihm über die Veränderungen im Denken der Musiker und Zuhörer, das künstlerische Maß und den Kitsch in der Kunst.
In den letzten Jahren arbeitet Theodossi Spassow sehr intensiv mit den Gitarristen Vlatko Stefanovski und Miroslav Dadić zusammen. Gemeinsam treten sie mit einem großen Symphonieorchester auf, das von Kristjan Järvi geleitet wird. Bislang gaben sie Konzerte in Musikmetropolen wie London, Monte Carlo und Leipzig.
„Diese Art Musik kommt immer an. Nach jedem Stück explodiert förmlich das Publikum, wie im Stadium nach einem Tor“, erzählt der Hirtenflötenspieler. „Kristjan, ein US-amerikanischer Pianist und Dirigent estnischer Herkunft, ist ein sehr attraktiver Dirigent – eine charismatische Persönlichkeit. Seine ganze Familie besteht aus bekannten Musikern – er ist aber, denke ich, am experimentierfreudigsten. Er hat auch mit dem Jazzer Joe Zawinul und auch mit arabischen Musikern zusammengearbeitet. Ich bin davon überzeugt, dass man nicht in Konservatismus verfallen darf; man muss sich von der Starre befreien, die von irgendwelchen ästhetischen Dogmen herrührt. Die Welt verändert sich, das Publikum auch. Beatboxer beteiligen sich an Programmen von Symphonieorchestern; viele neue Dinge sind aufgekommen, die mit der Entwicklung der Technologien in Zusammenhang stehen. Es gibt Musiker, die keine Noten lesen können, aber originelle Musik machen. Auf der anderen Seite stehen wiederum Menschen, die Jahrzehnte lang sich professionell musikalisch weiterbilden. Es kommt zu einem Zusammenstoß der Generationen und der Einstellungen. Doch das Interessante im Leben ist gerade das Unerwartete; man weiß nie, was einem bevorsteht.“
„Als ich an der Musikschule in Kotel lernte, ich war 16 Jahre alt, fasste ich den Entschluss, von Beruf Musiker zu werden“, erzählt weiter Theodossi Spassow. „Ich wünschte mir damals, dass ich mit dem Instrument, das ich gewählt hatte – die Hirtenflöte, mit den verschiedensten Musikern auf der Welt zusammenspielen kann. Dieser Traum ist in den Jahren in Erfüllung gegangen. Die Vermischung der Musikstile ist derzeit eine weltweite Tendenz. Ich habe sie sehr früh, bereits in den 80er Jahren wahrgenommen. Heutzutage ist es eine ernstzunehmende große Welle. Um jedoch etwas machen zu können, das Wert hat, braucht man fundiertes Wissen und viel Erfahrungen. Man muss so dicht wie möglich an die Grenze herankommen, von der an sich die Einflüsse chaotisch vermischen; man muss sie also gekonnt dosieren. Ansonsten produziert man Kitsch und darin sehe ich die größte Gefahr. Er hält überall Einzug. Natürlich bringt er Geld ein – die wahren Künstler bleiben entsprechend aber meist arm. Sie errichten jene echten Leitern für die geistige Entwicklung der Menschheit, die leider manchmal ungenutzt bleiben.“
Theodossi Spassow ist ein vielseitiger Künstler, der keine Experimente scheut. Bereits vor Jahren begann er mit der Truppe des spanischen Flamenco-Musikers David Peña Dorantes zusammenzuarbeiten. Ein gemeinsames Projekt, genannt „Bratimene“, brachte sie mit dem Flamenco-Sänger Francisco José Arcángel Ramos zusammen. Auf dem Balkan wiederum arbeitet er mit den Musikern vom „Hemus Collective“ zusammen. Unter ihnen sind der serbische Pianist Bojan Z, Martin Gjakonovski aus Mazedonien (ebenfalls Klavier) und der Grieche Kostas Anastasiadis (Schlagzeug).
„Jeder von uns nimmt an verschiedenen Projekten auf der Welt Teil“, sagt weiter Theodossi Spassow. „Wir hatten aber das Glück, in Sofia zusammenzuspielen und haben den Konzertmitschnitt als CD herausgegeben. Sie heißt „Flucht vor der Wirklichkeit“. Die Gruppe liebt die Balkan-Folklore, integriert sie aber in moderne Stile, wobei ein Akzent auf Jazz von World Music gesetzt wird“, sagte abschließend der Hirtenflötenspieler Theodossi Spassow.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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