Der Westen strebe einen Regierungswechsel in Skopje an, um den russischen Einfluss in der Region zu mindern, räumte Außenminister Sergej Lawrow im Oberhaus des russischen Parlaments ein. Die Destabilisierung von Mazedonien sei von äußeren Faktoren ausgelöst worden und man erörtere dessen Teilung zwischen Bulgarien und Albanien. In einer scharfen Erklärung bezeichnete der bulgarische Außenminister Daniel Mitow die Behauptungen von Lawrow als einen Versuch, die Tagesordnung in der Region anzuzweifeln und appellierte damit aufzuhören. Der scharfe Ton in einer Erklärung auf einer solchen Ebene offenbart akute Gereiztheit, weswegen diverse Medien das Anbahnen einen diplomatischen Skandals zwischen beiden Staaten in Erwägung zogen. Ob es zu einem solchen kommen wird, wird sich zeigen. Unbestritten ist jedoch eine starke Gereiztheit.
Im Fall von Sofia wird sie durch das Gefühl verstärkt, dass Bulgarien einer tendenziösen Kampagne ausgesetzt ist, da den Behauptungen von Minister Lawrow Publikationen mit ähnlichem Inhalt (sputniknwes.com) vorausgingen. Die Internetausgabe gilt als das mehrsprachige Medium des Kremls, das die Welt über für Moskau wichtige Themen informieren soll. Die Kommentare zu den Ereignissen in Mazedonien werden offensichtlich ganz bewusst mit breiteren Themen wie den Sanktionen gegen Russland und den künftigen Gasplänen Moskaus in der Region in Zusammenhang gebracht.
Die russischen Interpretationen sorgen in Bulgarien aber auch aufgrund ihrer faktologischen Unstimmigkeiten für Befremden. Bulgarien war das erste Land, das nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens die Unabhängigkeit und Souveränität von Mazedonien anerkannt hat und vertritt diese Haltung seitdem in allen internationalen Organen und Organisationen. In diversen nationalistischen Kreisen kursiert in der Tat die Idee der ideologischen Zugehörigkeit von Mazedonien zu Bulgarien. Allerdings hatte diese Idee selbst in den kritischsten Momenten, wie beispielsweise im ethnischen Konflikt in Mazedonien in 2001 nicht die geringste Chance.
Heute käme es Bulgarien als EU- und NATO-Mitglied unter keinen Umständen in den Sinn, über die Teilung seines westlichen Nachbars zu verhandeln, der gleichzeitig Beitrittskandidat für die EU und NATO ist. Weit entfernt von jeglichen Teilungsideen erklärte Minister Daniel Mitow diese Woche in Brüssel, die territoriale Einheit und Souveränität von Mazedonien müssten gewahrt werden und appellierte in diesem Zusammenhang an die Europäische Union, sich mit allen Institutionen in die Beilegung der politischen Krise einzubringen.
Die Spannung zwischen Moskau und Sofia im Zuge der politischen Krise in Mazedonien wird sich in ihren bilateralen Beziehungen vermutlich als keine besonders beunruhigende Episode erweisen. Besorgniserregend ist eher die Tatsache, dass in letzter Zeit derartige Episoden bilateraler Spannung im Zuge internationaler Ereignisse wie der Sanktionen gegen Russland infolge der Ukraine-Krise oder dem Scheitern des South-Stream-Projekts geschrieben werden, die in diesem Sinne jedoch unausweichlich sind, da beide Staaten verschiedenen Polen in der modernen Welt angehören.
Übersetzung: Christine Christov
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