In den letzten Jahren verlassen wir uns bei Überschwemmungen, großen Havarien und Krisen zunehmend auf die Hilfe von Freiwilligen – auch bei der Flüchtlingswelle, die derzeit in Richtung Europa rollt. Das Rote Kreuz ist die größte humanitäre Organisation, deren Mission darin besteht, Menschen in Not zu helfen. Sie zählt dabei auf die Unterstützung von rund 17 Millionen Freiwilligen weltweit und an die 19.000 in Bulgarien. 52 Prozent von ihnen sind junge Leute. Auf einen Mitarbeiter des Bulgarischen Roten Kreuzes entfallen 42 freiwillige Helfer.
„Die Freiwilligenbewegung macht in den letzten Jahren eine schnelle Entwicklung durch“, sagte uns die Leiterin des Bulgarischen Jugendrotkreuzes Deniza Baramowa. „Zu unserer Freude wenden sich zunehmend mehr Jugendliche an diverse NGOs und vor allem an das Jugendrotkreuz, um bei Rettungseinsätzen zu helfen. Um gut dafür gerüstet zu sein, brauchen sie aber eine jahrelange Ausbildung. Deshalb organisiert das Bulgarische Jugendrotkreuz jeden September eine Freiwilligenakademie und stützt sich dabei auch auf die internationalen Erfahrungen. In diesem Jahr wird unsere Akademie von Freiwilligen aus acht Staaten besucht. Wir gehen auf wichtige Themen wie effizientes und ethisches Leadership ein, sprechen über Vorbeugung von sozialem und sexuellem Risikoverhalten, gesunde Ernährung, psychosoziale Tätigkeit, erste Hilfe-Leistung – alles Sachen, die für unsere Organisation grundlegend sind. Die Akademie organisiert ein Sommer- und ein Wintersemester. Wir bilden jeweils 120 Jugendliche aus Bulgarien aus, die ihr Wissen an ihre Teams in den 28 Gemeinden Bulgariens weitergeben. Das ist ein Modell, das sich im Laufe der Jahre bewährt hat.“
Besonders viel Zeit und Verantwortung setzt die Vorbereitung von freiwilligen Rettungskräften voraus, die bei diversen Katastrophen und Havarien zum Einsatz kommen. Die Retter müssen spezifische Fähigkeiten und Erfahrungen mitbringen und auch wissen, wie man unter extremen Bedingungen überlebt.
„Wenn man einen Menschen in Not sieht, will man ihm ganz spontan helfen. Das liegt in der menschlichen Natur. Wichtig dabei ist aber, nicht nur effizient zu helfen, sondern das eigene Leben nicht in Gefahr zu bringen. Ich habe die Ehre, seit nunmehr über 20 Jahren das nationale Rettungsteam zu leiten, das bei unterschiedlichen Krisen, Havarien und Katastrophen zum Einsatz kommt“, sagte uns Wassil Gurew. „Wir müssen viel Engagement mitbringen und bereit sein, unsere Freizeit zu opfern. Während wir Freiwilligenhilfe leisten, verpassen wir viele andere Dinge. Dafür empfinden wir aber tiefe Genugtuung, wenn wir anderen Menschen nützlich sein können und den Dank in ihrem Augen sehen. Zu diesem Zweck müssen wir aber gut vorbereitet und fit sein und das ganze Jahr über trainieren. Die Rettungsarbeit ist eine schwierige Aufgabe. Bei einer Katastrophe sollte man mit allem rechnen. Deshalb nehmen wir in unser Team Experten in Erste-Hilfe-Leistung auf, Leute, die imstande sind, Risiken zu erkennen, mit modernen Navigationsgeräten umgehen können, sich mit Radiokommunikation und Bergrettung auskennen. Das formt uns zu einem erfolgreichen und starken Team.“
Statistischen Angaben zufolge befasst sich ca. 3 Prozent der bulgarischen Bevölkerung mit Freiwilligendienst. Was sollte man tun, um sie darin zu unterstützen?
„Wir brauchen ein Freiwilligengesetz. Es sollte eine normative Regelung geben, ohne es aber mit der Administrierung zu übertreiben. Man muss das rechte Maß finden, da die Freiwilligen eine gewisse Freiheit brauchen, um auch spontan handeln zu können. Ein akutes Problem, das seit über 15 Jahren besteht ist es, die freiwilligen Helfer von der Arbeit zu befreien, damit sie sich an Rettungseinsätzen beteiligen können“, resümierte Wassil Gurew. Ergo sind die Juristen gefragt.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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