Zum ersten Mal seit vier Jahren ist in Bulgarien die Zahl der Todesopfer infolge von Verkehrsunfällen drastisch angestiegen. Hinzu kommt, dass es sich dabei meistens um junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren handelt. Letztes Jahr sind bei 7003 schweren Unfällen insgesamt 655 Menschen ums Leben gekommen, 2013 waren es 510, 2012 – 599. Verletzt wurden Tausende. Zu den Opfern gehören auch die Studenten Wladi, Niki und Zweti. Der haarsträubende Verkehrsunfall, der ihnen das Leben gekostet hat, wurde von einem 30 jährigen Fahrer ohne Führerschein und ohne Grundschulbildung, dafür aber mit 90 anhängigen Sachen und 12 Urteilen verursacht.
Wladi und Niki waren auf der Stelle tot, Iwan wurde verletzt, konnte aber überleben und Zweti hat 82 Tage auf der Intensivstation in einem Krankenhaus in der nordbulgarischen Stadt Plewen um ihr Leben gekämpft. Dieses Krankenhaus behandelt 1,4 Millionen Patienten aus Bulgarien und Touristen aus Rumänien und Griechenland. Vor einem Jahr haben die Freunde der umgekommenen Kinder eine Wohltätigkeitsaktion über Facebook gestartet. Zwetis Mutter, Walja Taslakowa, erzählte uns in diesem Zusammenhang Folgendes:
„In zwei Monaten sind über 130.000 Lewa zusammengekommen – dieses Geld wurde von Kindern, Erwachsenen, diversen Organisationen und von uns gestiftet. Damit konnten wir die Intensivstation im Krankenhaus neu herrichten. Die Betten dort waren nicht für Röntgenaufnahmen geeignet und so haben wir solche gekauft, auch Monitoren zur Kontrolle der Lebensfunktionen und andere Fachausrüstung. Worten der Ärzte zufolge konnte so die Sterblichkeitsrate von vierzig auf zwanzig Prozent gedrückt werden. Das verdanken wir dem Mitgefühl der Menschen. Das war ein Kampf gegen die Folgen“, so Walja.
Sie und Galja Goranowa, die Mutter von Wladi, sind Juristinnen. Zusammen mit Kollegen aus dem Kreisgericht Plewen haben sie Texte zur Novellierung jener Texte in der Strafprozessordnung ausgearbeitet, die Verkehrsunfälle betreffen. Leider musste die Verabschiedung dieses Gesetzentwurfs wegen dem Rücktritt der Orescharski-Regierung vertagt werden, doch er wurde kürzlich wieder eingebracht und soll demnächst abgestimmt werden. Beide Mütter haben die Vereinigung „Gerechtigkeit“ gegründet, die Jugendliche unterstützen will, die Opfer von Unfällen geworden sind.
„Ich züchte Rosen und so habe ich einen Brief an die Firma Meilland geschrieben, die zu den weltweit größten Rosenherstellern gehört und auf eine 200jährige Geschichte zurückblickt. Ich habe darin von dem Unfall erzählt, von der Liebe zwischen Wladi und Zweti. Einen Monat später erhielt ich eine Antwort – es hieß, man werde eine neue Rosensorte nach Zwetelina benennen. Es handelt sich dabei um eine strauchförmige Teerose, ein Hybrid, das speziell unserem Klima angepasst ist, mit himbeerfarbenen Blüten mit über 85 Blütenblättern. Tausende solcher Rosen wurden bereits verkauft. Wir sind befugt, sie im Laufe von 5 Jahren zu vertreiben. Ein Euro von jeder verkauften Rose geht an die Opfer von Verkehrsunfällen“, erzählt Walja weiter.
Die neue Rose wurde am 13. Juni während einer eigens dafür organisierten Zeremonie in Plewen offiziell getauft. Es passiert zum ersten Mal, dass ein Unternehmen von Weltrang eine Sorte einer jungen Bulgarin widmet, wenn auch postum. Zugegen waren Parlamentspräsidentin Zezka Zatschewa, der Bürgermeister von Plewen und viele Menschen aus ganz Bulgarien, die diese Tragödie mitgenommen hat. Anwesend war auch der Generaldirektor der französischen Firma Meilland, Guy Devillard.
„Wir sind nach Bulgarien gekommen, weil wir beschlossen haben, eine unserer Rosen „Cvetelina Romantica“ zu taufen, im Angedenken an all die jungen Menschen, die bei Verkehrsunfällen getötet wurden. Für uns war es eine Ehre, diese Rosensorte so zu benennen und wir hoffen, mit dieser Geste die Trauer der Eltern wenigstens ein wenig lindern zu können. Diese Rose soll als Symbol gegen die Opfer von Zwischenfällen im Straßenverkehr dienen. Wir sind darum bemüht, neue interessante und schöne Rosensorten zu schaffen und sind stolz, mit einer unserer Rosen eine edle Sache unterstützen zu dürfen. Das gibt uns neue Motivation, noch engagierter zu arbeiten“, so Guy Devillard.
Am 15. Juni hat das Kreisgericht in Lowetsch Huriet Suleimanow, der den tödlichen Verkehrsunfall verursacht hat, zu 15 Jahren Haft verurteilt. Doch der hat Bulgarien schon längst verlassen...
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: BGNES und Blagorodna Georgiewa
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