Der Anteil der Schattenwirtschaft in Bulgarien beläuft sich auf fast 30% des BIP, zeigt eine aktuelle Studie. Auf diesem Gebiet steht unser Land weit hinter dem EU-Durchschnitt, der bei etwa 19% liegt und weiter nach unten geht, da dort aktiv an eine Verbesserung des Geschäftsumfelds und an der Bekämpfung des Missbrauchs gearbeitet wird.
Laut dem Finanzexperten Krassimir Angarski liegt der größte Anteil der Schattenwirtschaft im Handel, in der Gastronomie und in der Baubranche. In all diesen Wirtschaftszweigen überschreiten die Geschäfte, die im Dunklen laufen, bei weitem die 30%, meint er und weiter:
"Der Anteil der Schattenwirtschaft in Bulgarien war viel größer", sagt der Experte. "Aber einige Aktivitäten sind nun ans Licht gekommen. Viele Kassenautomaten sind direkt mit dem Finanzamt verbunden, es gibt Fortschritte, aber es gibt noch einen Nachholbedarf. Es gibt ganze Wirtschaftszweige, in denen noch nichts unternommen wurde."
Neulich hat die Regierung sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Anteil der Schattenwirtschaft bis 2020 um die Hälfte zu kürzen. Vor allem wird dabei auf die Bekämpfung des Schmuggels von Waren gesetzt. Laut dem Experten hat auch die Einführung des einheitlichen Steuersatzes von 10% eine positive Auswirkung auf die Genesung der Wirtschaft gehabt, weil er leichter zu handhaben ist. Wird man durch die eventuelle Schaffung einer Finanzpolizei das Phänomen noch wirksamer bekämpfen können?
"Es gibt keine einmalige Lösung", kommentiert Krassimir Angarski. "Wir müssen komplexe Maßnahmen unternehmen, die auch wirklich wirksam sind. Dazu gehören eine einheitliche Einkommensagentur und ein Finanzgericht, wie es in anderen Ländern der Fall ist. Die Steuerbehörden arbeiten eigentlich gut, es fehlen bloß noch einige große Enthüllungen die entsprechend auch die Öffentlichkeit auf das Problem sensibilisieren werden. Noch herrscht der Meinung, dass man, auch wenn man große Steuerschulden hat, unbestraft davon kommen kann."
Der Finanzfachmann ist der Meinung, dass ein Land wie Bulgarien durchaus mit einer Einkommensagentur auskommen kann, irgendwie wollen die Behörden sich aber nicht darauf einigen.
"Ich denke nicht, dass es eigentlich einen klaren Konsens für die Bekämpfung des Steuerbetrugs gibt", berichtet Krassimir Angarski weiter. "Die bisherigen Maßnahmen wurden halbherzig durchgeführt und haben keine richtigen Ergebnisse hervorgebracht. Die Einführung einer Finanzpolizei könnte helfen, wobei sie auch eine positive Wirkung auf die Sicherheit der Investitionen auch aus dem Ausland haben wird. Vor allem aber muss der politische Wille da sein."
Und die sogenannte Schuldenamnestie? Welche Einnahmen könnte sie in die Staatskasse bringen?
"Es kommt darauf an", sagt Krassimir Angarski. "Es geht dabei nicht um den Erlass von früheren Steuerschulden, sondern um die effektive Kontrolle von wirtschaftlichen Aktivitäten. Man kann auch an verschiedenen Möglichkeiten der Verjährung von Schulden denken. Auf jeden Fall ist es besser, wenigsten etwas statt gar nichts zu bekommen."
Übersetzung: Milkana Dehler
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